Ausbildung

DieGuteForm 2019

Fachrichtung Konstruktionstechnik erstmals bewertet

Zum ersten Mal wurde der Wettbewerb um den Fachbereich Konstruktionstechnik erweitert. Diesen allerersten ersten Platz sicherte sich der Münchner Benjamin Böwing mit dem Werkstück „Tischgrill“. Ebenfalls aus Bayern kommt die Erstplatzierte in der Metallgestaltung: Jasmin Sauer gewann mit einem Schlüsselträger.

Kaum zu glauben, aber es handelt sich nicht um Meisterstücke, die auf der IHM im Rahmen des jährlichen Bundeswettbewerbs „DieGuteForm – Gestaltung im Metallhandwerk“ ausgestellt werden! Das Niveau der Arbeiten ist inzwischen so hoch, dass die Gesellen besonders stolz auf ihren großen Erfolg sein dürfen. Die Sieger aus den beiden Fachbereichen Konstruktionstechnik und Metallgestaltung erhalten u.a. ein Weiterbildungsstipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Wert von 7.200 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren. Darüber hinaus wurden ihre Exponate in einem Katalog veröffentlicht und während der IHM 2019 auf dem Messestand des Metallhandwerks ausgestellt. Neben den Gewinnern wurden auch zwei Belobigungen außerhalb des Wettbewerbs ausgesprochen: an Jan Breuer für seinen „Freischwinger“ und an Felix Meier für das Werkstück „Büromöbel“.

Sieger in der Konstruktionstechnik

Der erste Platz Fachrichtung Konstruktionstechnik ging an Benjamin Böwing vom Münchner Ausbildungsbetrieb Max Jung Metallbau. Bis dorthin hat ihn seine Faszination für das Material Metall gebracht. „Ich habe früher viel mit Holz gearbeitet, aber mich dann für den Weg des Metallers entschieden, Holz ist so leicht verformbar und ich wollte mehr über ein Gebiet lernen, an das man sich als Laie nicht herantraut“, sagt Böwing. Sein Tischgrill zum Ein- und Ausklappen überzeugte nicht nur die Jury, sondern der junge Münchner sieht sich damit schon im Sommer mit seinen Freunden an der Isar grillen. „Die 19 Kilogramm“, sagt er, „stemme ich leicht.“ Ein etwas größeres Hindernis, die Isar zu erreichen, dürfte für ihn die Distanz von seinem derzeitigen Studienort Schwäbisch Gmünd sein. Dort hat er im März 2019 begonnen, Produktgestaltung zu studieren. Sein Fernziel: selbstständig sein.

Ähnlich hehre Ziele hat auch der Zweitplatzierte Anton Steinkohl – ebenfalls ein Münchner. „Auf jeden Fall will ich in der Branche bleiben und mich weiterentwickeln. Dafür stehen mir viele Wege offen und ich ziehe auch einige in Betracht wie zum Beispiel den Meistertitel, eine Technikerausbildung oder das Maschinenbaustudium.“ Zunächst aber arbeitet er als Schlosser im Betrieb Max Sondermayer. Zuvor absolvierte er seine Ausbildung in der Schlosserei Hackl, die ihn gut auf die beruflichen Herausforderungen vorbereitet hat: „Zum einen wurde ich zwei Jahre lang in diversen Bearbeitungsverfahren für Stahl ausgebildet, zum anderen hat mir mein Ausbildungsbetrieb konkret für das Gesellenstück die Möglichkeit geboten, Probestücke anzufertigen, und stand mir bei Fragen hilfreich zur Seite.“ Und das Wichtigste: der Hang zur Perfektion und die nötige Leidenschaft, dabei nicht die Geduld zu verlieren. Mit seinem Werkstück, ebenfalls ein Tischgrill mit regelbarer Zuluft, bewies der 21-Jährige, dass sich diese Eigenschaften bewähren.

Sieger in der Metallgestaltung

Metallgestalterin Jasmin Sauer erklärt ihr Erfolgskonzept: „Zu Beginn einer Arbeit stelle ich mir zunächst immer die Frage: ‚Wie gehe ich an ein Projekt heran?‘ Wenn das geklärt ist, folge ich einem gewissen Drang zum Perfektionismus. Etwas Ehrgeiz und Durchhaltevermögen helfen mir dabei, mich einigermaßen gut zu schlagen.“ Sie schlägt aber nicht nur sich selbst gut, sondern lässt in letzter Zeit auch viele ihrer männlichen Konkurrenten hinter sich. So hat sie beim Bundesleistungswettbewerb 2018 nicht nur Platz 1 in der Metallgestaltung belegt, sondern auch den Gesamtsieg geholt (siehe mb 3/4 2019). Es ist vor allem die Faszination für das Metallhandwerk, was Sauer auf Erfolgskurs gebracht hat: „Mich fasziniert die Kombination der uralten Schmiede-Handwerkstradition mit den neuesten technischen Entwicklungen und natürlich die unglaubliche Vielfalt der Metalle: Damit kann ich sowohl eigene Ideen umsetzen, aber auch Kundenwünsche erfüllen.“ Mit ihrem Schlüsselträger aus nur einem Stück Profilstahl ist es ihr gelungen, ein zweckmäßiges Kleinstmöbel zu fertigen, das gleichzeitig eine hohe skulpturale Qualität aufweist.

Auch Sascha Kusenberg aus Essen begeistert sich für den Werkstoff Metall und dessen Vielfältigkeit in der Bearbeitung: „Besonders Metall ist auf vielfältige Art und Weise form- und fügbar, was einem Handwerker viel Abwechslung und Möglichkeiten bietet, sowohl in der Ausführbarkeit als auch besonders in der Gestaltung.“ Der 25-Jährige ist begeisterter Handwerker und Schachspieler gleichermaßen. In seinem Gesellenwerkstück „Schachspiel in Gold und Silber“ schlagen sich beide Leidenschaften nieder. Sein Spielbrett besteht ganz unkonventionell aus kreisförmigen Schachbrettfeldern in Edelstahl und Messing auf schwarzem Baustahl. „Für mich war die Fertigung der Kerne für die Damen und Könige die größte Herausforderung“, erinnert sich Kusenberg. „Alle Kerne mussten zunächst in derselben Weise im selben Winkel auf Gehrung geschnitten werden. Erst dann konnte ich die Kreuze einsetzen.“ Derzeit feilt er an seinen Fertigkeiten als Schweißer beim Unternehmen Stahlkontor in Hagen: „Ich möchte auch die industrielle Seite des Metallhandwerks besser kennenlernen.“

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