Zulieferer

MLL auf Wachstumskurs

20 Mitarbeiter mehr in Ahrensburg

Aus dem Produktionsstandort in der Hamburger Liebigstraße hatte die rasante Entwicklung der Metropolregion eine begehrte Kapitalanlage gemacht. Mit unternehmerischem Geschick hat Sven Müsing diesen Gewinn im rund 20 Kilometer entfernten Ahrensburg in ein Werk mit zwei Hallen und einem Bürogebäude umgesetzt. Und sein

Bauprojekt ist noch nicht zu Ende.

MLL stellt Sonnen- und Wetterschutz aus Aluminium her. In der EDV hat die Firma rund 9.000 Kunden aus der D-A-CH-Region angelegt. Etwa 80 Prozent davon sind Metall- und Fassadenbauer, Unternehmer Sven Müsing kennt viele persönlich. Gemeinsame Projekte bespricht er gerne vor Ort beim Kunden.

Referenzen wie der Astra Turm in Hamburg, der Bürokomplex Arabeska in München, das Telehouse Haus Frankfurt, das Klinikum in Nürnberg und auf Norderney oder in London das Abford House stehen für das Renommee der Konstruktionen. Die Geschäfte florieren, für wichtige Produktsegmente wie die Lamellenfassaden oder den Wetterschutz verzeichnet MLL zweistelligen Zuwachs. Die Nachfrage wuchs über die Kapazitäten hinaus, die in den Hallen in Hamburg machbar war. Die Zeichen standen auf Ausbau und mit Blick zurück auf die vergangenen vier Jahre hat der 47-Jährige die unternehmerischen Herausforderungen erfolgreich gemeistert.

Neustart im Gewerbe­gebiet Ahrensburg

Im Dezember 2019 zog  MLL innerhalb von drei Wochen von Hamburg nach Ahrensburg. Die Produktion startete im Januar 2020. Direkt am Anschluss der Autobahn A1 gelegen, ist das Gewerbegebiet sehr gut an den Fernverkehr angebunden. Das Zentrum der Hafenstadt ist mit dem Auto 35 Minuten entfernt.

Seit dem Umzug hat der Unternehmer 20 Mitarbeiter eingestellt und seine Belegschaft auf 63 aufgestockt. Zum Team gehören auch Schwester, Mutter und Ehefrau. Vater und Firmengründer Peter Müsing ist vor etwa einem Jahr überraschend verstorben. Er legte Wert auf eine herzliche Betriebsatmosphäre. Sohn Sven hält diese Tradition hoch. „Fängt bei uns ein Mitarbeiter an, geht es um das Menschliche – was er können muss, zeigen wir ihm“, betont er. An den Arbeitsplätzen und der Einrichtung der Gemeinschaftsräume lässt sich ablesen, es ist ihm ernst damit. „Wir arbeiten zusammen, grillen zusammen und zwei Mal pro Woche macht ein Personaltrainer mit den Mitarbeitern hier im Fitnessraum Sport.“ Da überrascht es nicht, dass er im Bürogebäude das dritte Geschoss für seine Familie als Wohnung ausgebaut hat. „Die kurzen Wege zwischen Geschäft und Privat sind nicht nur in der umtriebigen Bauphase praktisch.“

Sven Müsing baut seit 2019

Der neue Firmenkomplex war zwar um ca. 1.500 m² größer als der in Hamburg, aber zusätzliche Maschinen wie das elumatec 5-Achs-Profilbearbeitungszentrum SBZ 151und der Ausbau der Montageplätze brauchten die Fläche von 3.600 m² schnell auf. Also baute Müsing kurz nach dem Neustart eine weitere Produktionshalle. Die zweite Halle mit weiteren 3.000 m² Fläche wurde im März in Betrieb genommen. Und die Erweiterung für ca. 2,1 Mio. Euro bildet nicht den Abschluss der Bauphase. Der Unternehmer zeigt auf die Bagger vor der Fensterfront, er erzählt: „Für diese dritte Halle haben wir vor vier Wochen den Spatenstich gesetzt.“


