Forster Brandschutzprofile

Präventiv für den Brandfall

Lizenzen für die Verarbeitung von Forster Brandschutzprofilen sind gefragt. Nach Corona-bedingter Pause fanden Anfang September wieder erste Präsenzseminare am Hauptsitz des Unternehmens in Arbon statt. 30 Metallbauer aus Deutschland ließen sich in der ersten Septemberwoche für die Verarbeitung der Systemprofile aus Stahl und Edelstahl schulen.

In der Region D-A-CH dominiert der Systemgeber das Marktsegment Brandschutz. „Während deutsche Bauherren weniger Edelstahlsysteme verwenden, greifen Schweizer im Sinne der Nachhaltigkeit öfters auf Edelstahl zurück“, berichtete Seminarleiter Thomas Herrig.

Seit dem Jahr 2017 gehört das Unternehmen Forster Profilsysteme zur belgischen Reynaers Gruppe, die für Aluminiumprofile einen Namen hat. Rund 66 Prozent der Produktion, für die jährlich rund 1.624 Tonnen Stahl verarbeitet werden, exportiert das Unternehmen. Insgesamt sind rund 200 Mitarbeiter für Forster tätig. Die Organisation in Deutschland zählt 40 Beschäftigte. Davon sind neun in der Objektberatung tätig, zehn Mitarbeiter stehen mit den Metallbaubetrieben in Kontakt. Die Handwerker fertigen mit den Brandschutzgläsern von Pilkington, Vetrotech Saint-Gobain, Schott oder Glas Trösch Feuerschutzabschlüsse und Verglasungen in den Feuerwiderstandsklassen T30/F30 und T90/F90 .

Da die ausführenden Betriebe meist Stahl- und Aluprofile unterschiedlicher Hersteller verarbeiten, leistet das Programm LogiKal von Orgadata mit einer Profilbibliothek diverser Marken einen guten Dienst. Seit 2020 bietet das Schweizer Unternehmen mit dem neuen Tool Forster Pro zusätzlich eine systemspezifische Variante von LogiKal an; das Programm-Modul ist bereits bei den ersten  Kunden  im Einsatz. Das Kalkulationsprogramm Forster-MAP steht weiterhin zur Verfügung.

Umfassende Unterlagen

Konventionell finden sich alle Verarbeiterunterlagen in gedruckter Form in DIN A4 Ordnern. Hinweise an die Metallbauer betreffen Transport und Lagerung sowie den Zuschnitt, enthalten sind auch Empfehlungen für das Schweißen, für die Oberflächenbehandlung, Beschichtungssysteme bis hin zur Anleitung, wie die Brandschutzgläser einzubauen sind. Weitere Kapitel sind den Schließfunktionen gewidmet, den Beschlägen, den Wandanschlüssen, Zubehör und dem fachgerechten Einsatz der Verarbeitungshilfen. Alle Verarbeitungsunterlagen und Zulassungsdokumente stellt der Systemgeber auch in digitaler Form als PDF-Dateien im allgemeinen Bereich auf der Firmenwebsite zum Download bereit. Carsten Olsen, der für den technischen Support international zuständig ist, betonte: „Die Online-Unterlagen bieten den Vorteil der kurzfristigen Aktualisierung.“ Einbaupläne, Konstruktions-, System- sowie Verglasungsdetails und Wandanschlüsse stehen als dwg-Dateien zur Verfügung. Zahlreiche 3D-Modelle der Türen aus dem System forster fuego light sind für die BIM-Arbeitsweise im Format Revit und ArchiCAD abrufbar.

Erleichternd für das Verständnis der Fertigungs- und Montageschritte sind die ca. 20 Videotutorials (ca. zweiminütige Clips), die sich ebenfalls im offenen Bereich der Unternehmenswebsite abrufen lassen. Die Clips aus der Forster-Werkstatt geben Hinweise angefangen vom richtigen Zuschnitt über die Klinkung, Schweiß- und Schleifarbeiten bis hin zu Glas- und Türbandmontage.

Das Segment Brandschutz erfordert Metallbauer, die mit umfangreichen Planungs- und Zulassungs-Unterlagen sowie Werkszeichnungen sicher umgehen können. Der kontinuierliche Austausch zwischen Metallbauer, Lizenzgeber, Überwachungsstelle und Zertifizierungsstelle muss ebenso verlässlich funktionieren. Denn ist eine Montage von Brandschutzelementen abgeschlossen, ist der Metallbauer verpflichtet, die zugehörige Einbau- und Wartungsanleitung mit der vollständig ausgefüllten Übereinstimmungserklärung an den Bauherren zu übergeben. Mit diesem Dokument tritt der lizenzierte Mitarbeiter in die Gewährleistung, dass das Brandschutzelement samt Einbau sowohl den Vorgaben des DIBt als auch denen des Systemgebers entspricht. Der Betreiber muss diese Unterlagen dauerhaft bereithalten und die regelmäßige Wartung der Brandschutztüre   sicherstellen.

