Marktübersicht

Mehrfachverriegelungen für Türen

Mehrfachverriegelungen bieten höhere Sicherheit, mehr Dichtigkeit und verschließen übergroße Türblätter. Die Marktübersicht stellt 9 Anbieter mit insgesamt 27 Lösungen vor. Die Tabelle finden Sie ausschließlich in der Printausgabe vom September oder im digitalen Archiv.

Mehrfachverriegelungen lösen bei Türen zunehmend die einfache Verriegelungstechnik ab. Das hat verschiedene Ursachen. Erstens lässt sich eine höhere Dichtigkeit gegenüber Witterungsunbilden erreichen, was auch den strengen Energieeinsparvorschriften für Gebäude Rechnung trägt. Zweitens werden Türen speziell im Objektbau immer höher. Mehrfachverriegelungen begrenzen hier u.a. die bestehende Verzugsgefahr des Türblattes und schließen zuverlässiger. Und drittens bieten Mehrfachverriegelungen eine höhere Sicherheit, z. B. in Bezug auf Brandschutz und Einbruchhemmung. Frank Zerull, Leiter Produktmanagement Verriegelungstechnik bei Assa Abloy Sicherheitstechnik, erläutert: „Es ist unstrittig, dass sich das Sicherheitsbedürfnis sowohl im privaten Umfeld als auch im öffentlichen Sektor in den letzten Jahren deutlich verstärkt hat. Gründe dafür sind allgemeine gesellschaftspolitische Entwicklungen, aber auch zunehmende Bedrohungspotenziale durch beispielsweise Naturkatastrophen, Terrorismus oder Cyberkriminalität. Dabei wird Sicherheit an sich nicht länger nur als eine nationalstaatliche Aufgabe wahrgenommen, sondern zunehmend privatisiert und verstärkt mit physischem Schutz verbunden. Diese Anforderungen spiegelt auch der Markt wider.“

Komplexe Funktionen

Mehrfachverriegelungen weisen zusätzlich zum Hauptschloss eine oder mehrere Verriegelungselemente auf. Man spricht beispielsweise von 3-fach-Verriegelungen, wenn sich oberhalb und unterhalb vom Hauptschloss noch je eine zusätzliche Verriegelung befindet. Dabei besteht eine Herausforderung darin, die Einzelkomponenten und das gesamte Schloss so zu konstruieren und zu fertigen, dass die Gebrauchsfähigkeit bzw. Zuverlässigkeit immer und fortwährend im Rahmen des bestimmungsgemäßen Gebrauches gewährleistet ist. Ausgehend vom Hauptschloss müssen alle Verriegelungselemente dauerhaft sicher auslösen und in Funktion gebracht werden – alles unter Berücksichtigung der relevanten Normen, die wiederum einen starken Einfluss auf die Konstruktion und Funktionalität des Schlosses haben. Wie beispielsweise die Panikverschlussnorm EN179/EN1125. Sie reglementiert die Auslöse- bzw. Bedienkräfte. Eine weitere Herausforderung liegt im Bedienkomfort. Frank Zerull stellt heraus, dass Mehrfachverriegelungen vom Nutzer oft als schwergängiger wahrgenommen werden. „Für die Hersteller ist es immer ein Spagat zwischen den funktionalen Anforderungen an Dichtigkeit und Sicherheit in Kombination mit der Mehrpunktverriegelung und der Bedienfreundlichkeit und Leichtgängigkeit. Bei Panikschlössern wird dies durch die EN179/EN1125 etwas geregelt, aber bei Normalfunktionsschlössern ist diese Aufgabe durchaus komplex“, sagt er.

Genaue Planung

Mehrfachverriegelungen kommen verstärkt in Zweckbauten zum Einsatz, also in Hotels, Bürokomplexen oder besonderen Sicherheitsbereichen innerhalb eines Verwaltungsgebäudes. Der Trend zu immer höheren Türen im Objektbau ist ein weiterer Grund für die steigende Nachfrage nach Mehrfachverriegelungen. „Inzwischen sind Türen mit über 2,80 Meter keine Seltenheit mehr, sondern fast schon ein neuer Standard“, stellt Frank Zerull fest. In den letzten Jahren hat auch die Nachfrage bei privaten Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie bei Mietwohnungen zugenommen.

Beim Endkunden besonders gefragt sind mechanische und mechatronische Systeme, die höchste einbruchhemmende Funktionalitäten bieten. Dazu gehören zum Beispiel motorische und drückergesteuerte Schlösser, die hohen Bedienkomfort bieten. Der wachsende Bedarf an möglichst barrierefreien Verschlusssystemen begünstigt außerdem Lösungen, bei denen Nutzergruppen wie Senioren oder Kinder nur einen sehr geringen Kraftaufwand aufbringen müssen.

Für den Metallbauer ist es wichtig, bei der Kundenberatung frühzeitig auf eventuell notwendige Verkabelungen hinzuweisen und vorausschauend zu planen. Frank Zerull bestätigt: „Je genauer die Bedarfsanalyse im Vorfeld abgestimmt wird, desto maßgeschneiderter und für den Kunden zufriedenstellender fällt dann die Lösung aus. Dazu gehört Rettungswege oder Zutrittskontrollen einzubeziehen. Bei einem BUS-System sollte beispielsweise vorab klar sein, welche Rückmeldungen vom Schloss benötigt werden. Insbesondere bei der nachträglichen Installation von Mehrfachverriegelungen in ein bestehendes Gesamtsystem sollten die Rahmenbedingungen zum Zusammenspiel von Schloss, Zylinder-Rahmenbauteilen, Türblattmaterial und Türformat bekannt sein.“

Ersatzteile und Schulungen

Mehrfachverriegelungen haben aufgrund ihrer komplizierteren Bauweise oft eine etwas geringere Lebensdauer als die früher üblichen Einsteckschlösser. Manche Produkte erreichen nicht einmal zehn Jahre. Dazu erläutert Frank Zerull: „Unsere Schlösser sind auf etwa 200.000 Schließzyklen ausgelegt und bieten somit eine sehr hohe Lebensdauer. Wenn bei sehr starkem Gebrauch doch mal Defekte auftreten sollten, bieten wir einen umfassenden Reparaturservice an.“ Er weist auch darauf hin, dass die verwendeten Schließbleche und das Türblattsystem aufeinander abgestimmt sein müssen und die elektrische Installation vor Ort fachgerecht ausgeführt werden muss. Hersteller wie Assa Abloy bieten deshalb Schulungen und Beratungen an, außerdem sind Ersatzteile langfristig lieferbar. „Ein verantwortungsvoll und nachhaltig agierender Hersteller achtet daher stets auf die Rückwärtskompatibilität seines Produktportfolios“, so Frank Zerull.

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