Interview

Stefan Hnida von creditshelf

„Wir werben mit Kundenrezensionen.“

Stefan Hnida hat sein Geschäft bei einer konventionellen Bank gelernt. Für viele Kunden ist das ein Argument für Vertrauen, wobei Hnida inzwischen ein überzeugter Online-Banker ist. Wir haben ihn nach seinen Erfahrungen mit Unternehmern und ihren Kreditanliegen gefragt.

metallbau: Wie kommen Kunden mit Ihrem Fintech-Unternehmen in Kontakt?

Stefan Hnida: Neben dem Angebot von Präsenzveranstaltungen in den größten deutschen Städten informieren sich potenzielle Kunden im ersten Schritt über das Internet und halten Ausschau nach Kundenrezensionen. creditshelf beispielsweise hat genau für diesen Fall auf YouTube Videos zu erfolgreichen Kundenfallstudien veröffentlicht. Diese sind auch in Textform im creditshelf-Magazin nachzulesen. Eine dieser Kundenfallstudien behandelt das mittelständische Unternehmen Panzer Drehtechnik. In diesem Zuge legen wir auch viel Wert auf Vertrauensarbeit, die bei uns über den persönlichen, direkten Kontakt geleistet wird. Heißt: Wenn sich bei uns ein Interessent auf der Website registriert, rufen wir in höchstens 48 Stunden  zurück und geben ein erstes Feedback. Ein Meilenstein in unserer Firmengeschichte und damit ein weiteres Zeichen unserer Professionalität: Wir sind seit Juli 2018 im Prime Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet.

metallbau: Muss man nicht davon ausgehen, dass der digitale Finanzdienstleister höhere Zinsen fordert?

Hnida: Das muss man ins Verhältnis setzen. Bankdarlehen sind meist dinglich abgesichert. Banken werden bei dinglich besicherten Krediten die erste Wahl sein, weil sie hier zu relativ guten Konditionen anbieten können. Wir hingegen vermitteln kurzfristige, dinglich unbesicherte Kredite. Wie hoch der Zinssatz in solchen Fällen ist, hängt immer vom Einzelfall ab, ist aber an die Laufzeit und die Bonität des Kreditnehmers geknüpft. Wir sichern uns jedoch ab, indem wir die Finanzierungsleitplanken, das heißt die Unternehmenskriterien, für eine Anfrage bei uns ganz klar festgelegt haben und einen großen Wert auf die Analyse der Cash Flows des potenziellen Kreditnehmers legen.

metallbau: Wie lange dauert es im Schnitt, bis das angefragte Darlehen ausgezahlt wird?

Hnida: Auch das ist in jedem Fall unterschiedlich. Im Schnitt handelt es sich um ein bis zwei Wochen, wenn die erforderlichen Unterlagen vollständig vorliegen. Nachdem letzte offene Fragen geklärt und noch fehlende Unterlagen eingereicht wurden, nimmt unser erfahrenes Kreditanalysten-Team eine umfassende Risiko- und Zahlenanalyse sowie eine individuelle qualitative Bewertung vor. Intern werden ein Scoring und ein Kreditreport erstellt. Auf dieser Basis entscheiden wir, ob wir den Kredit arrangieren können oder nicht. Der Finanzierungsbetrag wird nach Unterzeichnung der Darlehensverträge und Unterlagen über unseren Bankpartner ausgezahlt.

metallbau: Was sorgt denn Ihrer Erfahrung nach für Liquiditätsengpässe bei Firmenübernahmen?

Hnida: Beispielsweise, wenn die neuen Anteilseigner bzw. der Nachfolger Pläne haben, die mit der momentanen Finanzsituation des Unterneh­mens nicht kompatibel sind. Deswegen ist es in jedem Fall wichtig, die unternehmerischen Pläne frühzeitig im Vorfeld abzuklären und entsprechend den Kontakt mit Banken und weiteren Finanzierungspartnern zu suchen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Übernehmer eventuelle Modernisierungsmaßnahmen anstoßen will.⇥ sm ◊

Über creditshelf

Das Fintech-Unternehmen creditshelf wurde 2014 gegründet. Der Pionier digitaler Mittelstandsfinanzierung in Deutschland sieht sich in der Rolle als Arrangeur von KMU Kreditrisiken zwischen professionellen Investoren und kreditsuchenden Unternehmen. Auf einfachem und schnellem Weg werden für KMUs über eine digitale Plattform kurz- bis mittelfristige Darlehen mit Volumen von 100.000 bis 5 Mio. Euro und Laufzeiten bis zu 60 Monaten arrangiert.

Das Prinzip in Kürze: Mensch und Maschine arbeiten in einem 2-stufigen Prozess gemeinsam und kommen so zu schnelleren Ergebnissen: Klopft ein potenzieller Kreditnehmer an, greift zunächst das Herzstück von credit-shelf, die eigene Kreditanalysesoftware, die digital und im Wesentlichen automatisiert eine Vorprüfung auf Basis von Buchhaltungsinformationen, Zahlungsverkehrsdaten und Netzwerkanalysen vornimmt. Darauf aufbauend prüfen die Finanzexperten von creditshelf in der zweiten Stufe weitere auch qualitative Aspekte. Die finale Entscheidung trifft immer ein Mensch.

Wie erfolgreich dieses Geschäftsmodell ist und wie gut das Angebot angenommen wird, sieht man an den Zahlen: Das Unternehmen beschäftigt 47 Mitarbeiter (Stand Ende Q1 2019) und meldet enormes Wachstum. Für das Geschäftsjahr 2019 erwartet der Vorstand der creditshelf eine Umsatzsteigerung zwischen 90 und 130 % auf 4,4 bis 5,5 Mio. Euro. Stefan Hnida ist seit 2017 Firmenkundenbetreuer bei creditshelf und bringt mehrjährige Erfahrungen im Geschäftskundenbereich eines großen Kreditinstituts mit.

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