Schinnerl Metallbau

Organisiert bis aufs i-Tüpferl

Ohne Fleiß kein Preis. Aus rund 1.600 Offerten hat ­Schinnerl Metallbau im vergangenen Jahr einen faktischen Umsatz von ca. 11,5 Millionen Euro generiert. Ein enormes Wachstum zeichnet den Betrieb aus. Seit 1995 hat sich die Belegschaft verdreifacht, der Umsatz fast verfünffacht. Die Zuwächse teilen sich die Segmente Stahl-, Metall- und Aluminiumbau nahezu gleichmäßig auf.
Die Marktlage in Österreich ist zurzeit nicht einfach: die Konjunktur flau, die Arbeitslosenzahl am Zenit. „Lieferanten und ausführende Firmen aus Ungarn, Slowenien und Tschechien machen der Metallbaubranche zu schaffen“, berichtet Harald Schinnerl. Auch aus Polen, Rumänien und Bulgarien drängen immer mehr Firmen auf den Markt. Und das, obwohl in Österreich Mindestlöhne verpflichtend sind. „Die Kontrollen, dass die gesetzlichen Lohnvorgaben eingehalten werden, sind sehr streng“, betont Schinnerl. Dennoch verbessern diese Vorgaben die Chancen der heimischen Betriebe auf Zuschlag nicht wirklich. „Trotz Mindestlohn fällt die Abgabenlast der Betriebe aus den Nachbarländern meist deutlich geringer aus“, stellt ­Schinnerl fest. Der Unternehmer setzt auf das Bestbieterkonzept (siehe Seite 30), das  kürzlich gesetzlich eingeführt wurde. Gleichwohl macht sich Schinnerl nicht abhängig von Maßnahmen seitens des Staates. Abzuwarten ist nicht seine Sache. Mit komplizierten technischen Konstruktionen in hoher Qualität hat er sich eine gute Position im österreichischen Markt erarbeitet. „Einfache Elemente lassen wir von einem langjährigen Kooperationspartner fertigen“, berichtet er. Darüber hinaus verzichtet er auf Subunternehmen. Für die Ausführung auf der Baustelle beschäftigt er einen Montagetrupp von 25 Mitarbeitern.
Schinnerl ist ein kontinuierlicher Optimierer seines Betriebs. Exakt analysiert er Organisationsstrukturen oder Arbeitsab­läufe. Dabei ist er sich nicht zu schade, im Detail auszurechnen, wie lange Monteure brauchen, um am Morgen ihre Ladung fertigzumachen und ob nicht Hilfskräfte aus der Werkstatt diese Aufgabe günstiger erledigen können. Ob Logistik oder Vertrieb – Schinnerl durchdenkt mit seinen vier Führungsleuten aus den Bereichen Vertrieb, Verwaltung, Metallbau und Stahlbau alle Prozesse. Stehen Änderungen an, setzt er sie konsequent um.

Eisenhandel für Privatkundschaft

Das Geschäft für Eisenhandel ist auch ein Resultat steter Opti­mierung. „Eigentlich ist der Laden unser Magazin, aber wenn wir kleinen Firmen und Privatkunden unser Sortiment anbieten, kaufen wir günstiger ein“, erklärt Schinnerl. 2.500 Artikel – rund um Schlösser, Beschläge, Schrauben, Profile, Bleche, Schweißzubehör, Farben und Lacke – hat der Laden auf Lager. Ferner werden Dienstleistungen wie Zuschnitte, Bohrungen oder Schweißen über den Eisenhandel abgewickelt. „Die Kleinstaufträge haben unseren Technikern den letzten Nerv geraubt, aber bedienen wir diese Kunden nicht, ist dies unserem Service und Ruf nicht zuträglich.“ Die drei Mitarbeiter, die das Geschäft im Schichtdienst betreiben, registrieren zugleich alle Wareneingänge des Unternehmens. Der Handel ist in erster Linie Geschäftsstrategie, mit dem Verkauf von Eisenwaren werden lediglich 2 % vom Umsatz generiert.

