Interview

Patrick Fus, Leiter Metaltec Suisse

„Die Maßnahmen für die Zukunft sind in Arbeit.“

Im Juli vergangenen Jahres hat Patrick Fus bei der AM Suisse in Zürich die Leitung des Fachverbands Metaltec Suisse übernommen, der ca. 1.100 Mitglieder zählt. Der 56-Jährige Metallbautechniker war zuvor in führenden Positionen in der Privatwirtschaft tätig.

metallbau: Seit rund einem Jahr haben Sie die Leitung von Metaltec Suisse, wie bilanzieren Sie diese Zeit?

Patrick Fus: Es ist unglaublich, wie schnell das letzte Jahr vergangen ist. Die Zeit war extrem spannend und sehr intensiv. Im Zentrum stand für mich das Verstehen beziehungsweise Kennenlernen der aktuellen Projekte meiner Mitarbeitenden sowie deren Arbeit zusammen mit den jeweiligen Kommissionen. Weiter suchte ich auch den persönlichen Kontakt zu allen regionalen Fachverbänden, über die Metaltec Suisse organisiert ist. Die Tatsache, dass ich im Verband sehr offen aufgenommen wurde, hat mir den Einstieg sehr erleichtert.

metallbau: Um welche inhaltlichen Projekte und Prozesse geht es?

Fus: Ein Hauptthema ist sicher das Erarbeiten der neuen Fachverbandsstrategie 2020+, natürlich in Zusammenarbeit mit

dem Vorstand. Im Fokus stehen aber auch aktuelle Themen wie die Überarbeitung der höheren Berufsbildung, Anpassungen innerhalb der neuen Brandschutznormen und ein konsequenter Informationsaustausch mit den Mitgliedern sowie den regionalen Fachverbänden. Ein wichtiger Punkt ist sicher auch der weitere Ausbau unseres Bildungsangebots für den Metallbau in unserem Bildungszentrum in Aarberg, das wir zusammen mit unserem Schwesterverband Agrotec Suisse führen und letztes Jahr erweitern konnten.

metallbau: Dies AM Suisse war bei Ihrem Start dabei, sich umzustrukturieren, was ist inzwischen daraus geworden?

Fus: Rückblickend kann man sagen, das Jahr 2018 war ein Konsolidierungsjahr. Der Dachverband war über die Jahre stark gewachsen, ohne dass die Organisation angepasst wurde. Es wurde erkannt, dass diese komplexen Strukturen nun analysiert und anschließend optimiert werden müssen. Dazu gehören auch die sich überschneidenden Kompetenzen der beiden autonomen Fachverbände mit dem Dachverband und in der Folge auch inkonsequente Abläufe unter den verschiedenen Gremien.

Die Neubesetzung des Präsidiums mit Peter Meier ist bei dieser Weiterentwicklung ein wichtiger Eckpfeiler.

metallbau: Welche Themen treiben Ihre Mitgliedsunternehmen sonst noch um?

Fus: Die erhoffte Abwertung des Frankens gegenüber dem Euro hat nicht im gewünschten Ausmaß stattgefunden. Der Anteil ausländischer Bauprodukte und ausländischer Firmen, die auf den Schweizer Baustellen arbeiten, ist weiterhin hoch. Der Kostendruck ist und bleibt ein Hauptproblem unserer Mitglieder. Die Digitalisierung durchdringt zunehmend auch die Geschäftsprozesse der Branche. Die Schere zwischen konventionell arbeitenden Firmen und hochentwickelten, digitalisierten Firmen geht weiter auf. Die unterschiedlichen Bedürfnisse werden mehr, und damit verbunden die Ansprüche an den Verband. Seitens Metaltec Suisse wird es eine immer größere Herausforderung, die effektiven Mitgliederbedürfnisse zu ermitteln und entsprechende Projekte zu realisieren, die all diese Bedürfnisse befriedigen. Leider können wir nicht bei allen Themen, die den Unternehmern unter den Nägeln brennen, Abhilfe schaffen.

metallbau: Drückt die Bauwirtschaft nicht auch mehr auf’s Gas?

