Bauverlag Fachforum

Absturzunfälle vermeiden

Nachbericht zum Fachkongress für Absturzsicherheit

Wie man Risiken für Absturzunfälle minimiert und Mitarbeiter davon überzeugt, sich richtig abzusichern, zeigte der 4. Fachkongress für Absturzsicherheit in Hamburg. Knapp 250 Teilnehmer/innen kamen vergangenes Jahr zur der Veranstaltung, die über das Thema Absturzsicherheit informiert.

Um mehr Sicherheit auf Baustellen und speziell im Umgang mit Gerüsten zu schaffen, wurden im vergangenen Jahr die Technischen Regeln für Betriebssicherheit TRBS2121 überarbeitet und verschärft. Die wesentlichen Neuerungen fasste Marco Einhaus in seinem Vortrag noch einmal zusammen. So sollten bei Gerüsten ab einer Aufstiegshöhe von mehr als fünf Metern Treppen, Aufzüge oder Transportbühnen statt Leitern genutzt werden. Neu ist auch die Forderung, dass bei durchgehender Gerüstflucht auf der obersten Gerüstlage ein einteiliger Seitenschutz oder ein Montagesicherungsgeländer verwendet werden muss, bevor von dort aus weiter montiert werden darf. Einige Gerüstsysteme, etwa das „Peri Up Easy“ der Peri GmbH, bieten die Möglichkeit, mit einem vorlaufenden Geländer oder Gitter einen Seitenschutz vorzurüsten, bevor die oberste Gerüstlage überhaupt betreten wird. Ausgenommen von der Regel sind Gerüste an Erkern oder Balkonen, hier sollte Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz genutzt werden. Bevor diese eingesetzt wird, sollte eine Gefährdungsbeurteilung erstellt und die Mitarbeiter im Umgang mit der PSAgA unterwiesen werden.


Nur noch Stufen, keine Sprossen

Für Leitern gilt nach der neuen TRBS2121: Wird die Leiter als Arbeitsplatz genutzt, muss der Beschäftigte mit beiden Füßen sicher auf einer Stufe oder Plattform stehen. Das Arbeiten von Leitern mit Sprossen ist nicht mehr zulässig, ebenso das Arbeiten von der Leiter ab fünf Metern Arbeitshöhe. Wird die Leiter als Zugang zum Arbeitsplatz genutzt, dürfen damit keine Höhenunterschiede von mehr als fünf Metern überwunden werden. Die BG Bau fördert die Anschaffung von Stufen-Schiebeleitern, leichten Plattformleitern, Bautreppen und kleinen Hubarbeitsbühnen als Alternativen zu herkömmlichen Leitern. Kleine, leichte Höhensicherungsgeräte und geeignete Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) werden ebenfalls mit Arbeitsschutzprämien bezuschusst, in Verbindung mit erfolgreicher Teilnahme an einer Schulung zum Umgang mit PSAgA. Mehr Informationen zu den Arbeitsschutzprämien der BG Bau finden Sie unter www.bgbau.de/service/angebote/arbeitsschutzpraemien.


Umfangreiche Höhenzugangskonzepte

Über die Planung und Ausführung von Absturzsicherheitseinrichtungen berichtete Architekt Tim Hupe in seinem Vortrag. Als Beispiele für bereits umgesetzte Konzepte nannte er die Allianz Arena in München und das Congress Center in Hamburg. Die Stahlkonstruktion der Allianz Arena wurde mit Kunststoffmembranen verkleidet, dafür kamen unter anderem Hubsteiger, Dachfangnetze und PSAgA zum Einsatz. Für das Congress Center Hamburg musste ebenfalls ein umfangreiches Höhenzugangskonzept entwickelt werden, etwa für die Fensterreinigung. Diese erfolgt bei geschlossenen Fenstern von außen per Hubarbeitsbühne, bei Fenstern die sich öffnen lassen von innen mithilfe von Anschlagpunkten und PSAgA.


Die Arbeit einer Höhenrettungsgruppe

Tobias Slabon gab in seinem Vortrag auf dem Kongress einen Einblick in die Arbeit der Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr Hannover. Er ist für das Sachgebiet Gebäude- und Sicherheitstechnik der Berufsfeuerwehr Hannover verantwortlich und seit 2009 aktiver Höhenretter. Zu der Einheit der Feuerwehr Hannover zählen 45 aktive Höhenretter. Wer in die Höhenrettungsgruppe kommen wolle, müsse nicht nur schwindelfrei sein und eine schnelle Auffassungsgabe haben, erklärte Slabon, sondern auch eine 80stündige Grund- und eine 80stündige Zusatzausbildung absolvieren. Arbeitsunfälle im Hoch- und Tiefbau, technische Hilfe bei Sturmschäden und das Retten von Personen aus Tunneln, Schächten und von hohen Gebäuden – die Einsatzgebiete der Höhenretter sind vielfältig. Wer die Höhenretter der Feuerwehr Hannover und andere Höhenrettungsgruppen in Aktion erleben möchte, der sollte am 20. Juni 2020 den nationalen Leistungsvergleich der Höhenretter auf der Messe Interschutz in Hannover besuchen.

www.interschutz.de/de/rahmenprogramm/wettbewerbe-awards





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