Schlüssel weg? Kein Problem!

Privatkunden entdecken Transponder

In Schlössern und Beschlägen findet sich immer mehr Hightech. Der Anteil an Mechatronik steigt, die Kunden lassen sich immer öfter überzeugen, auf eine hochwertige Lösung zu setzen. Die Ansprüche an den Handwerker steigen.

„Wir setzen seit rund zehn Jahren auf mechatronische Produkte“, sagt Lothar Huber, Metallbauunternehmer in Freising. „In letzter Zeit sind diese für Privatkunden immer interessanter geworden.“ Bevor er aber in den Verkauf gehen konnte, musste der Inhaber von Huber Schließtechnik mehrere Schulungen bei den Herstellern belegen. Teilweise müssen diese sogar jährlich aufgefrischt werden. „Das ist auch gut so“, findet er. „Denn es gibt viele Tücken und Stolpersteine.“ Huber hat nicht nur Schlosser und Elektriker in seinem Betrieb, sondern sogar zwei Systemelektroniker. Insgesamt beschäftigt er 14 Mitarbeiter. „Mit der Qualifikation hört es aber nicht auf.“ Dass seine Außendienstler mit Laptop und Tablet-PC ausgestattet sind, ist für ihn längst selbstverständlich: „Das gehört dazu wie der Schraubenzieher.“ Darüber hinaus braucht es auch einen 24-Stunden-Notdienst und Beratungskompetenz: „Das erwarten die Kunden einfach von uns.“ Der Lohn sind dann auch größere Projekte mit mehreren hundert Schließzylindern. An den mechatronischen Produkten allein kann man jedoch nur schwer Geld verdienen. Das geht vor allem über Beratung und Service.

Alarm bereits beim Einbruchversuch
Mechatronische Schlösser von Abus können einen Alarm auslösen, bevor der Einbrecher Tür oder Fenster geöffnet hat. Viele Menschen leben noch in dem trügerischen Gefühl der Sicherheit, dass ein geschlossenes Fenster und verschlossene Türen schon reichen würden. „Tatsächlich braucht der Einbrecher nur fünf bis zehn Sekunden, um das Fenster aufzuhebeln“, weiß Christian Lauw, Sprecher des Schließtechnik-Spezialisten Abus in Wetter. Abus hat deshalb ein System entwickelt, das den Einbruchsversuch erkennt, bevor er erfolgreich war. Der Alarm geht los, wenn der Einbrecher rüttelt und hebelt, nicht erst, wenn er schon drin ist. „Das wird ihn in vielen Fällen abhalten und verscheuchen“, sagt Lauw.
Möglich macht dies das Hybridprodukt aus mechanischem Schloss mit elektronischer Zusatzkomponente. „Es ist natürlich wichtig, dass die Fenster richtig verankert sind“, sagt Lauw. „Ansonsten gibt es bei der Montage nicht viel zu beachten.“ Wer geübt mit den Produkten des Herstellers ist, kommt auch mit der Mechatronik klar. Für alle anderen bietet Abus an seiner eigenen Akademie Fortbildungen an.
Auch Ulrike Krüger, die die Public Relation bei Schüco leitet, bestätigt: „Trotz komplexer Technik sind die Produkte einfacher zu bedienen. Das läuft nach dem Prinzip Plug and Play“ – Technik, die funktioniert, sobald der Metallbauer sie einstöpselt. Auch Schüco bietet umfangreiche Schulungen und Seminare für die Handwerker an, meist am Stammsitz Bielefeld. Betriebsanleitungen und Online-Tutorials, etwa Erklärvideos, ergänzen das Angebot.

Die Evolution der Mechatronik
„Wir haben 2005 das erste Mal den mechatronischen Profilzylinder F9000 vorgestellt“, sagt Harald Hermann von Iseo. „Im Zuge der Weiterentwicklung wurde der mechanische Schlüssel vom Transponder in allen Variationen abgelöst.“ Transponder sind in der Regel digitale Schlüssel, die berührungslos funktionieren. Die Botschaft kommt allerdings nur zögerlich im Handwerk an. „Einige wissen immer noch nicht, dass es mechatronische Möglichkeiten des Verschließens gibt“, so Hermann weiter. Der Hersteller bietet daher sporadisch Schulungen für bis zu zwölf Teilnehmer an, die sich über die neuen Produkte informieren wollen.
Die Systeme von Iseo können per Masterkarte, Smartphone, Laptop oder am PC via Internet konfiguriert werden. Es ist also nicht zwingend notwendig, dass der Monteur mit einem Laptop ausgerüstet ist, wenn er es installiert. Auch die Montage ist für den geschulten Handwerker nicht zu kompliziert, versichert Hermann. „Der häufigste Fehler ist, dass die Betriebsanleitung nicht gelesen wird.“

Mechatronik vernetzt zentral
Dennis Konnertz findet, dass mechatronische Systeme einen deutlichen Zugewinn bieten. Der Geschäftsführer der KonnTec Sicherheitssysteme in Mönchengladbach hat kürzlich einen Großauftrag einer Baumarktkette abgewickelt. „Eingesetzt werden die Systeme jeweils an den Personaleingängen der einzelnen Filialen“, erklärt er. Dabei wird ein elektronischer Beschlag eingesetzt, der die einzelnen Zutrittsbereiche per Funkverbindung mit dem zentralen Server vernetzt. Diese elektronische Komponente wird durch die klassischen Sicherheitsbauteile ergänzt. Die Funksteuerung macht es möglich, dass hunderte Filialen der Kette von der KonnTec Zentrale aus überwacht, gesteuert und modifiziert werden. Das erlaubt es, verschiedene Türen in einem Gebäude entsprechend ihrer Hierarchie unterschiedlich zu sichern. Die Schlösser sind mechanisch verriegelbar, an bestimmten Stellen gibt es zusätzlich eine elektronische Kontrolle. So kann der Zugang nicht nur über den Schlüssel, sondern zusätzlich über ein Passwort, einen Zahlencode oder einen Transponder erfolgen.
Chipkarten haben den Vorteil, dass sie relativ leicht programmiert werden können. Der Verlust ist also kein Problem. Die Zugangsberechtigung einer verlorenen Karte lässt sich unmittelbar löschen. Deshalb ist dieses System auch in Hotels so weit verbreitet, findet aber auch im gewerblichen Bereich immer mehr Anhänger.
Doch auch sonst lassen sich die Schlüssel einfach um- oder nachrüsten. Das ist von Vorteil, nicht nur wenn jemand seinen Schlüssel verliert. Früher galt es als GAU, wenn etwa der Generalschlüssel eines Gebäudes verloren ging. In Konsequenz musste dann meistens die ganze Schließanlage erneuert werden. Das ist passé. Codes können neu eingestellt werden, Schlüssel ergänzt oder ersetzt werden, ohne dass aufwändige Neubeschaffungen anfallen.

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