Agnes Hartl, AFI-Marketingleiterin

„Gerade in der Krise ist Marketing wichtig!“

Seit Juni 2024 leitet Agnes Hartl das Marketing des Aluminium-Fenster-Instituts (AFI) und fungiert als Sprachrohr des Alu- und Metallbaus in Österreich. Ein Jahr zuvor wurde das Finanzierungsmodell auf Lizenzen umgestellt. Jetzt können ausführende Betriebe Lizenznehmer werden, Zulieferer engagieren sich als Lizenzpartner. Im Interview berichtet sie, wie sich das neue Konzept etabliert hat.

metallbau: Frau Hartl, hat die Umstellung auf das Lizenzsystem bereits den Praxistest bestanden?  

Agnes Hartl: Jede Umstellung ist mit einem Anpassungsprozess verbunden. Das spürt man intern, extern bemerken das die Partnerbetriebe. Mittlerweile zeigt sich, dass das neue Modell gut angenommen wird und eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung bildet. Somit ist eine solide Basis für die Marketing-Zukunft des österreichischen Metallbaus sichergestellt.

metallbau: Hat sich während der Umstellungsphase noch der ein oder andere Optimierungsbedarf gezeigt?

Hartl: Das neue AFI-Konzept ist sehr gut durchdacht und bietet eine gute Ausgangsbasis für meine Arbeit. Jede Umstellung bringt einen gewissen Anpassungsprozess mit sich. Das eröffnet auch neue Chancen zur Weiterentwicklung.

metallbau: Im Juni vergangenen Jahres hatte AFI-Obmann Thomas Sattler darüber informiert, dass 50% vom früheren Budget, das das AFI jährlich zur Verfügung hatte, akquiriert werden konnte, wie ist Ihre Bilanz inzwischen?

Hartl: Das war ein wichtiger erster Schritt. Seither konnten wir weitere Fortschritte erzielen, wenngleich der Aufbau natürlich Zeit und kontinuierliche Gespräche mit Partnern und Unterstützern erfordert. Unser Ziel ist es, das AFI langfristig auf eine stabile finanzielle Basis zu stellen.

metallbau: Lassen sich denn die Metallbauer wie geplant verstärkt in die Pflicht nehmen?

Hartl: Ja, die Betriebe, die aktuell Lizenznehmer sind, stehen wirklich hinter dem AFI – das freut mich sehr und ist eine Bestätigung für den eingeschlagenen Weg. Ich konnte bisher zwei neue Lizenznehmer gewinnen. Neue Betriebe für das neue AFI zu gewinnen, ist allerdings kein Selbstläufer. Es erfordert Überzeugungsarbeit, gerade in der derzeit wirtschaftlich sehr herausfordernden Zeit. Zudem gab es im Umfeld des AFI einige strukturelle Veränderungen, weshalb wir uns und derzeit in einer aktiven Aufbauphase befinden. Mein Fokus liegt dabei klar auf dem weiteren Ausbau des Marketings, um das Konzept sichtbarer zu machen und das Netzwerk gezielt zu erweitern.

metallbau: Sie sind gerade einmal ein Jahr dabei!

Hartl: Es gibt erste Erfolge: Vielversprechende Gespräche mit Profilanbietern konnten erfolgreich abgeschlossen werden – eine Veröffentlichung dieser neuen Partner folgt in Kürze.

metallbau: Die Rezession der Bauwirtschaft hält auch in Österreich an, wie machen sich die rückläufigen Auftragsvolumina über mehrere Jahre hinweg im AFI bemerkbar – Marketing ist ja eigentlich nötiger denn je!?

Hartl: Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist Marketing wichtiger denn je, um Sichtbarkeit zu schaffen, Vertrauen zu stärken und eine langfristige Positionierung zu sichern. Gleichzeitig zeigt sich leider auch, dass Marketing oft zu den ersten Bereichen gehört, bei denen in schwierigen Phasen gespart wird. Die anhaltend rückläufigen Auftragsvolumina machen viele Unternehmen verständlicherweise vorsichtiger. Sie beobachten erst einmal die Entwicklung, bevor sie aktiv investieren. Hinzu kommt der hohe Alltagsdruck, der strategisches Handeln zusätzlich erschwert. Umso wichtiger ist es für das AFI, am Ball zu bleiben und den Mehrwert gezielter Kommunikation immer wieder sichtbar zu machen.

metallbau: Mit dem Weißbuch werben Sie für Aluminium als Rahmenmaterial für Fenster, Türen und Fassaden. In dem Buch wird die Nachhaltigkeit von Aluminium im Vergleich zu Holz und PVC mit einer wissenschaftlichen Studie nachgewiesen, können Sie von konkreten positiven Rückmeldungen seitens Bauherren auf das Weißbuch berichten?

