ES Metallbau

Emrah Söhmelioglu hat Unternehmergeist

Der Moosburger Emrah Söhmelioglu sprüht vor Unternehmergeist. Mit 27 beschloss er, sein eigener Chef zu werden. Er macht dafür seinen Meister, arbeitet zugleich noch bei seinem Ausbildungsbetrieb als Werkstattleiter. Inzwischen beschäftigt er sechs Mitarbeiter. Autorin Katja Pfeiffer hat ihn besucht.

Die Werkstatt richtet er auf dem Firmengelände seines Bruders ein – auch dieser ein Unternehmer und Emrahs Vorbild. 2018 lässt sich der Metallbauer, der mittlerweile geheiratet hat und Vater geworden ist, zum Schweißfachmann ausbilden und den Betrieb nach EN 1090-2 EXC2 zertifizieren; die Geschäfte baut er stetig aus. Seit der Existenzgründung sind nun acht Jahre vergangen – eine Zeitspanne, in der sich der Ein-Mann-Betrieb zu einem siebenköpfigen Unternehmen entwickelt hat. Der Erfolg lässt es aus allen Nähten platzen, Emrah Söhmelioglu sucht nach einem neuen Standort.

Der Anfang: ein paar Maschinen in der Garage

Beim Rundgang durch die Werkstatt erzählt Söhmelioglu, wie er zu seinem ersten Auftrag kam: „2011 hat mein Bruder sein Haus gebaut und Geländer dafür gebraucht. Da haben wir überlegt: Entweder machen wir‘s über die Firma, in der ich arbeite, oder aber ich baue in unserer Garage ein paar Maschinen auf. Ungefähr 4.000 Euro habe ich damals für eine kleine Säge, eine kleine Bohrmaschine, einen kleinen Tisch und ein Schweißgerät ausgegeben. Das war für mich der Moment, an dem ich das erste Mal über eine eigene Firmengründung nachgedacht habe.“

Der Mann mit rundem Gesicht, Vollbart und runder Hornbrille sieht seinen Azubi an der Bohrmaschine stehen. „Setz die Sicherheitsbrille auf! Du weißt doch, das ist zu deiner eigenen Sicherheit“, ermahnt er ihn. Der Firmenrundgang führt weiter nach nebenan in das Lager seines Bruders – eine riesige Halle mit Regalen voller Waren, Kisten – und von dort auf das Werksgelände und in die hintere Ecke zu den Werkstücken. Alle warten sie offensichtlich auf den Abtransport: in Folie gewickelte Metallpfosten und -gitter, Treppenstufen und aufgeständerte Glasscheiben. „Irgendwann hat mein Onkel sein Haus gebaut, und auch er hat Metallarbeiten gebraucht. Da habe ich gedacht, es wäre gut, wenn ich meinen Meister hätte. Also habe ich mit meinem damaligen Chef geredet und ihm von meinem Plan erzählt. Für ihn war das kein Problem, im Gegenteil. Er hat gemeint, dass er mich danach weiter als Werkstattleiter anstellen wird“, schildert der 36-Jährige und inspiziert dabei eine Treppenstufe.

Geländer und Sonderbauten

Bis 2020 arbeitet Söhmelioglu unter der Woche weiter bei seinem alten Ausbildungsbetrieb. Doch die eigenen Aufträge nehmen ihn immer mehr in Beschlag und lasten ihn bald vollständig aus. Gut vernetzt wie der Moosburger ist, spricht sich herum, dass er sein eigenes Gewerbe eröffnet hat. Als einziger Inhaber eines Metallbaubetriebs im Ort mit türkischen Wurzeln – seine Familie kam 1974 nach Deutschland – hat er einen gewissen Bekanntheitsgrad. Außerdem ist er jemand, der auf Menschen zugeht und gern Kontakte knüpft.

„So richtig Werbung mache ich eigentlich nicht“, sagt er. „Ich arbeite mit drei, vier Baufirmen aus der Umgebung zusammen. Das sind langjährige Partner, von denen wir immer wieder Aufträge bekommen. Unsere Kunden sind aber auch die Stadt Moosburg, die umliegenden Gemeinden und Privatleute, viele junge. Sie rufen mich an, schreiben mir per Mail oder auf Instagram“, schildert er und prüft dabei, ob der Dämpfer im Deckel eines Müllhäuschens gut befestigt ist. Das Werkstück, erzählt er, werde man diese Tage ausliefern. Solche Jobs übernimmt in der Regel sein 59-jähriger Vater, Bestami Söhmelioglu. Von Anfang an war dieser mit dabei, kümmert sich um den Transport, packt in der Werkstatt an. „Wir machen alles, von der Planung bis zur Montage, fertigen Balkongeländer und französische Gitter, Vordächer, Treppen, Handläufe oder Sonderelemente.“

Ein Projekt, an dem Söhmelioglu aktuell arbeitet, ist die Einhausung eines Kassenautomaten für das städtische Schwimmbad. Ein anderer Auftrag umfasst 200 Meter Balkongeländer, die die Nachbargemeinde für ein Wohnbauprojekt geordert hat.