Mit dem Ziel „kurze Wege“ baut Müsing einen Steinwurf von der neuen Fertigungshalle entfernt einen Betrieb für die Pulverbeschichtung seiner Aluminiumelemente. Die Investition beläuft sich auf ca. 3 Mio. Euro, im Jahr 2024 geht die Anlage an den Start. Gesellschafter der MLL Pulverbeschichtung sind je zur Hälfte Sven Müsing und Daniel Laurich. Der Kompagnon kennt die Firma aus dem Effeff, hat bei MLL bereits seine Ausbildung und ein Duales Studium absolviert und ist heute als Prokurist, Vertriebs- und Personalleiter tätig. „Wir kennen uns seit Kindertagen von der Straße“, sagt Müsing.

Aktuell beauftragt der Zulieferer zwei Betriebe mit der Pulverbeschichtung, jährlich geht es um etwa 130.000 m² Beschichtungsfläche. „Um die Teile von unserer Fertigung zur Beschichtung und wieder zurückzutransportieren, fahren LKWs im Jahr ca. 12.000 Kilometer, hinzu kommt der Verpackungsmüll für die sichere Logistik der Teile“,  so Müsing. „Diese Kosten finden sich natürlich auf den Rechnungen unserer Kunden, zudem sind die Abläufe nicht nachhaltig.“ Und ein nachhaltiges Betriebsmanagement ist ihm ein Anliegen. So hat er eine PV -Anlage auf der Produktionshalle installieren lassen, mit der er im Jahr 2022 die Kosten vom Stromanbieter um ca. 2.000 Euro monatlich reduzieren konnte.

Metallbauer pro MLL

Elf Außendienstmitarbeiter und ein Architektenberater akquirieren in den D-A-CH-Ländern die Aufträge für die Unternehmen Lamellen- und Sonnenschutzsysteme, die unter dem Dach MLL firmieren. Rund 70 Prozent der Aufträge werden in Deutschland umgesetzt, die Volumina im Objektgeschäft betragen meist zwischen 100.000 und 500.000 Euro. Projekte wie die 7.500 m² große Fassade des geplanten Gebäudes von Bosch in Reutlingen sind eher die Ausnahme. Die Aluminiumlamellen für die Fassade hat Kassecker Stahl- und Metallbau in Waldsassen in Auftrag gegeben, im Mai starten die Montagearbeiten. Zum Auftakt der Kooperation hat Sven Müsing mit dem Montage-Subunternehmen, H. & J. Harms Sonnenschutztechnik, den Projektleiter des Metallbauers getroffen. Kassecker Stahl- und Metallbau hatte sich gegen das System entschieden, das die Planer in der Ausschreibung ausgewählt hatten, und pro MLL-Lamellen. Mit der Freude über den Auftrag verband sich der Wermutstropfen, dass die Pläne mit dem MLL-System neu gezeichnet werden mussten. „Um Zuschläge mit Planungsleistung auf unsere Kosten gering zu halten, gehört Architektenberater Jörg Panne zum Außendienst!“

Für das Objektgeschäft wie für die Lamellenfassade von Bosch werden die Aluprofile als Fixlängen auf Maß gepresst. Die Lieferzeiten der Presswerke betragen sechs bis acht Tage. „Unsere Verträge mit den Zulieferwerken sind derart gut, dass wir für unser Alltagsgeschäft je Profilgeometrie nur 500 bis 1.000 kg lagern.“ Teils bestehen die Aluminiumprofile aus einem recycelten Anteil Sekundäraluminium. „Wünschen Kunden Aluminiumprofile mit einem geringeren CO2-Fußabdruck, dann organisieren wir gesonderte Angebote“, hebt Müsing hervor.

