Credit Suisse in Winterthur

Vielseitige Gestaltung der Fassade

An der Strassenecke Stadthausstraße/Bankstraße steht die Geschäftsstelle der Credit Suisse in exponierter Lage in Winterthur. Nach einer Nutzungsdauer von 50 Jahren ließ die Besitzerin das Haus für die nächsten 30–40 Jahren fit machen. Die vielseitigen Möglichkeiten des Metallbaus haben zu einer geglückten Sanierung beigetragen. Der Objektbericht wurde metallbau freundlicherweise von der Redaktion Fassade (SZFF) überlassen, der Artikel ist in der Ausgabe 3-2014 erschienen.

Hauptziele waren die energetische Fassadensanierung, die haustechnische Modernisierung, die Ausschöpfung von Nutzungsreserven sowie die Erdbebenertüchtigung. Dabei mussten auch die Umsetzung des Branch Excellence-Standards der Credit Suisse für die Kundenzonen und die gestalterisch optimale Integration des Gebäudes in das Stadtbild erfüllt werden. Durch eine subtile Aufstockung mit Übernahme von Trauf- und Gesimshöhen von Nachbarbauten erfolgte eine Volumenerweiterung, ohne den Maßstab des Geviertes zu sprengen. Der Projektauftrag an die Dahinden Heim Architekten AG wurde durch eine Jury, vertreten durch die Bauherrschaft, Fachexperten und die Abteilung Stadtgestaltung der Stadt Winterthur, aus einer Auswahl von sechs Konkurrenzprojekten zur Weiterbearbeitung empfohlen und in 20 Monaten Bauzeit umgesetzt.

Fassaden- und Gebäudetechnik optimal kombiniert

Mit einer guten, dichten Gebäudehülle und einer intelligenten Sonnenschutzanlage wird der Heiz-/Kühlbedarf minimal gehalten. Das Gebäude wurde ans Fernwärmenetz der Stadt Winterthur angeschlossen. Für die Kälteerzeugung wurde eine umweltfreundliche Propangas-Kältemaschine eingesetzt. In diesem Sinne kann das Gebäude aus energetischer Sicht als vorbildlich bezeichnet werden. Um die vielfältigen technischen und ästhetischen Ansprüche zu erfüllen, wählten die Planer die vielseitige Metall-Bautechnik für die Gestaltung der Fassade. Die Zertifizierung nach Minergie am 15.11.2013 zeigt, dass dies mit einer gelungenen Kombination von Standard-Aluminium-Fenstersystemen und integraler Planung der Gebäudetechnik erreicht werden kann.

Die Fassade gliedert sich in unterschiedliche Bereiche. Auf ein hohes, transparentes Erdgeschoss mit weitem Stützenabstand folgen 4 Etagen horizontaler Fensterbänder, zuoberst liegt subtil integriert das aufgestockte Attikageschoss.

Erdgeschoss

Längs der Stadthausstraße wurde die Fassade des Erdgeschosses nach innen verschoben, sodass ein geschützter Eingang zum Gebäude entstand. Das ca. 4,0 m hohe, transparente Erdgeschoss wird von einer Pfosten-Riegel-Bauweise getragen. Das Grundgerippe besteht aus abgekanteten Stahlblechen mit einer geschweißten Aufsatzkonstruktion. Die Dreifach-Sonnen-/Wärmeschutzgläser mit einem U-Wert von 0,6 W/m2K sowie einem G-Wert von 0,4 sind mittels spezieller Halterungen eingebaut, sodass es keine Deckleisten braucht. Dadurch entsteht mittels Structural Glazing eine elegante flächenbündige Glasfassade, die sich im Gesamten mit einem U-Wert von 0,85  W/m2K und einem Schalldämmwert von R’w von 36 dB (Ctr-6) auch technisch sehen lassen kann. Die Pfostenbereiche zwischen den großen Verglasungen und die frei gewordenen Außenstützen sind mit vollflächig emaillierten Glaselementen aus Verbund-Sicherheitsglas verkleidet worden. Die Befestigung erfolgte auf eine Unterkonstruktion aus Aluminium-U-Profilen mit horizontalen Bolzen. Die Gläser wurden mit SSG-verklebten T-Profilen versehen, so konnten sie eingehängt werden, ohne dass die Aufhängung gesehen wird. Die dunkle Farbe dieser Gläser trägt wesentlich zur eleganten Erscheinung des Eingangsbereiches bei. Die Oberfläche der sichtbaren Aluminiumteile ist matt anodisiert, die Stahlkonstruktionen sind pulverbeschichtet. Als oberer Abschluss der Erdgeschossfassade dient ein auskragendes Vordach. Dieses besteht aus tragenden Stahlschwertern, welche in der Betonstirne verankert und mit Alucobondplatten verkleidet wurden. Im Vordach integriert liegt der Krawallschutz, der als Rolltor mit doppelwandigen, leicht bombierten Aluminiumprofilen ausgebildet ist. In einem Feld an der Bankstraße wurde die Fassade vertikalisiert, indem die Verglasung bei der Kundentreppe bis ins 1. Obergeschoss führt und so einen Bezug ins obere Kundengeschoss herstellt.

