Passivhaus- und Energiegewinnfenster

Ganzheitliche Bewertung

Die Planung beziehungsweise Klassifizierung eines Gebäudes als Passiv- oder Energiegewinnhaus setzt eine ganzheitliche Bewertung von Bauelementen, Sonnenschutz und Lichtlenkung voraus.

Erwartungen an das Bauteil Fenster werden immer größer. Transparenz und Funktionalität als die ursprünglichen Eigenschaften eines Fensters werden längst als selbstverständlich vorausgesetzt. Heute stehen die Einsparung von Heizenergie - also Wärmedämmung - und solare Energiegewinne im Vordergrund. Aber zunehmend gewinnt auch der Sommerfall (Kühlenergie und Sonnenschutz) an Bedeutung. Nimmt man noch spezielle Anforderungen wie Schallschutz, Blendschutz usw. hinzu, reicht ein Dutzend an Kennwerten nicht aus.
Der Fachmann wählt für die jeweilige Anwendung das optimale Produkt aus. Der Bauherr ist meist schon mit U- und g-Wert überfordert und sucht nach Orientierung. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn stark vereinfachende Energie-Label Hochkonjunktur haben. Diesem Trend kann sich auch das Fenster nicht entziehen.
 
Methodik. Nun ist ein Fenster in seinem energetischen Verhalten aber nicht so einfach wie ein Kühlschrank oder eine Glühlampe. Insbesondere ist das Verhalten im Sommer und Winter zu unterscheiden oder technisch gesagt, der Einfluss des transparenten Bauteils Fenster auf die Energieeffizienz eines Gebäudes im Lastfall Heizen beziehungsweise Kühlen. Die aktuelle Normungsarbeit (ISO 18292) beschränkt sich daher auf die Methodik und überlässt Gebäudespezifikation und Klimarandbedingungen den nationalen Stellen. Das Fenster wird dabei durch ausschließlich technische Kennwerte charakterisiert.
 
Länderspezifische Systeme. Der Verbraucher kennt die Bewertung der Energieeffizienz von der Weißen Ware. Private Initiativen in einzelnen Ländern gehen hier schon viel weiter. In angelsächsischen Ländern vergibt ein Fenestration Rating Council entsprechende Energy labels. In vielen anderen Ländern sind ähnliche Systeme in Vorbereitung (zum Beispiel in Dänemark oder Italien) beziehungsweise bewerten und kennzeichnen verschiedene Institutionen die Energieeffizienz von Fenstern nach jeweils eigenen Kriterien. Ein Beispiel ist das Schweizer Zeichen Minergie Modul Fenster.
 
PH-Zertifizierung. In Deutschland ist bei der Zertifizierung beziehungsweise Kennzeichnung von Passivhäusern (PH) die Einstufung von Elementen als Passivhaus geeignete Komponente am bekanntesten. Die Kriterien der PH-Zertifizierung von Fenstern ergeben sich im Wesentlichen aus einem für Passivhäuser geforderten Wohnkomfort im Winter. Hinzu kommt die Anforderung an erwünschte solare Gewinne. Alle weiteren Eigenschaften, insbesondere das Verhalten im Sommer, werden nicht bewertet.
 
Ganzheitlicher Ansatz. Bei einer ganzheitlichen Bewertung ist die Energie-effizienz eines Gebäudes unter verschiedenen Klimabedingungen zu beachten. Neben U-Wert und g-Wert des Fensters spielen auch Tageslichtnutzung, temporärer Sonnenschutz und Luftdichtheit eine Rolle. Dies ist durch eine Fenster-Kennzahl (Energie Performance Index) nur schwer und allenfalls bei bekannter Klimazone möglich. Meist wird daher neben einer Einstufung auch eine Reihe anderer Kennwerte bei der Kennzeichnung mit angegeben, beispielsweise beim British Fenestration Rating Council (BFRC). In jedem Fall müssen aber auch die „selbstverständlichen“ Anforderungen wie Gebrauchstauglichkeit und Produktsicherheit mit beachtet werden.

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