Brandschutz-Schiebetüre

Im Showroom des Technikums zeigt Herrig den Teilnehmern die neue Schiebetür im Brandschutz-Portfolio. Die forster fuego light Brand- & Rauchschutz-Schiebetür T30-RS schließt vierseitig rauchdicht ab und ist sowohl für den Einbau in Massiv- und Leichtbauwände als auch in Verglasungen geeignet. Die baulichen Mindestanforderungen an das Produkt sind in den Zulassungsunterlagen aufgeführt und in der Verarbeiter-Broschüre dokumentiert.

Herrig betonte, dass diese Schiebetür keine Fluchtwegfunktion bietet. „Beim Signal eines Brandmelders schließt sie mechanisch und ist nicht mehr zu öffnen. Nur für den Zugang von außen kann eine mechanische Notentriegelung vorgesehen werden.“ In einem Fluchtweg müsste eine zweite Tür direkt daneben als Fluchttür vorgesehen werden.

Zwecks Automatisierung der Schiebetür kooperiert Forster mit Gilgen Door Systems, so kann das traditionelle Vertriebsmodell beibehalten werden und die kraftbetätigte Tür wird über den Metallbauer an den Auftraggeber verkauft. Die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Antriebs-Hersteller hat für die ausführenden Unternehmen einen weiteren Pluspunkt: Gilgen Door Systems verfügt über regionale Montagetrupps in Deutschland. Diese können Planung, Montage und Inbetriebnahme für die Metallbauer leisten.

Fokus Wandanschluß

Über Verarbeitung und insbesondere Montage referierte Robin Hammer, als Außendienstmitarbeiter hat er zu vielen ausführenden Betrieben in Deutschland Kontakt. Seiner Erfahrung nach passieren beim Bauanschluss häufig Fehler, vor allem in punkto Befestigung und druckfester Hinterfütterung des Elements. Hammer weist zudem darauf hin, dass in den Werkszeichnungen zusätzliche Mindestanforderungen an umgebende Wände definiert werden, wenn einbruchhemmende Anforderungen nach DIN EN 1627 RC2/RC3 zu erfüllen sind. Einbruchhemmende Bauteile werden ebenso wie Feuerschutzabschlüsse gekennzeichnet. Bei T90-Türen sind Besonderheiten zu beachten: Bei der Wahl der Türbänder sollten bei einer T90-Tür wegen der hohen Flügelgewichte prinzipiell drei Bänder verwendet werden. Forster bietet die entsprechende Bandtechnik an.

Fragen ergeben sich auch immer zur baulichen Forderung nach barrierefreien Türen. Eine Diskussion entspann sich um das Thema Bedienkräfte sowie die Problematik, dass Forderungen der DIN 18040-1 (Barrierefreies Bauen in öffentlichen Gebäuden) nicht vollumfänglich an Brand- und Rauchschutztüren umgesetzt werden können. Im Zweifelsfall benötigt eine solche Tür für den Normalbetrieb eine Öffnungsunterstützung oder eine Feststellanlage. An dieser Stelle wurde gleich die oft gestellte Anforderung an Außentüren mitverhandelt, dass Schwellenbereiche barrierefrei und schlagregendicht sein sollen. Hammer erklärte hierzu die technischen Lösungen in Forster Unico, dem Profilsystem für thermisch getrennte Außentüren.

Praxiseinheit

In der Schulungswerkstatt demonstrierte Loris Keller, ebenfalls gelernter Metallbauer, an einer Kaltenbach Kreissäge KKS 400, wie fuego light Profile fachgerecht zugeschnitten werden. „Je genauer der Schnitt, umso leichter gestaltet sich die weitere Verarbeitung bei der gesamten Abwicklung des Projekts.“ Keller empfiehlt  ein HSS 400 Sägeblatt mit einer Blattdicke von 3,5 - 4 mm, sowie einer Zahnung von  6-8 mm.

Anschließend geht er auf die Vorteile der unterschiedlichen Schweißtische ein, die in den Metallbauwerkstätten genutzt werden. Ein Großteil der Deutschen Metallbauer kennt den Schweißtisch von Crea Swiss. Vorzug dieser Schweißlehre ist, dass die Elemente fest eingespannt sind und der Tisch sich um 360 Grad drehen lässt. Mit Hilfe der präzisen Anzeigen lassen sich die Profile wesentlich schneller messen und justieren. Der Forster-Metallbauer räumte ein, „eine umfassende Einarbeitung ist notwendig, damit die zahlreichen technischen Finessen genutzt und das potenziell hohe Fertigungstempo erreicht werden.“ Traditionsgemäß verwenden die meisten Metallbaubetriebe Tischböcke, professionelle Schweißtische sind nach Aussagen der Seminarteilnehmer noch wenig verbreitet.