Hartl: Das Weißbuch ist ein wichtiges Instrument, um die Vorteile von Aluminium als Rahmenmaterial – insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Lebenszyklus – fundiert und wissenschaftlich belegt darzustellen. Auch wenn wir nicht immer eine direkte Rückmeldung von Bauherren erhalten, hören wir doch von unseren Partnerbetrieben, dass das Weißbuch im Beratungsgespräch als Argumentationshilfe sehr geschätzt wird. So hat beispielsweise eine Rückfrage eines Bauherrn zu wirtschaftlichen und technischen Belangen, deren Beantwortung unter Zugrundelegung der Inhalte des Weißbuchs erfolgte, zur Entscheidung für Aluminiumfenster und zum Auftrag für den Lizenznehmer geführt.

metallbau: Können Sie von den langjährigen Erfahrungen des Harald Greger profitieren?

Hartl: Ja, selbstverständlich – und dafür bin ich Harald Greger sehr dankbar. Auch nach seinem offiziellen Rückzug kann ich weiterhin auf sein Wissen und seine Erfahrung zurückgreifen. Seine langjährige Perspektive ist für mich in vielen Fragen eine große Hilfe!

metallbau: Wie kooperiert das AFI mit der AMFT?

Hartl: In Kooperation mit der AMFT finden regelmäßig Seminare und Veranstaltungen statt, darunter die Reihe „Marketing, Recht, Technik“. Einige Formate konnten bereits umgesetzt werden, weitere Themen und Termine sind in Planung. Unser Ziel ist es, praxisnahe Inhalte anzubieten, die den Betrieben einen echten Mehrwert bieten und Branchentrends aufgreifen. Ende April fand beispielsweise das Fachseminar im „gbd Lab“ in Gaspoltshofen statt. Die AMFT war für die technischen Inhalte verantwortlich. Das AFI wirkte im Bereich Marketing und Kommunikation für die Metallbaubranche mit.

metallbau: Wie viele AFI-Treffen für die Lizenznehmer und -partner haben im Jahr 2024 in Präsenz und online stattgefunden?

Hartl: Im Jahr 2024 habe ich zwei AFI-Partnertreffen in Präsenz organisiert. Im Mittelpunkt standen das persönliche Kennenlernen sowie die Vorstellung meiner bisherigen und neuen Tätigkeiten und Aufgaben. Darüber hinaus ging es um die strategische Ausrichtung, Ideen zur neuen AFI-Website und meinen Schwerpunkt Social Media. Gerade in diesem Bereich arbeite ich weiterhin intensiv daran, Menschen in der Branche für digitale Kommunikation und Sichtbarkeit zu begeistern.                                                 

           

  www.afi.at

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2025 Interview

Wolfgang Krenn, AFI-Beirat

„Wir machen Markt für Aluminium!“

metallbau: In Deutschland sollen es ca. 2.500 Betriebe sein, die Aluminiumsystemprofile verarbeiten, wie viele mögen es in Österreich sein? Krenn: In Österreich schätze ich die Anzahl der...

mehr
Ausgabe 06/2024 Interview

Thomas Sattler, AFI-Obmann

„Nach Change 50% vom alten Budget akquiriert.“

metallbau: Herr Sattler, nachdem sich Systemgeber vom AFI als Geldgeber verabschiedet haben, wurde das neue Lizenzsystem eingeführt, das ausführende Betriebe finanziell stärker in die Pflicht...

mehr
Ausgabe 1-2/2023 Österreich

AFI startet Lizenzsystem

Gemeinsam und fair geht mehr für alle

metallbau: Für wie viele Betriebe kommt eine Lizenz in Frage? Harald Greger: Die Lizenzleistungen der Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER beziehen sich ab sofort auf die gesamte österreichische...

mehr
Ausgabe 06/2024 Interview

Martin Hartl, Unternehmer

„Wir verdanken unserer Pressearbeit viel!“

metallbau: Sie haben vor Kurzem ein neues Betriebsgebäude eingeweiht, wie ist die aktuelle Situation Ihrer Firma? Martin Hartl: Das Unternehmen ist vor zwei Jahren an einen neuen Standort umgezogen....

mehr