Vodafone Campus, Düsseldorf

Architektur spiegelt Unternehmenskultur

Die neue Vodafone Konzernzentrale in Düsseldorf ist aus funktionaler Sicht ein eigenständiger Büro-Campus. Offenheit, Teamorientierung und Innovationskraft sollen das räumliche Arrangement, die technische Fassadengestaltung und die vielfältigen „sozialen“ Nutzungen der Campus-Gebäude ausdrücken. Seitens der Architektur und Gebäudetechnik wird diese Linie durch den Einsatz energieeffizienter, hoch transparenter Systemtechnik für Fassaden und Innenausbau unterstrichen.


Der Neubau der Konzernzentrale von Vodafone Deutschland erfolgte auf der Konversionsfläche einer ehemaligen Brauerei am bekannten Business-Standort SEESTERN. HPP Architekten hatten 2003 den städtebaulichen Wettbewerb zur Neuordnung dieses Areals gewonnen. In den Jahren 2008 und 2010 wurde die Planung konkretisiert, sodass bis zur Fertigstellung im Dezember 2012 – nach 24 Monaten reiner Bauzeit – der Campus entstehen konnte.

Hochhaus und innerer Platz

Das Gebäudeensemble wird von einem ovalen, 19-geschossigen Hochhaus geprägt, das zugleich den Haupteingang signalisiert. Dieser markante Turm bildet, zusammen mit einem sich anschließenden bogenförmigen Baukörper, eine geschwungene, baulich geschlossene Stadtkante zum stark frequentierten Verkehrsknotenpunkt „Heerdter-Dreieck“. Das Hochhaus ist eine weithin sichtbare Landmarke am westlichen Tor zur Stadt.

Im inneren des neuen Headquarters ist der Ferdinand-Braun-Platz mit seinem „Berkshire Garden“ angelegt. Die öffentliche Zugänglichkeit des Platzes sowie eine Fußgängerverbindung zum Grünzug am Albertussee betonen die offene und kommunikative Haltung des Unternehmens.

Homogene, technische Fassadengestaltung

Horizontal gegliederte Fassaden mit außenliegenden Verschattungselementen aus gelochten Aluminiumblechen verleihen dem Ensemble ein homogenes Bild. Versetzt angeordnete Fassadenbänder gliedern die Riegelbebauung lebendig und integrieren die Neubauten in den städtebaulichen Kontext.

Der Campus wird über dezentrale Gebäudezugänge vom zentralen Platz und dem öffentlichen Straßenraum erschlossen. Die zentrale Adresse befindet sich im Erdgeschoss des Hochhauses am Ferdinand-Braun-Platz. Hier wird der Besucher in einem großzügigen Foyer – kombiniert mit einer Cafébar und einem Vodafone-Shop – empfangen. Im Gebäudekern werden die weiteren 18 Obergeschosse über eine 6-fache Aufzugsgruppe erschlossen. Der Hauptzugang zu allen weiteren Gebäuden des Ensembles erfolgt über kleinere, zum Platz hin orientierte Eingangshallen.

Die Gebäudetiefe von 20 Metern und ein Fassaden-/Ausbauraster von 1,25 - 1,35 m erlauben eine flexible Aufteilung in offene, kommunikative Raumstrukturen. Jede Nutzungseinheit kann beispielsweise in offene Arbeitsplatzgruppen, Besprechungs- und Kommunikationszonen und einzelne Zellenbüros unterteilt werden. Derzeit finden im Campus ca. 5.200 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Während sich in den oberen Geschossen vor allem Büros befinden, hat Vodafone für das Erdgeschoss unterschiedliche Sondernutzungen vorgesehen.

Technik- und Parkebene im UG

Der zentrale Campus ist eingeschossig unterbaut. Unterhalb der Gebäude befinden sich in erster Linie die notwendigen, dezentralen Technikräume. Unter der Innenhoffläche, angebunden an alle Gebäudekerne, bietet eine Tiefgarage 427 PKW-Stellplätze. Das zugehörige Parkhaus ergänzt das Parkplatzangebot um weitere 1.571 Stellplätze auf mehreren Ebenen.

Nördlich angrenzend an den Campus wurde im Anschluss an die vorhandene Wohnbebauung eine Vodafone eigene Kinderkrippe für bis zu 70 Kinder im Alter von 3 Monaten bis 3 Jahren errichtet.

Multifunktionale Elementfassaden

Offenheit und Transparenz als wesentliche konzeptionelle Ausdrucksformen der Architektur kommen durch den Einsatz großflächig verglaster Systemelemente in Fassaden und im Innenausbau zum Ausdruck. Oberhalb der Erdgeschosse des Hochhauses und der Bauteile A, B und C kam die Elementfassade USC 65 zum Einsatz. Genau 4.512 Fassadenelemente, ausgestattet mit neutraler Sonnenschutzverglasung, wurden montiert. Technische Besonderheiten bestehen u.a. in den im Brüstungsbereich integrierten Kippfenstern für die Lüftung, in der polygonalen Montage der Elemente im Hochhaus mit Sonderpfosten sowie in der Anbindung von feststehenden Sonnenschutzlamellen aus gerundeten Lochblechen in weiten Teilen der Fassaden der Gebäuderiegel (Bauteile A, B, C).

Im Erdgeschoss aller Bauteile wurden die Fassaden als Pfosten-Riegel-Konstruktionen realisiert. Dort und in den oberhalb angrenzenden Geschossen erfüllte man erhöhte Anforderungen an den Einbruchschutz durch Ausführung in den Widerstandsklassen RC2 und RC3 (Einbruchhemmung). In nahezu allen Bereichen sind die Verglasungen und Systemkonstruktionen absturzsicher gemäß den Anforderungen der TRAV. In ihrer besonderen Konfiguration erzielt die Fassade erhöhte Schallschutzanforderungen (R'wR bis 45 dB) und einen UCW-Wert von 1,6 W/m²K. Eine durchgehend mechanische Be- und Entlüftung aller Büroflächen bietet ganzjährig ein gutes Raumklima.

