Interview

Wolfgang Krenn, AFI-Beirat

„Wir machen Markt für Aluminium!“

Bevor sich der ehemalige AFI-Geschäftsführer Harald Greger 2024 in den Ruhestand verabschiedet hatte, gelang ihm die Umstellung des Finanzierungsmodells auf Lizenzen, zu viele Zulieferer hatten sich aus dem Fördersystem verabschiedet. Zur aktuellen Situation haben wir bei Wolfgang Krenn nachgefragt. Er ist Geschäftsführer der Firma Karl Leicht in Graz, Lizenznehmer und AFI-Beirat.

metallbau: In Deutschland sollen es ca. 2.500 Betriebe sein, die Aluminiumsystemprofile verarbeiten, wie viele mögen es in Österreich sein?

Krenn: In Österreich schätze ich die Anzahl der Metallbaubetriebe auf ca. 200.

metallbau: Wie geht es konjunkturell diesen Tür-, Fenster- und Fassadenbauern? Gibt es große regionale Unterschiede in Österreich?

Krenn: Durch den Ukrainekrieg, die nachfolgende Inflation und die KIM-Verordnung ist der private und genossenschaftliche Wohnbaumarkt eingebrochen. Leider hilft eine über dreijährige Industrierezession in Österreich der Investitionsfreude nicht weiter. Ich denke, wir werden uns auf noch gut eineinhalb schwierige Jahre einstellen müssen. Es gibt hier regionale Unterschiede. Im Raum Graz ist der Einbruch sichtbar, es sind weit weniger Kräne im Stadtbild sichtbar, die großen Projekte fehlen.

metallbau: Die Bauwirtschaft, auch der Markt für Metallbaubetriebe, schwächelt nach wie vor. Eigentlich müssten ausführende Betriebe froh sein, wenn sie durch das AFI beim Marketing unterstützt werden, ist das so? Beziehungsweise weshalb werden die Chancen von Marketing immer noch nicht erkannt und umgesetzt?

Krenn: Das AFI kann den Markt für den gesamten Metallbau vergrößern. Wir kommunizieren den Werkstoff Aluminium an Bauherren und Planer, mit seinen ökonomischen und ökologischen Vorteilen. Dadurch wird der Markt größer und, kurz gesagt, werden langfristig für alle Metallbauer mehr Aufträge entstehen. Dazu braucht es aber einen Schulterschluss der Branche, wir müssen gemeinsam die Kommunikation führen. Ich denke auch, dass der Metallbauer an und für sich in der Komplexität unseres Gewerks so verhaftet und gefangen ist, dass für Überlegungen in Richtung Marketing oft keine Kapazitäten mehr vorhanden sind. Gerade hier kann uns das AFI unterstützen, indem diese Kommunikation durch das Sprachrohr AFI in die Zielgruppen gebracht wird. Meine Vision ist, dass Metallbauer, Profilsystemhersteller, Zulieferbetriebe im Bereich Glas, Beschläge etc. an einem Strang ziehen und über das AFI–Branchenmarketing betreiben.

metallbau: Herr Krenn, Sie sind nicht nur Lizenznehmer, sondern auch als Mitglied im AFI-Beitrat, also in der Vorstandschaft tätig – wie viel Engagement fordert der Posten und welche Möglichkeiten sehen Sie, auf diese Weise die Branche mitzugestalten?

Wolfgang Krenn: Ich möchte als Beirat des AFI mein Engagement nutzen, um die Vorteile des Metallbaus in der Nachhaltigkeit zu verbreiten. Wir verarbeiten mit Aluminium im Grunde eine Feststoffbatterie, welche mit 5% des ursprünglichen Energieeinsatzes immer wieder neu verwendbar ist. Das sehe ich als unseren größten Vorteil gegenüber anderen Fenster/Tür/Fassadenwerkstoffen. Wir können hier aktiv zu einer Reduzierung der Treibhausgase beitragen, indem wir neue Aluminiumelemente aus End-of-Life-Material herstellen und Kreislaufwirtschaft betreiben.

metallbau: Was hat das AFI seit Ihrem Engagement für die Branche erreicht?

