Energiekosten reduzieren

Die Energiekrise managen

Der energieintensive Metallbau ist von den gestiegenen Energiepreisen stark betroffen. Glücklich ist, wer sparen kann. So konnte Metallbau Lührmann aus Laage durch massive Einsparungen seine Energiekosten sogar senken. Ein anderes Unternehmen sparte vor allem Heizkosten und senkte den Strombezug durch eine Photovoltaikanlage am Betrieb (s. Infokasten).

Doch nicht alle haben solche Möglichkeiten. So zeichnet die IHK Niederbayern in ihrer Vollversammlung Ende letzten Jahres ein dramatisches Bild: „Die schlimmste Energiekrise seit Jahrzehnten bedroht die Existenz einer täglich wachsenden Zahl von Betrieben aus allen Branchen und damit auch eine Vielzahl von Arbeitsplätzen. Unsere Wirtschaftsstruktur und unser Wohlstand in Deutschland geraten zunehmend in Gefahr – Produktionsstopps, Wertschöpfungsverluste und die Verlagerung von Produktion ins Ausland sind die Folgen.“

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat in seinem Papier „Die Folgen des Kriegs in der Ukraine und der Energiekrise für Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Deutschland“ (11/2022) untersucht, wie der Ukrainekrieg und die Energiekrise sich auch längerfristig auf Deutschland auswirken könnten. Energie- und Rohstoffpreise stiegen infolge des Ukrainekrieges und der Sanktionen um bis zu 80 Prozent. Daher liegt die Wirtschaftsleistung in diesem Bereich deutlich niedriger als in einem rein theoretischen Vergleichsszenario ohne Preiserhöhungen. 

In dem Papier heißt es: „Bis 2030 verliert die deutsche Wirtschaft auch ohne einen kompletten Gas-Lieferstopp über 260 Milliarden Euro an Wertschöpfung, die durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise nicht realisiert werden kann.“

Gas- und Strompreisbremse

Um die Auswirkungen der gestiegenen Kosten einzudämmen, wurde seitens des Staats die Gas- und Strompreisbremse eingeführt. Eine Referentin des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat hierzu genaue Informationen:

„Haushalte und kleinere Unternehmen, die weniger als 1,5 Mio. kWh Gas verbrauchen, erhalten 80 Prozent ihres im September 2022 prognostizierten Jahresverbrauchs zu einem garantierten Bruttopreis von 12 ct/kWh Gas. Fernwärmekunden erhalten ebenfalls 80 Prozent ihres prognostizierten Verbrauchs zu einem garantierten Bruttoarbeitspreis von 9,5 ct/kWh. Für Verbräuche oberhalb dieser Kontingente gilt jeweils der vertraglich vereinbarte Preis. Unternehmen mit einem Gasverbrauch von mehr als 1,5 Mio. kWh im Jahr erhalten 70 Prozent ihres Gasverbrauchs, bezogen auf ihren Verbrauch im Jahr 2021, zu einem garantierten Netto-Arbeitspreis von 7 ct/kWh. Wärmekunden erhalten 70 Prozent ihres Verbrauchs, der dem September-Abschlag 2022 zugrunde liegt, zu einem garantierten Arbeitspreis von 7,5 ct/kWh.“

Gas- und Wärmepreisbremse für KMU

Wie stark unterstützt werden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Erstens, wie viel Gas und Wärme man bisher verbraucht hat. Weiterhin ist entscheidend, wie viel man dieses Jahr verbraucht und drittens, wie hoch der Preis im Vertrag ist.

Die Gaspreisbremse senkt die monatliche Gasrechnung. Im Normalfall berechnet sich der Abschlag auf Basis des bisherigen Gasverbrauchs. Jeden Monat bezahlt man für ein Zwölftel des prognostizierten Jahresverbrauchs. Mit der Gaspreisbremse werden dann 80 Prozent des Verbrauchs zu 12 ct/kWh abgerechnet.

Die Entlastung erfolgt unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch, damit sich Gaseinsparungen lohnen. Bundesweit greift die industrielle Gas- und Wärmepreisbremse für etwa 25.000 Unternehmen. Die Preisbremse soll auf die energetische und die stoffliche Nutzung des Gases angewendet werden, also unabhängig davon, wie das Gas im Unternehmen verwendet wird.

Härtefallregelung

KMU erhalten zusätzliche finanzielle Unterstützung, wenn sie die Energiekrise besonders hart trifft. Der Bund stellt den Ländern zu diesem Zweck über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds bis zu einer Milliarde Euro zur Verfügung. Die Bewilligungsstellen der einzelnen Bundesländer bearbeiten die Anträge. Die Hilfen können in sieben Ländern schon jetzt beantragt werden, in den übrigen wird das in den nächsten Wochen möglich sein.

Energieeffizienzberatung und -umsetzung

Die Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ist bis zum 31.12.2025 verlängert und wird mit rund 900.000 Euro pro Jahr im Rahmen einer Zuwendung finanziert. Die MIE Förderung umfasst insgesamt eine Summe von rund 2,8 Mio. Euro.

Die MIE bietet Energieeffizienzdialoge
und das Energiebuch

Mit den Energieeffizienzdialogen bietet die MIE Betriebsinhabern konkrete Hilfestellung durch Information vor Ort. Durch die Gespräche sollen Möglichkeiten, Energie zu sparen, erkannt und die Energieeffizienz der Unternehmen verbessert werden. In der Beratung werden wirtschaftlich sinnvolle Einsparpotenziale in den Bereichen Gebäude, Anlagen und Nutzerverhalten aufgezeigt.