Transparenz auch beim Brandschutz

Die zentrale Entwurfsidee einer hellen, offenen Raumgestaltung setzt sich auch im Inneren der Gebäude fort und wurde selbst dort umgesetzt, wo besondere Anforderungen an den Brand- und Rauchschutz bestanden. So sind sämtliche Zugänge zu den notwendigen Treppenräumen, Flucht- und Rettungswegen sowie Aufzugschächten mit transparenten ein- und zweiflügeligen Feuerschutzabschlüssen ausgestattet. Großflächig verglaste T30- und T90-Brandschutztüren, oft mit verglasten Seitenteilen und Oberlichtern versehen, sorgen im Brandfall für Schutz vor Feuer, Rauch und Hitzestrahlung und helfen die Brandausbreitung zu verhindern. Die transparente Gestaltung dieser Elemente unterstützt zudem eine sichere Entfluchtung und Rettung, da sie Flüchtenden wie Rettern die Möglichkeit bietet, die angrenzenden Zonen unmittelbar einsehen zu können. Die rund 600 Türkonstruktionen für den Brand- und Rauchschutz wurden mit den Systemen ADS 65.NI SP, ADS 80 FR 30 und Firestop T90 ausgeführt. Eine Vielzahl der Türen wurde mit einem neuen Schlosssystem (EK Schloss) ausgestattet, das es dem Betreiber erlaubt, eine Art Tageseinstellung über einen elektrisch koppelbaren Außendrücker zu realisieren. Für alle Brandschutztüren konnten EPDs für die LEED-Zertifizierung ausgestellt werden.

Eine Besonderheit beim baulichen Brandschutz stellt die transparente Brandschutzfassade im Innenbereich des Hochhauses dar, die mit dem System FW 60+ BF realisiert wurde. Der größte Teil der genannten Systemkonstruktionen für die Fassade und den Innenausbau wurden von dem Münchner Fassaden- und Metallbauunternehmen Dobler Metallbau, Scheffer Metallbautechnik aus Sassenberg sowie Lamann aus Schüttorf gefertigt und montiert.

Zertifizierung in LEED Gold

Das Gebäudeensemble des Vodafone Campus verbindet Komfort, Ästhetik und hohe Nutzungsqualität mit erhöhten Brandschutz- und Sicherheitsanforderungen sowie nachhaltiger Energieeffizienz. Die angestrebte Zertifizierung mit dem LEED Gold Status ist Ausdruck dieser besonderen Qualitäten. Die Bauausführung wurde begleitet durch das Qualitätscontrolling der DEKRA. red

Bautafel

Projekttitel: Vodafone Campus Düsseldorf, Neubau der Konzernzentrale von Vodafone Deutschland

Bauherr: developer Objekt Düsseldorf VCD-Realisierungs-GmbH & Co. KG, Düsseldorf

Architekt: HPP Architekten, Düsseldorf

Generalunternehmer: ARGE Vodafone Campus Düsseldorf Zechbau GmbH / Ed. Züblin AG

Brandschutzkonzept: HHP West, Bielefeld

BGF: 144.525 m² gesamt

Arbeitsplätze: 5.200 (mit »desk sharing« und »home office« für 5.500 Mitarbeiter)

Wettbewerb: 1. Preis 2003

Bauzeit: 2010 - 2012

Fertigstellung: 2012

Green Building: LEED Gold (angestrebt)

Verarbeiter Fassaden: Dobler Metallbau GmbH, München; Scheffer Metallbautechnik GmbH , Sassenberg

Verarbeiter Brandschutz: Dobler Metallbau GmbH, München; Lamann & Co. GmbH, Schüttorf

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2012 Metallbau-ARGE stemmt das Großprojekt

Hand in Hand für Vodafone

In Düsseldorf wird derzeit eines der größten Büro-Bauprojekte Europas umgesetzt: der Vodafone Campus. Ab Ende dieses Jahres soll die neue Konzernzentrale von Vodafone Deutschland mehr als 5000...

mehr

Campus Lippstadt

Bis ins Detail klar gestaltet

Rund 150 Millionen Euro hat das Land Nordrhein-Westfalen in diesen Standort der Hochschule Hamm-Lippstadt investiert. Das Areal des 2014 in Betrieb genommenen neuen Hochschul-Campus liegt zwischen dem...

mehr
Ausgabe 7-8/2021

Omniturm Frankfurt

Eine Fassade mit Hüftschwung

Das Hochhaus im Frankfurter Bankenviertel, Kreuzung Große Gallusstraße und Neue Mainzer Straße hat über 54.000 m² Nutzfläche. Die ersten drei der insgesamt 45 Geschosse sind der Öffentlichkeit...

mehr
Ausgabe 1-2/2014

Alpha Rotex in Frankfurt

Eine Fassade für ca. 10 Millionen Euro

Der Entwurf Alpha Rotex stammt von Jo. Franzke Architekten. Das höchste Hochhaus am Frankfurter Flughafen hat seinen Standort in Gateway Gardens. Die Geschichte des Areals reicht zurück ins Jahr...

mehr

FC Bayern Campus

Entwicklungsraum für Talente

Auf einem 30 Hektar großen Gelände im Norden Münchens entstand in Sichtweite der Allianz Arena ein neues Sportgelände für den FC Bayern München. Das Projekt – geplant von Joachim Bauer...

mehr