Hauptfassade 1.-4. Obergeschoss

Die Fassade in den Geschossen 1–4 besteht aus ganz verschiedenen Elementen. Die großflächigen Bandfenster aus einem wärmegedämmten Ganzmetallsystem sind in eine Festverglasung und einen Flügel gegliedert. Die horizontale Gestaltung dieser Bänder wurde möglich, weil man beim Rückbau jede zweite nichttragende Fassadenstütze entfernte. Während die Festverglasung aus einer Dreifach-Wärmeschutzverglasung mit integrierten Sicherheitsfolien besteht, wurden bei den Flügeln opake isolierte Paneele eingesetzt. Die Unterkonstruktion aus mehrteiligen Stahlblechen konnte in die bestehende Brüstung verankert werden, sie ist so konstruiert, dass sie gleichzeitig die horizontale Brüstung, die Fensterbänke sowie die Storenkästen trägt. Diese ober- und unterhalb der Fenster durchlaufenden Profile stellen besondere ästhetische Elemente dar. Sie sind aus speziell für dieses Projekt präzise gezogenen Aluminiumprofilen gestaltet. Außerhalb der opaken Flügel bildet eine Lamellengitterkonstruktion einerseits ein auflockerndes Element und schützt gleichzeitig vor Absturz bei offenen Flügeln. Die elektrisch gesteuerten Verbundraffstoren vor den Festverglasungen sind in den Storenkästen verankert.

Die Befestigung der Führungsschienen erfolgt direkt in die Lamellenprofile. Die technischen Werte der Dreifachgläser (U-Wert 0,6 W/m2K; G-Wert 0,48; Schallschutz RW 39 dB (Ctr-5)) zusammen mit dem intelligenten Betrieb der Lamellenstoren sorgen ganzjährig für ein ruhiges, angenehmes Klima im Gebäude. Als die Mitarbeitenden die neuen Büroräume bezogen, mussten sie sich zuerst an die Stille in den lichtdurchfluteten Arbeitsplätzen gewöhnen. Für die Brüstung wurden an den oben erwähnten Unterkonstruktionen horizontale tragende Profile befestigt. In diesen Profilen stehen die vollflächig emaillierten Verbund-Sicherheitsgläser. Die Farbe der Gläser und die Gestaltung der Hauptfassade wirken präsent und gliedern sich doch harmonisch in die Umgebung ein.

5. Obergeschoss / Attika

Im aufgestockten, zurückversetzten Attikageschoss übernimmt ein Vordach die Trauflinie des Nachbargebäudes an der Stadthausstraße und führt diese in die Bankstraße. In der Fassade wechseln Festverglasungen mit Fenstertüren ab. Diese Elemente wurden aus isolierten Aluminiumsystemen vorgefertigt. Ein Gesamt-U-Wert von 0,85 W/m2K sorgt im Winter für eine behagliche Atmosphäre. Bei schönem Wetter und geöffneten Türen entsteht ein herrlicher Aufenthaltsbereich im Freien mit attraktiver Sicht über die Dächer der Stadt.

Im Sinne einer integralen  Gebäudetechnikplanung wurden sowohl die HLK-Anlagen wie auch die Sonnenschutzanlagen und, wo sinnvoll, die Beleuchtung mit der Gebäudeautomation gekoppelt, um funktionelle Abhängigkeiten untereinander optimal zu verknüpfen. Ein minimales Gebäudeleitsystem ermöglicht ein einfaches Betriebs- und Unterhaltsmanagement der gebäudetechnischen Infrastruktur. Das Alarmmanagement übermittelt die Störungen über einen gesicherten Pfad automatisch an die richtige Stelle. Bei den technisch anspruchsvollen Räumen wie Kassenraum mit Eingangszonen oder Konferenzsaal im 5.OG sind die technischen Einrichtungen über ein Touch-Panel bedarfsgerecht bedienbar. In den Sitzungszimmern und dem Konferenzsaal wurde eine vollintegrierte Raumautomation mit Beleuchtung, Storen- und Klimaregulierung realisiert.

Umbau auf engem Raum

Während der Bauzeit bezogen die Mitarbeitenden provisorische temporäre Büros, um Platz zu machen für die großräumigen Veränderungen. Die Liegenschaft wurde im Innern komplett ausgehöhlt, die alten Erschließungskerne wurden bis ins 2. UG abgebrochen und an neuen Standorten erdbebensicher wieder aufgebaut. Darum herum wurde eine flexible Grundstruktur wieder aufgebaut. Dass für die erheblichen Zugkräfte der Busleitungen dauernd Verankerungen vorgehalten werden mussten, sei hier nur eine Randnotiz. Für alle Beteiligten handelte es sich um einen Umbau auf engem Raum mitten in einem viel frequentierten Zentrum. In der heutigen Zeit ist es allmählich zur Gewohnheit geworden, mittels sorgfältiger Planung, Abstimmung der Anlieferungen im Takt und gegenseitiger Rücksichtnahme rationelle Baufortschritte in Umbausituationen zu erreichen.

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