Experten sprechen mit Schülern

Wicona-Mitarbeiter zum Thema Fensterbau

In der einschlägigen Fachliteratur, wie dem vorliegenden Blatt, sind Berichte über Fenster und Fassaden nicht mehr wegzudenken. Schüler hingegen beschreiben zunächst die große Glas- und Fenstermasse, die auf der Baustelle zu organisieren ist und die im Blendrahmen des Fensters, oder in größerer Dimension in der Fassadenkonstruktion, aufgenommen, abgetragen und auch bewegt werden will. Die Wicona-Experten haben den Wissenserwerb der Schüler zu Fenstern und Glasfassaden unterstützt.

Mit dem Unternehmen Wicona, das zur globalen norwegischen Hydro-Gruppe gehört, waren für die Berufsschüler der David-Roentgen-Schule in Neuwied die rechten Fensterspezialisten gefunden. Unter der Überschrift „Fenster und Glasfassaden – Aufbau und Funktionen“ brachten Sven Dreyer und Karl Duft ihr Fachwissen in Form von Vorträgen und Fachgesprächen ein.

Im ersten Teil des Unterrichts wurde ein Fenster und eine Auswahl an Fassadensystemen als innovative Baugruppen in der Gebäudehülle präsentiert. Anschließend war eine workshopartige Unterrichtseinheit vorgesehen, in der ein Aluminiumfenster mit Dreh-/Kippbeschlag gefertigt werden sollte.

Der Lernjob zum Alufenster

Wie gewohnt wurde den Schülern zu Beginn des Expertengesprächs ein Lernjob ausgehändigt, der basierend auf einer praxisorientierten Lernsituation auszugsweise Aufgaben enthielt:

Machen Sie fünf Angaben, welche Anforderungen an Fenster in einer zeitgemäß ausgeführten Gebäudehülle gestellt werden!
Welche Bedeutung hat die thermische Trennung beim Rahmenprofil?

Erläutern Sie die beiden Verglasungsarten!

Wie erfolgt der Einbau eines Fensters in die Fassade?

Wie lautet der Merksatz zur Dichtigkeit beim Bauanschluss?

Beginnend mit den unterschiedlichen Zeichnungsformaten wie Ansichtszeichnungen, Element- und Detailzeichnungen, in denen Anbauteile und Bauanschlüsse dargestellt wurden, lernten die Schüler ergänzend zum Unterricht unterschiedliche Arten technischer Zeichnungen kennen. Die Bedeutung verschiedener Symbole für die Öffnungsarten von Fenstern konnten die Lerner bereits wiedergeben.

Thematische Schwerpunkte bei der Baugruppe Fenster waren:

Fensterserien

Flügel- und Öffnungsarten

Aufbau des Flügel- und Blendrahmens mit Blick auf die Energieeffizienz der eingesetzten Systeme


Experte Dreyer stellte unterschiedliche Fenster der Reihe Wicline vor. Die Blend- und Flügelrahmen sowie Kämpferprofile unterschieden sich unter anderem in ihrer Geometrie, in ihrem Aufbau, in ihrer Energieeffizienz, ihrer mechanischen Belastbarkeit und in der Korrosionsbeständigkeit der Beschläge. Bauphysikalische Begriffe wie der Uf- ,Ug- und der Uw -Wert waren aus dem vorangegangenen Unterricht bekannt und trugen zum Verständnis der Schüler für die Erläuterungen der Praxisvertreter wesentlich bei. Im Vorfeld zum Expertengespräch wurden in der technischen Mathematik Berechnungen zum Wärmedurchgang an Bauteilen durchgeführt.

Mit der Aussage, dass „Alufenster als Überschlagfenster von außen zunächst undicht (sind), da keine Anschlagdichtung existierte“ leitete Experte Dreyer zum Thema Feuchtschutz über und ergänzte: „Daher ist konstruktiv die Mitteldichtung vorgesehen.“ Fachmann Duft wies zusätzlich aus schallschutztechnischen Gründen auf die Notwendigkeit einer Anschlagdichtung hin.

Vom Fenster zur Fassade

Die Lerner sollten ihre Fachkompetenz zum Thema Fassadensysteme auszugsweise wie folgt erweitern:

Ich kann …

mich mittels technischer Darstellungen über den Zusammenhang zwischen der Glasmasse und dem einzusetzendem Beschlag informieren

den wesentlichen Aufbau der Pfosten-Riegel-, der Element- und der Ganzglasfassade angeben

den Einsatz und die Aufgabe verschiedener Bauteile einer Pfosten-Riegel-Fassade beschreiben

die wesentlichen technischen Merkmale (Fertigung und Montage) einer Elementfassade benennen

Anhand von Profilquerschnitten und Explosionszeichnungen erläuterten Dreyer und sein Kollege Duft den Profilaufbau, die Pfosten-Riegel-Verbindungen mit Blockverbinder, den Anschluss des Pfostens an die Bodenplatte, die Riegelebenen sowie den Einsatz von Vorklotzen für Glaslastabtragungen vor dem Riegel. Praktische Montagehinweise für das Einsetzen und Fixieren des Funktionsglases mittels Andruckschraube wurden durch bildhafte Darstellungen der Referenten eindrücklicher.

Die Schüler lernten diverse Schnittdarstellungen kennen, wodurch das „Zeichnungslesen“ geschult wurde. Mit der Aussage „die Elementfassade ist die Königsklasse der Fassaden“ leiteten die Experten zu Elementfassaden über. Sie ersetzen das Mauerwerk als optisches Highlight. Die Elemente werden mit einer hohen Fertigungstiefe in der Werkstatt gefertigt und auf der Baustelle als Gebäudehülle montiert. Dreyer sprach von Elementgrößen von bis zu 3 x 3,5 m. Grundsätzlich gilt für die Elementfassade eine vergleichsweise hohe Fertigungszeit in der Werkstatt und eine niedrige Montagezeit auf der Baustelle.

Bei der Pfosten-Riegel-Fassade verhält es sich umgekehrt: geringe Fertigungszeiten in der Werkstatt und zeitaufwändige Montage auf der Baustelle. Bei der Montage der Fassaden müsse die Temperaturbelastung an den Verbindungsstellen berücksichtigt werden, so Dreyer. Neben der Festlagerung werden auch Loslager eingesetzt, die dem Werkstoff die Längenänderung bei Temperaturspielen ermöglichen.

Mit den Schülern wird anhand Überschlagsberechnungen ermittelt, dass Aluminium bei einer Temperaturerhöhung pro Meter Länge um etwa 1 Millimeter „wächst“. Aus seiner Erfahrung schilderte Dreyer laute Knallereignisse, wenn sich die Riegel an den Bauanschlüssen der Pfosten-Riegel-Fassade schlagartig ausbeulen.

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