Container- und Modulbau

Herausforderungen und Chancen

Vorgefertigte Raumelemente, die auf der Baustelle lediglich zusammengefügt werden, sind im Einfamilienhausbereich längst bekannt. Seit einigen Jahren setzt sich das Bauen mit Containern und Raummodulen auch im Gewerbe- und Wohnungsbau durch. Das Angebot reicht von temporären Unterkünften, wie Baustellencontainern, über Interimsunterkünfte bis hin zu Gebäuden.

Klassische Standardcontainer kommen meist zeitlich begrenzt zum Einsatz, in der einfachsten Ausführung etwa als Wetterschutz, als Baustellencontainer oder als temporäre Raumlösung. Im Vordergrund stehen schnelle Verfügbarkeit und Mobilität. Für längere Interimslösungen können vorgefertigte und komplett ausgestatte Container zu einem Gebäude zusammengefügt werden. Etwa, wenn bei einer größeren Sanierungsmaßname über mehrere Monate oder Jahre ein Ausweichgebäude erforderlich ist. Wird die Interimslösung nicht mehr gebraucht, können die Container aufbereitet und anderweitig wieder eingesetzt werden. Als Dauerlösungen angelegt sind dagegen aus Raummodulen bestehende Gebäude, die mit einer Fassade verkleidet werden. Diese Modulbauten sind inzwischen eine Alternative zu in herkömmlicher Bauweise erstellten Nutz- und Wohngebäuden. Die meist auf Stahl-Holz-Basis gefertigten einzelnen Raummodule werden zum großen Teil in Werken vorgefertigt und ausgestattet, so entstehen dann beispielsweise komplette Pflegeheime oder Verwaltungsgebäude.

Wettbewerbslandschaft und relevante Marktplayer

Mit rund 45 Prozent die größte Marktrelevanz hatten 2020 temporäre Raumlösungen, zeigt die Kurzstudie „Modulare Zukunft“ (siehe Infokasten). Gefolgt von Modulbauten mit ca. 32 Prozent, den dritten Rang mit etwa 24 Prozent belegten Standardcontainer. Während bei temporären Raumlösungen und Modulbauten weitere Steigerungen erwartet werden, rechnen die Analysten bei Standardcontainern mit einer gleichbleibenden Nachfrage. Lag der Marktwert im Containerbau 2015 über alle drei Bereiche hinweg noch bei insgesamt 786 Millionen Euro, stieg er bis 2020 auf 1,186 Milliarden Euro, bis 2025 wird mit einem Marktwert von 1,671 Milliarden Euro gerechnet.

Container- und Modulbauprojekte werden oft ausgeschrieben und dann entsprechend vergeben, dabei ist zwischen privater und öffentlicher Vergabe zu unterscheiden. Während privatwirtschaftliche Unternehmen Anbieter von Modul- und Containerbauten auch direkt beauftragen, nutzen Kommunen ausschließlich Vergabeplattformen. Bei beiden Kundengruppen ist oft ein Architektur- oder Ingenieurbüro mitbeteiligt, deren Planer mit Empfehlungen den Ausschreibungsprozess beeinflussen können. Anbieter und Errichter von Containersystemen und Modulbauten arbeiten oft mit Subunternehmern zusammen, beispielsweise Elektroinstallateuren, Metallbaubetrieben oder Logistikunternehmen.

Das Wettbewerbsumfeld

Containerhersteller sind meist in der Lage, eine große Anzahl an Elementen zu einfachen Strukturen mit geringer Komplexität zusammenzufügen. Das österreichische Unternehmen Containex beliefert etwa europaweit Kunden mit Büro-, Mannschafts- und Sanitärcontainern sowie Lager-, Verpackungs- und Seecontainern. 317 Mitarbeitende erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2020/21 einen vorläufigen Umsatz von 419 Millionen Euro. Im Rahmen des Ausbaus der A49 in Hessen errichtete Containex eine Baustellenanlage aus 150 Containern. Die 1800 Quadratmeter große Anlage dient bis zu 200 Beschäftigten als Unterkunft, bietet Büro- sowie Besprechungs- und Sanitärräume.

Bau-Opportunisten sind meist klassische Baustelleneinrichter und damit eine Mischung aus Containerhersteller und Interim-Spezialist. Wie zum Beispiel die BplusL-Gruppe, die Baustelleninfrastruktur anbietet und voll ausgestattete Containerlösungen vermietet und verkauft. Rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt der Full-Service-Anbieter. Seit der Firmengründung 2009 wurden mehr als 4.000 Projekte realisiert. Darunter eine komplette Baustelleneinrichtung mitten in Berlin für die 2017 begonnene und derzeit noch anhaltende Sanierung der Humboldt Universität, bei gleichzeitig laufendem Universitätsbetrieb.