Leistungsportfolio

Mit Fassaden, Fenstern und Türen ist das Portfolio klassisch, darüber hinaus runden Hochwasserschutz, Brückenbau, Dachausbau, schwere Stahlkonstruktionen, Carports sowie Komponentenbau wie beispielsweise Möbel aus Edelstahl und Vitrinen das Angebot ab. Die Referenzliste der Bahnhöfe, Wohnhausanlagen, Banken, Bildungseinrichtungen, Gewerbe- und Industriegebäude ist lang. Die Aufträge stammen zu fast 40 % aus dem Gewerbe, zu mehr als 30 % steht die öffentliche Hand dahinter und zu 16 % Wohnbaugenossenschaften. Banken und Versicherungen haben an dem Auftragspool einen Anteil von 9 % und Privatkunden 5 %.
Metallbaubetriebe, die mit komplexen Konstruktionen punkten, beispielsweise Stahlbrücken in EXC3 ausführen, brauchen ein starkes, einfallsreiches Planungsbüro in der Hinterhand: Allein elf Ingenieure beschäftigen sich mit Projektleitung und Planung. Weitere Ingenieure sind im Einkauf tätig, ca. 50 Facharbeiter schultern Produktion und Montage. Auf das Personalmanagement gibt Schinnerl besonders acht. „Skifahren, Sommerfeste oder Motorradausflüge sollen meine Belegschaft zusammenschweißen“, erzählt er. Für die Förderung seiner Auszubildenden wurde er 2011 staatlich ausgezeichnet, im Jahr 2013 hat sein Azubi Daniel Eder beim Bundeslehrlingswettbewerb den ersten Platz belegt.

Laufende Erneuerung des Maschinenparks

Die Maschinen sowohl in der Fertigungshalle für Aluminium als auch für Stahlbau zeigen die Schlagkraft des Betriebs. Eine Laserschneidanlage, zwei Abkantpressen, Schlagschere, Ent­gratungsautomat, Doppelgehrungssäge, Stabbearbeitungszentrum und Fräsanlage gehören im Aluminiumbau zur Basisausstattung. In den zwei Türmen, an denen Besucher schon von Weitem den Betrieb Schinnerl Metallbau erkennen können, lagern bis zu 400 t Bleche. Das vollautomatische Blechhochregallager hat die Abläufe in der Blechverarbeitung gestrafft. „Die Türme sind in der Mitte über einen ferngesteuerten Wagen verbunden, der aus dem jeweiligen Fach exakt das georderte Blech herausholt“, erläutert Ing. Jochen Vogel, der für den Stahlbau zuständig ist. „Zugleich kann der Wagen den Lagerbestand eines definierten Fachs wiegen, sodass wir immer einen Überblick über den Bestand haben.“
Vor der Produktionshalle für  Stahlbau sind zwei 10-t-Portalkräne für die Materialanlieferung installiert. In der Werkstatt sind die Maschinen so angeordnet, dass ein effizienter Materialfluss gewährleistet ist. Gearbeitet wird mit einer Autogenschneidanlage, einem Stabbearbeitungszentrum sowie 15 Schweißanlagen. Für dieses Jahr ist die Erneuerung der Plasma- und Brennschneidanlage sowie einer Sägeanlage geplant: „Die laufende Modernisierung des Maschinenparks steht routinemäßig auf dem Investitionsplan.“ Abgerundet wird die Ausstattung von einer Schmiede mit Esse und Amboss — inmitten von Stanzen und Bandsägen ein Hinweis auf die 175-jährige Tradi­tion von Schinnerl. „Unsere beiden Metallgestalter fertigen dort kunstvolle Schmiedeteile, und auch Privatkunden geben gerne das eine oder andere Werkstück in Auftrag“, sagt Vogel.

Fazit

Engineering  für komplexe Konstruktionen und die Ausführung in hoher Qualität stehen auf der einen Seite des florierenden Betriebs, auf der anderen geht es um die Analyse und stete Anpassung interner Abläufe. Indem Schinnerl trotz schwieriger Marktlage die Betriebsabläufe nicht aus dem Auge verliert und die fortlaufende interne Optimierung strukturell implementiert hat, gelingen ihm über Jahrzehnte hinweg erfolgreiche Geschäfte — sein Unternehmen ist stabil und von konjunkturellen Schwankungen nicht so leicht aus der Balance zu bringen.

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