Zur detaillierten Maßnahmenplanung und Umsetzungsbegleitung wird dann in einem zweiten Schritt über den Energieeffizienzdialog zu freien und spezialisierten Beratern vermittelt.

Das Energiebuch hilft Geschäftsführern kleiner und mittlerer Unternehmen, Energieverbrauchsdaten auszuwerten. Hier erhält man einen Überblick über die wesentlichen Betriebsdaten. Von der Erfassung der Energiekosten über die Betrachtung von Maschinen und Fuhrpark bis hin zur Auswertung der CO2-Emissionen können verschiedene Aspekte aufgezeichnet werden.

Übersicht Förderprogramme

Eine Übersicht über die möglichen Förderprogramme für KMU listet der sogenannte „Förderkompass“. Zudem werden  Förderungen für E-Automobile und E-Lastenräder und Fahrradanhänger erläutert. Die Broschüre kann man sich auf der Webseite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unter dem Stichwort „Förderkompass 2023“ als PDF herunterladen oder auf www. metallbau-magazin.de.

Stahlbauer moniert ­Förderdschungel

Ein Stahlbauunternehmen in Baden Württemberg, das anonym bleiben möchte, teilte der Redaktion zu den gestiegenen Energiekosten Folgendes mit:

„Von 2020 auf 2021 sind die Energiekosten für unseren Betrieb um 12,5 Prozent gestiegen. Von 2021 auf 2022 stiegen die Kosten um ca. 60 Prozent. Als Konsequenz sparten wir vor allem Heizkosten ein. Dadurch, dass wir Anfang 2022 eine Photovoltaikanlage in Betrieb nahmen, konnten wir den Strombezug deutlich reduzieren. Besonders bei den Zulieferelementen Stahl-, Korrosions- und Brandschutz erfuhren wir seit 2020 sehr hohe Preissteigerungen. Die Stahlbezugskosten konnten wir in den meisten Fällen an die Kunden weitergeben. Bei Angebotsausschreibungen stehen wir natürlich im Wettbewerb mit unseren Konkurrenten und so lassen sich nicht alle Preissteigerungen weitergeben. Von staatlicher Seite nutzen wir die staatliche Förderung der Elektromobilität und Ladetechnologie. Besonders hilfreich wäre es für uns Unternehmer, wenn Fördermöglichkeiten leichter zugänglich gemacht würden und sich der Förder-dschungel lichten würde.“

Thomas Lührmann zu den Energiekosten

Wir haben bei Metallbau Lührmannn nachgefragt, wie das Unternehmen mit den gestiegenen Energiepreisen umgeht und überraschende Antworten erhalten. Der Familienbetrieb konnte seine Kosten in den letzten Jahren beträchtlich senken. Thomas Lührmann beschäftigt 103 Mitarbeiter und hat einen Jahresumsatz von ca. 10 Mio. Euro. Lührmann beliefert die ganze Welt mit Bauteilen aus Stahl, Edelstahl und Alu – vom kleinen Laserzuschnitt bis hin zu komplexen Baugruppen.

metallbau: Um wie viel Prozent haben sich die Energiepreise von Metallbau Lührmann von 2020 auf 2021 und dann auf 2022 erhöht?

Thomas Lührmann: Die Energiekosten unseres Betriebs sind von 2020 auf 2021 nicht gestiegen, sondern um ca. 34% gesunken und von 2021 auf 2022 um weitere 25%. Wir haben angesichts der gestiegenen Energiepreise zahlreiche Einsparungen vorgenommen. Vor allem haben wir strategisch Strom und Gas beschafft, um von günstigen Preisen zu profitieren. Dadurch konnten wir eine Erhöhung der Energiekosten vermeiden. Wir haben jedoch keine eigene Energieerzeugungslösung gefunden.

metallbau: Welche Preissteigerungen – z.B. Materialkosten oder Energiekosten  – werden an die Kunden weitergegeben?

Lührmann: Einige Preissteigerungen von Fremdfertigung und Materialkosten haben wir an unsere Kunden weitergegeben, insbesondere wenn keine langfristigen Verträge bestanden. Die höchsten Preissteigerungen seit 2020 traten bei Fremdvergabeleistungen wie Verzinken und Pulverbeschichten auf. Hier haben wir jährlich steigende Kosten verzeichnet und mussten teilweise unsere Lieferanten wechseln bzw. neu verhandeln.

metallbau: Wie reagieren Ihre Stammkunden auf die Preissteigerungen?

Lührmann: Unsere Stammkunden reagieren unterschiedlich auf die Preissteigerungen. Durch persönliche Gespräche, offene Kalkulation und Strukturanalysen versuchen wir, ihnen die Gründe für die Preissteigerungen zu erläutern und so ein Verständnis dafür zu schaffen.

metallbau: Gab es weitere spezielle Herausforderungen, die die Zeiten hoher Energiekosten für Ihren Betrieb mit sich brachten?

Lührmann: Die Verfügbarkeit von Materialien, insbesondere Blechen, war ein großes Problem. Glücklicherweise hat sich diese Situation Ende 2022 wieder normalisiert.

metallbau: Welche Angebote und Fördermaßnahmen des Staates für die Transformation in der Energiewende nutzen Sie?

Lührmann: Wir nutzen keine spezifischen Angebote oder Fördermaßnahmen des Staates.

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