Interview

Manfred Gärtner vom BVM

„Die Innungsarbeit ist zu wenig professionell!“

In den 326 Metallinnungen wird viel geleistet, vor allem von den Obermeistern. Das Netzwerken vor Ort dient dem Fortkommen der Betriebe und schließt fachliche, politische, unternehmerische sowie persönliche Interessen ein. Manfred Gärtner, einer von vier Vizepräsidenten des Bundesverbandes Metall, hat mit uns über die Aufgaben der Obermeister gesprochen.

metallbau: Was macht ein Obermeister?

Manfred Gärtner: Die Funktion des Obermeisters hat sich historisch entwickelt und bis heute bewährt. Es ist ein gewähltes Ehrenamt. Der typische Obermeister ist im Hauptberuf Unternehmer, sollte fachlich gut aufgestellt und vernetzt sein und bei schwierigen Themen ausgleichend einwirken können.

metallbau: Der Bundesverband Metall und dazu Landesverbände mit regional verschiedenen Namen wie Landesinnungsverband, Landesverband, Fachverband, Unternehmerverband Metall und Metallgewerbeverbände. Warum so uneinheitlich?

Gärtner: Auch die Organisationsstruktur des Metallhandwerkes ist historisch gewachsen. In den 13 Landesverbänden sind derzeit 326 Innungen unterschiedlichster Größen organisiert. Wir haben Innungen mit zehn und mit deutlich über 300 Mitgliedern. Hin und wieder gibt es Zusammenschlüsse, um effizienter und schlagkräftiger zu sein. Das ist aber kein Trend.

metallbau: Welche Aufgaben hat ein Obermeister und wie lange dauert die Amtszeit?

Gärtner: Zu den Aufgaben zählen: politische Interessenvertretung, Versammlungsorganisation, Finanzen, Neumitgliederakquise, Nachwuchsmessen etc. Da, wo Kreishandwerkerschaften mit einer Geschäftsstelle die Innungsbetreuung leisten, profitieren kleinere Innungen von den Synergien der handwerklichen Selbstverwaltung in der Region. In größeren Strukturen werden die Aufgaben unter den Mitgliedern verteilt. Die Wahlperioden liegen in der Regel bei vier Jahren. Leider ist Nachwuchs oft schwierig zu finden. Ein Grund ist sicherlich der Respekt vor dem zeitlichen Engagement. Froh sind wir, wenn sich jemand tatkräftig um dieses wichtige Amt bewirbt, oftmals muss sehr dafür geworben werden. Es gibt auch Obermeisterinnen, darüber sind wir in der Fachorganisation sehr froh. Wir würden uns mehr davon wünschen.

metallbau: Wie werden neue Obermeister ins Amt eingeführt, welche Unterstützung gibt es?

Gärtner: Teilweise ist es Learning-by-doing, teilweise helfen sich Innungsvorstände gegenseitig. Größere Landesfachverbände bieten auch Schulungen an, um die Obermeister fit fürs Amt zu machen. Auch Obermeistertage auf Landesebene werden darauf ausgerichtet. Der Bundesverband Metall konzipiert derzeit mit den Landesverbänden ein flächendeckendes Obermeisterschulungsangebot.

metallbau: Wie unterstützt der Bundesverband Metall die laufende Arbeit der Obermeister?

Gärtner: Wir unterstützen mit Konzepten, Materialien und Maßnahmen, beispielsweise für die Mitgliederwerbung oder die Nachwuchswerbung auf Innungsebene. Im Onlineshop gibt es unter www.metallhandwerk.de Werbematerialien, eine kostenfreie Website für Innungen oder eine kostenfreie Bilddatenbank zur Erstellung eigener Werbematerialien, inklusive einheitlicher Vorgaben. Aktuell haben wir unseren Markenauftritt als Metallverband überarbeitet und damit geschärft. Jede Innung bekommt derzeit ihr Logo unter der neu gestalteten Dachmarke. Farben, Schriften, Geschäftspapiere: alles folgt einer einheitlichen grafischen Linie. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen.

metallbau: Wie könnte Ihrer Ansicht nach die ehrenamtliche Innungsarbeit weiter professionalisiert und optimiert werden? Ist das überhaupt von den Ehrenamtlichen gewünscht?

Gärtner: Aus den Reihen der Obermeister wird an uns herangetragen, dass es an einem dauerhaften Angebot zur Professionalisierung der Innungsarbeit fehlt. Nicht nur für die Vorstände in den Innungen, sondern für alle, die sich dort engagieren. Für das richtige Angebot der Innung sind die Mitgliedsbetriebe bereit zu zahlen, das ist unsere Erfahrung.

metallbau: Kann der Bundesobermeistertag hier unterstützen?

Gärtner: Ja, und das macht er auch. Von der Konzeption her als „Bundesparteitag“ ausgelegt, hat er neben dem politischen Auftrag ein klar fokussiertes Ziel: Hilfestellung für die Arbeit der Obermeister in den Regionen anzubieten, Angebote zu vermitteln und Ideen für die Zukunft zu diskutieren. Der Bundesobermeistertag wird von den Teilnehmern als Netzwerktreffen sehr geschätzt, von dort werden Impulse für die Arbeit vor Ort mitgebracht.

metallbau: Sie selbst sind beim Bundesverband Metall ehrenamtlicher Vizepräsident und für den Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Was sollte sich beim Ehrenamt verbessern? Wie kann es zeitgemäßer werden?

Gärtner: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sinnvolle Arbeitsteilung überaus erfolgreich sein kann. Die Vermeidung von Doppelspitzen und klare Zuständigkeiten helfen. Aufgabenteilung heißt auch, dass der Obermeister delegiert, dabei auch loslässt und akzeptiert, dass Themen anders angegangen und gelöst werden, als er es selbst vielleicht getan hätte.

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