Vom Rücklauf im Baugeschäft hört er bislang nur. Der Unternehmer hat 2022 ca. 15 Mio. Euro erwirtschaftet. Für das laufende Jahr gebe es bislang keinen Grund, von einem schlechteren Ergebnis auszugehen. Lediglich bei Großlamellen sei die Nachfrage im Jahr 2022 um bis zu fünf Prozent niedriger ausgefallen. „Das vor allem architektonisch gestaltende Bauteil wird am Ende der Baumaßnahme montiert und im Zuge von Sparmaßnahmen derzeit gerne eingespart“, erzählt Müsing. Ganz anders verhält sich die Nachfrage nach Wetterschutzgittern und Lamellenfassaden. „Für diese Bereiche hatten wir in den vergangenen zwei Jahren einen Zuwachs  jeweils von ca. 18 Prozent.“

Neue Produkte

Parallel zum Neu- und Ausbau erweitert Sven Müsing die Produktpalette. Mit dem Kauf eines Plattenlasers und einer Kantbank möchte er künftig Abschlussbleche, Verblendungen und sogenannte Tropfbleche selbst fertigen. Bislang wurden die Teile zugekauft. Auf die Trumpf-Maschine, eine Investition von 500.000 Euro, muss der Betrieb voraussichtlich über sechs Monate warten. Ab dem vierten Quartal soll das erweiterte Produktportfolio umgesetzt werden. Müsing setzt darauf, dass die bislang von diversen Dienstleistern zugekauften Bleche dann nicht mehr seine Lieferzeiten verzögern und seine Kunden von der erweiterten Wertschöpfung bei der Blechbearbeitung profitieren. MLL möchte für „Alles aus einer Hand“ stehen: Lamellen, Kantteile sowie Pulverbeschichtung.

Vor etwa einem Jahr wurde die schalldämmende Flachlamelle (Rw 12 dB) ins Portfolio eingeführt. Dank rückseitiger Steinwolldämmung reduzieren diese Lamellen den Schall um Rw 12 dB; vier Projekte mit insgesamt 1.800 m² Fassadenfläche wurden schon realisiert. „Mit dem schalldämmenden Produkt kommen wir Wünschen der Bauherren nach so wie wir in den vergangenen Jahren auf die vermehrten Anfragen nach einbruchhemmenden Funktionen mit Neuerungen geantwortet haben“, sagt Müsing. Ein Beispiel dafür ist das einbruchhemmende und absturzsichernde Wetterschutzgitter RC2 oder das Angebot des Lüftungsgitters RC3 in Größen bis zu 2x2 Meter.

Ein weiteres neues Produkt sind Lamellen-Schiebeläden, mit denen tagsüber die Überhitzung in einem Raum vermieden wird. Nachts sorgt der Wetter- und Insektenschutz mit 39% oder 52% freiem Lüftungsquerschnitt für Be-/ und Entlüftung. Dank des variablen Schiebesystems lassen sich die Elemente je nach Sonnenstand in die gewünschte Position verschieben. An der Ober- und Unterseite sind sie mittels Schienenführung beweglich gelagert. Eine automatisierte Bedienung mit Motor ist möglich.

Ausblick

Nach dem Neubau von MLL, einer Investition von insgesamt 7,8 Mio. Euro., folgt konsequent die Neuerung der Website. Für die digitale Darstellung der Firma nach dem Wechsel des Standorts gibt Sven Müsing 100.000 Euro aus. Unter der Überschrift „Wie alles begann“ ist dort zu lesen, wie Peter Müsing im Jahr 1983 MLL-Hamburg mit zwei Mitarbeitern auf 100 m² an den Start brachte und 2019 in der Hafenstadt mit zwei Werkshallen an Kapazitätsgrenzen stieß. Innerhalb von vier Jahren hat nun sein Junior in Ahrensburg die Weichen neu auf Wachstum gestellt.

www.mll-gmbh.com

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