Im Detail erklärte Keller die Schweißanlage − eine Fronius VarioStar 247. Das MAG-Schweißverfahren nutzt ein Gasgemisch aus 18 Prozent CO2 und 82 Prozent Argon. Der Schweißdraht sollte zwischen 0,6 und 0,8 mm dick sein. Den Drahtvorschub hat er auf 4,2 m/min eingestellt, den Schweißstrom auf 70 A. Bevor er mit dem Heften der Rahmenecken beginnt, fast er mit dem Winkelschleifer die Profilkanten leicht an. Um einen möglichen Versatz  der Verbundprofile zu vermeiden, heftet er sie im Abstand von 2 cm von innen nach außen.

Nach dem Schweißen bearbeitet er die Schweißnaht mit dem Winkelschleifer und einer 3M Fiberscheibe Cubitron II. Abschließend setzt Keller mit der Handfeile nach und fährt für den Feinschliff mit einem Exzenterschleifer über das Profil.

Bei der Verarbeitung der Profilserie in Edelstahl, sind nach dem Schweißen zusätzliche Arbeitsschritte notwendig. Zur Wiederherstellung der Oberflächenstruktur der geschweißten Rahmenecken wird die Gehrung mit einem selbstklebenden Edelstahlband abgeklebt und wechselseitig mit  einem Schleifvlies  maschinell bearbeitet. Die Schleifmaschine wird parallel zum Rahmenschenkel geführt und das Schliffbild mit etwas Druck und schnelleren Bewegungen der übrigen Profiloberfläche angeglichen. Der Schleifvorgang wird mehrfach wiederholt.

Das Angebot passender Türbänder ist umfassend. Keller wies auf das neueste 3D-Anschraubband hin, das höhen-, seiten- und tiefenverstellbar ist. Anschraubbar ist das Band belastbarer und kann über 140 kg Flügelgewicht tragen. Er führte aus: „Für die Montage der Bänder empfehlen wir stets das passende Tutorial auf unserer Website.“ Bei Türen im Außenbereich sind stets Bänder aus Edelstahl vorzuziehen. Das 3D-Anschraubband in Edelstahl weist die höchste Korrosionsbeständigkeitsklasse  auf.

Fazit

Das Seminar zum Erwerb der Brandschutzlizenz gibt eine theoretische Einweisung in die Systeme und einen praktischen Einblick in die Fertigung. Ebenso werden baurechtliche Vorgaben und die Bedingungen für die notwendige werkseigene Produktionskontrolle vermittelt. Wichtig sind die Tipps, wo und wie sich die lizenzierten Metallbauer über die Weiterbildung hinaus notwendige Informationen einholen können.                          sm ◊

www.forster-profile.ch

Interesse lizenzierter Hersteller zu werden?

Die Herstellung und Montage von Brandschutzverglasungen (F.. DIN 4102-13) und Feuerschutzabschlüssen (T.. DIN 4102-5) für Gebäudeinnenbereiche sind in den systembezogenen allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen oder allgemeinen Bauartgenehmigungen geregelt. Für die Fertigung von Feuerschutzabschlüssen sind für den Hersteller die Systemlizenzierung sowie die Überwachung der Fertigung durch Fremd- und Eigenprüfung durchzuführen. Die lizenzierten Herstellbetriebe sind beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBT) und der fremdüberwachenden Stelle für die Fertigung von Feuerschutzabschlüssen registriert. Sie müssen jeden zulassungsgerechten Feuerschutzabschluss mit ihrer jeweils nur einmal vergebenen Herstellwerknummer (HWK) dauerhaft kennzeichnen. Ziel ist die Erkennbarkeit des Herstellers auch nach einem Brandschaden. Der Herstellbetrieb bzw. die dort zuständigen Mitarbeiter bleiben also dauerhaft in der Verantwortung. Mit der Systemlizenzierung absolvieren die verantwortlichen Mitarbeiter des Herstellbetriebs eine notwendige Schulung beim ausgewählten Systemgeber.

Forster Profilsysteme führt diese sogenannten Lizenznehmerschulungen in Doppelblöcken zwei Mal pro Jahr für Metallbaubetriebe aus Deutschland durch. Das zweitägige Seminar findet im Technikum am Hauptstandort im schweizerischen Arbon am Bodensee statt. Ziel ist die Vermittlung des notwendigen theoretischen und praktischen Rüstzeugs für die korrekte Planung, Dokumentation, Verarbeitung und Montage von Feuerschutzabschlüssen forster fuego light T30 und T90. Forster Profilsysteme bietet hierfür erfahrene Dozenten aus Deutschland und der Schweiz sowie als Referenten u.a. Martin Schmitz, Geschäftsführer des Arbeitskreises der Überwachungsgemeinschaften für Feuerschutz-, Rauchschutz- und Schutzraumabschlüsse e.V.. Was für neue Lizenznehmer Pflicht ist, nutzen regelmäßig viele langjährige Forster-Lizenznehmer zur Auffrischung ihrer Kenntnisse und zum Austausch.

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