Krenn: Das AFI betreibt durch Agnes Hartl ein hervorragendes Branchenmarketing, zielgruppengerecht vor allem auf Social-Media-Kanälen und auf die Nachhaltigkeit von Aluminiumelementen ausgerichtet. Darüber hinaus wird kommuniziert, was der Metallbau alles schafft. Wir können von komplexen Gebäudehüllen bis zu Skulpturen alles machen.

metallbau: Können Sie ein bisschen erläutern, inwiefern Ihr Betrieb Karl Leicht in Graz als Lizenznehmer beim AFI im vergangenen Jahr profitiert hat und künftig profitieren wird?

Krenn: Tatsächlich in vielfacher Hinsicht. Nicht nur, dass das AFI für die gesamte Branche und den Werkstoff Aluminium Marketing betreibt. Es gibt das Angebot an jeden Lizenznehmer, sich vom AFI kostenlos eine APA-OTS-Meldung als Unternehmensvorstellung zum Beispiel für eine Projektpräsentation erstellen zu lassen und über den AFI-Zugang zum OTS an die Journalisten auszuspielen. Kostenlos. Darüber hinaus ist das Netzwerk des AFI ein großer Punkt: branchenintern zu Oberflächenbetrieben und darüber hinaus zur ÖGNI und IG Architektur.

metallbau: Aus welchen Erfahrungen heraus, die Sie als AFI-Lizenznehmer haben sammeln können, empfehlen Sie Ihren Unternehmerkollegen, eine Lizenz zu erwerben? Gibt es Ihrer Meinung nach auch einen Mehrwert, der sich nicht algebraisch verifizieren lässt und der sich in der heutigen Zeit schwer an Handwerksbetriebe verkaufen lässt?

Krenn: Eine Lizenz des AFI kann ich jedem Metallbauer, Systemhaus und Lieferanten nur wärmstens ans Herz legen. Der Mehrwert ist einerseits messbar, indem man das Angebot der individuellen Marketingbetreuung nutzt, aber weit darüberhinausgehend hilft das AFI die Aufmerksamkeit für Aluminium zu erweitern und somit den gesamten Metallbaumarkt zu vergrößern. Mit dem Aluminium-Architektur-Preis stiftet das AFI einen österreichweit begehrten und beachteten Architekturpreis. Für alle Teilnehmer, aber vor allem für die Gewinner ist das ein großartiger Werbeeffekt, da diesem Preis in den Branchenmedien große Aufmerksamkeit zuteilwird.

metallbau: Wie ist Ihr Eindruck hinsichtlich der nachhaltigen Bewertung von Aluminiumsystemprofilen? Gibt es konkrete Rückmeldungen von Bauherren, die gezielt im Hinblick auf den Lebenszyklus Aluminiumsystemprofile genutzt haben? Kann das AFI-Weißbuch überzeugen?

Krenn: Im Zuge der EU-Taxonomieverordnung ist die Nachhaltigkeit Pflicht. Der Bau ist für etwa ein Drittel der CO2-Ausstöße verantwortlich und wir können hier durch den Einsatz von Aluminium aktiv bei der Reduktion mitwirken. Das Ziel muss eine Kreislaufwirtschaft sein. Von Bauherren kommen immer mehr Anforderungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit und bei zertifizierten Gebäuden ist der Nachweis des Einsatzes von recyceltem Aluminium erforderlich. Das Weißbuch ist hier ein wesentliches Tool, um die Vorteile des Metallbaus, des Werkstoffs Aluminium gebündelt zeigen zu können. Das Weißbuch dient als Entscheidungshilfe für den Bauherren, für den Architekten. Die Kreislaufwirtschaft ist eine große Chance für die Metallbaubranche, da wir hier unsere Expertise beginnend bereits beim Urban-Mining einsetzen können.               

www.leicht.co.at

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