Fus: Die Geschwindigkeit im Bau ist ein Thema, sowohl in unserer Branche als  auch in der gesamten Bauwirtschaft. Ein Treiber sind die Kosten; wer konkurrenzfähig bleiben will, muss mithalten können. Das gilt auch mit Blick auf die Digitalisierung. Nur wer sich anpasst, bleibt im Rennen. Der Wandel, den unsere Mitglieder mitmachen müssen, ist enorm.

metallbau: Und inwiefern beschäftigt sich der Fachverband mit dem Thema Building Information Modeling (BIM)?

Fus: Wir sind eingebunden in die Organisation Bauen Digital Schweiz (bauen-digital.ch) und erfahren auf diesem Weg, welchen Anforderungen unsere Mitglieder mit Blick auf BIM gerecht werden müssen. Im Stahlbau etwa ist BIM weit verbreitet. Man muss allerdings immer genau schauen, was unter BIM verstanden wird. Sinnvoll ist es sicherlich, wenn der Architekt und der Ingenieur so planen, dass sich die ausführenden Betriebe mit ihrer Werksplanung in die BIM-Arbeitsweise integrieren können.

metallbau: Wird nicht der Schweizer Markt mit vielen Auflagen wie Kautionen vor ausländischen Mitbewerbern geschützt? Ich kenne vor allem renommierte, finanziell starke Betriebe, die Aufträge aus der Schweiz übernehmen.

Fus: Das Problem mit den Auflagen haben die Schweizer auch. Die hiesigen Unternehmen müssen ebenfalls zum Teil Vorauszahlungsgarantien, Vertragserfüllungsgarantien und Gewährleistungsgarantien leisten. Zudem werden sie auch dazu gedrängt, Verträge mit angedrohten Konventionalstrafen zu unterzeichnen.

metallbau: Schützt sich die Schweiz stärker vor ausführenden Firmen aus dem Ausland oder werden Schritte in die Richtung eines europäischen Markts gegangen?

Fus: Die Schweiz hat sich geöffnet. Aber regionale Loyalität bleibt der Normalfall — zumindest in unserer Branche und bei kleineren Aufträgen.

metallbau: Welche Unterstützung bietet der Unternehmerverband bei den Änderungen, die die Harmonisierung der EU-Normen von der Branche fordert?

Fus: Unser Mittel sind vor allem Publikationen und Kurse, die wir anbieten. Derzeit starten wir in allen drei offiziellen Landessprachen mit Seminaren zur SN EN 16034. Firmen, die Brandschutz-Außentüren herstellen und diese in Verkehr bringen, müssen nach SN EN 16034 zertifiziert sein.

metallbau: Die Konjunktur für den Schweizer Metallbau läuft gut, in welchen Segmenten ist die Nachfrage besonders hoch?

Fus: Die Baukonjunktur allgemein läuft sehr gut, und es ist nicht absehbar, dass sich das so bald ändert. Im privaten Hochbau sind es vor allem die niedrigen Zinsen, welche die Bautätigkeit antreiben. Bei der Nachfrage der öffentlichen Hand ist es eher die Demografie: Der Bau und Umbau von Spitälern boomt, bei Alterswohnheimen ist es ähnlich.

metallbau: Was empfehlen Sie Metallbaubetrieben mit bis zu 10 Mitarbeitern für einen langfristigen Erfolg?

Fus: Die spezifische Herausforderung von Kleinbetrieben besteht vor allem darin, dem schnellen Wandel von technischen und regulatorischen Anforderungen gerecht werden zu können. Die Stärken von Kleinunternehmen bauen aber auch auf Kundennähe und einem regionalen Fokus. Wichtig sind zudem Aspekte wie soziale Einbindung und soziales Engagement, sowie natürlich das spezifische handwerkliche Fachwissen mit der nötigen Innovation und Lösungskompetenz, die der Kunde wünscht.

www.metaltecsuisse.ch

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