Ein waschechter Moosburger

Mit seinem türkischen Namen fällt der Moosburger zwar auf, für seine Geschäfte spielt das aber keine Rolle, findet er. Nur einmal, erzählt er, da habe er gemerkt, dass ein Kunde ihm einen Auftrag nicht geben wollte, obwohl sein Angebot billiger war als das der Konkurrenz. „Das ist bitter“, der Mann mit der Brille zuckt mit den Schultern, „aber da kann ich nichts machen. So sind halt manche. Die gibt es überall.“ Er ergänzt: „Fremd fühle ich mich in Moosburg nicht. Ich bin hier geboren und hier heimisch.“ Trotzdem hat Söhmelioglu seine Firma sicherheitshalber nach seinen Initialen benannt. Er denkt, dass „wenn auf der Visitenkarte als Firmenname mein voller Name steht, ruft mich der ein oder andere Interessent vielleicht doch nicht an.“

Neue Leute und viele Aufträge

Neben seinem Hauptgeschäft als Metallbauer vertreibt und vermietet der Moosburger Wohncontainer; auch sein Büro ist in einem solchen eingerichtet. An den Wänden hängen Zeitpläne und Konstruktionszeichnungen, Listen und jede Menge Notizzettel. Auf dem großen Arbeitstisch am Ende des Raumes stehen zwei Bildschirme, davor eine leere Kaffeetasse, außerdem liegen da ein Dreikant, Zettel, Maus und Tastatur. „Wir brauchen dringend einen größeren Standort. Unsere Werkstatt und mein Büro sind definitiv zu klein geworden.“ Von Corona, meint er, habe er nichts gespürt – im Gegenteil. „Ich habe laufend Aufträge und sogar neue Leute eingestellt“, so der 36-Jährige. Unter ihnen ist auch ein Landsmann; ihn und zwei andere junge Leute bildet Söhmelioglu derzeit aus. Zusammen mit ihm und seinem Vater, dem deutschen Vorarbeiter und einem weiteren festangestellten, griechischen Mitarbeiter sind sie das Kernteam von ES Metallbau.

 

Professionelles Auftreten

Worauf es ihm bei seiner Arbeit ankomme? „Das Wichtigste ist das Auftreten gegenüber dem Kunden. Dass man Fachwissen hat, sodass er merkt, ‚Hey, der hat Ahnung von dem, was er macht‘.“ Genauso entscheidend findet Söhmelioglu, dass man „sauber arbeitet, flexibel und erreichbar ist. Und dass man die Baustelle ohne Müll und ordentlich hinterlässt“. Außerdem müsse das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen. „Wenn man all das berücksichtigt, kommt der Kunde wieder. Blöd ist nur, wenn man gleichzeitig zu viele davon hat.“

Den Ausbau seiner Kapazitäten hat der Unternehmer bereits in Arbeit. Er hat sich schon bei einigen Gewerbegebieten beworben. Vielleicht wird aber auch sein Bruder in nächster Zeit auf dem Grundstück ein altes Lager abreißen und ein neues Betriebsgebäude bauen. „An Maschinen fehlen uns noch eine Biege- und eine Blechschneidemaschine, eine Abkantpresse und eine Tafelschere. Das werde ich kaufen, wenn wir uns hoffentlich bald vergrößern können.“

www.es-metallbau.de

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 03/2017

Plötzlich ohne Chef

Trotz Notfall handlungsfähig

Ohne Vorwarnung bricht Norbert Gaugel bei der Inspektion einer Baustelle zusammen. Binnen Minuten ist der Notarzt vor Ort. Doch der Inhaber eines schwäbischen Metallbaubetriebs wacht aus dem Koma...

mehr
Ausgabe 7/8/2019 Interview

Jörn Enk von Orgadata

„MES ermöglicht digitale Fertigung.“

metallbau: Was für ein Profil haben die Firmen, die ihre Werkstatt in den digitalen Workflow integrieren? Jörn Enk: Das sind durchweg unterschiedliche Firmen. Die einen haben zehn Mitarbeiter in der...

mehr
Ausgabe 10/2017 Lüchinger Metallbau

Digitalisiert und sehr persönlich

Die Lüchingers führen einen modernen Betrieb. Eine ERP-Branchensoftware hat das Unternehmerehepaar schon vor 15 Jahren eingeführt, jeder Mitarbeiter arbeitet mit Smartphone, im Büro sind...

mehr
Ausgabe 2018/11/2018 Unternehmensporträt

Bester Metallbau-Azubi 2017

Kameradschaft als Erfolgsrezept

Für den Betrieb Kahl & Schlichterle aus dem hessischen Burgwald ist es das erste Mal, dass es ein Auszubildender bis zum Bundeswettbewerb schaffte und zur großen Überraschung auch noch Sieger...

mehr
Ausgabe 04/2021 Branche

Bester Metallbauer 2020

Jonas Gaspar

Viele gehen von der Schule und wissen genau, was sie vorhaben. Doch manche sind mit der Schule fertig und stehen fast so ahnungslos da, wie vor der ersten Klasse. Bei Jonas Gaspar war es Letzteres. Er...

mehr