Interim-Spezialisten bieten primär Übergangslösungen mit höherer Komplexität an, wie beispielsweise Portakabin. Das Unternehmen entwickelt, fertigt und liefert temporäre Containerbauten. Nutzer sind neben Schulen und Kindergärten auch Unternehmen, die kurzfristig ihre Bürokapazitäten erweitern müssen, bis ein geplanter Neubau erstellt ist. So entstand für eine Firma im baden-württembergischen Aalen eine geräumige, zweigeschossige Büroraumlösung mit 20 fabrikneuen Containern. Beide Geschosse sind mit Sanitäreinrichtungen ausgestattet. Die Montage erfolgte innerhalb von zwei Werktagen.

Modulbau-Spezialisten sind schließlich in der Lage, permanente und komplexe Gebäudelösungen zu realisieren. Ein führender Anbieter und Hersteller dauerhafter Modulgebäude ist ALHO. Seit mehr als 50 Jahren produziert das familiengeführte Unternehmen mit rund 1100 Mitarbeitern modulare Gebäude als Alternative zu konventionell errichteten Immobilien. Zu den jüngsten Referenzen im Modulbau gehört ein neues Schulungszentrum für Führungskräfte der Feuerwehr Düren, das in nur drei Monaten Bauzeit entstanden ist. Bei der AHLO-Stahlmodulbauweise handelt es sich um eine serielle Bauweise: Die Gebäude werden in Fertigungshallen als montagefertige, dreidimensionale Raummodule in Fließfertigung produziert. Bis zu 90 Prozent eines Gebäudes entstehen im Werk, auf der Baustelle werden die Raummodule lediglich noch zusammengefügt.

Kurzstudie: Modulare Zukunft bis 2025

Modulare Zukunft

Die von der Münchner Strategieberatung S&B Strategy herausgegebene Kurzstudie „Modulare Zukunft“ betrachtet die Herausforderung und Chancen im Container- und Modulbau. Die Analysten stellten fest, dass der Markt in Volumen und Preis deutlich überdurchschnittlich wächst, getrieben durch den Fachkräftemangel, höhere Nutzerakzeptanz und die technologische Entwicklung. Das Wettbewerbsumfeld ist geprägt von einem Trend zu semipermanenten Standzeiten im Mietgeschäft sowie einer steigenden Tendenz zum Modulbau für langfristige Nutzung, als Alternative zum konventionellen Bau.

Die relevanten Wettbewerber für Containersysteme lassen sich in vier Gruppen einteilen:

· Containerhersteller, die in der Lage sind, eine große Anzahl an Elementen zu einfachen Strukturen mit geringer Komplexität zusammenzufügen

· Klassische Baustelleneinrichter, die einfache, kleinere Container anbieten

· Interim-Spezialisten, die primär mittlere Gebäudestrukturen für Übergangs-lösungen bei höherer Komplexität anbieten

· Modulbau-Spezialisten, die in der Lage sind, permanente, hochwertige und komplexe Gebäudelösungen sämtlicher Größenklassen zu errichten und auszustatten

Die Studie analysiert die historische Entwicklung und gibt einen Ausblick bis 2025 in die Wettbewerbslandschaft:

Neue Markteintritte:

War in den vergangenen Jahren eine wachsende Zahl an Marktantritten zu verzeichnen, da Containersysteme immer beliebter wurden, ist in Zukunft mit weniger, jedoch spezialisierten Markteintritten zu rechnen (zum Beispiel HealthCare).

Professionalisierung:

Die Anforderungen an die Qualität von temporären Raumlösungen sind gestiegen, was zu einer Professionalisierung geführt hat: Inzwischen gehören auch Fassadengestaltung und Ausbauten zum Angebot der Hersteller. Durch zukünftig wachsende Ansprüche an modulare Gebäude werden weitere Ausbaufähigkeiten erforderlich, wie die technische Gebäudeausrüstung, Vernetzung oder Brandschutz. Das kann zu einem Professionalisierungsdruck bei den Anbietern führen.

Konsolidierung:

Aufgrund des Fachkräftemangels und einer wachsenden Komplexität der Bauprojekte wurden in der Vergangenheit immer mehr Kompetenzen in der Errichtung von Raumlösungen erforderlich. Einige Anbieter wurden daher bereits durch größere Marktplayer akquiriert. Der Druck wird in Zukunft weiter steigen und eine Konsolidierung am Markt vorantreiben.

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