Rettungswegtechnik

Weiterbildung im Fünf-Jahres-Turnus

Das Seminar Rettungswegtechnik mit Sachkundeprüfung gehört bei Assa Abloy zu den Standardweiterbildungen. Jährlich absolvieren rund 380 Teilnehmer die eintägige Schulung. Die Redaktion metallbau war bei einer Veranstaltung in Fürth dabei und berichtet, denn hat sich ein Metallbauer auf die Montage von Feuerschutztüren spezialisiert, ist es von Vorteil, wenn seine Fachkräfte auch das Marktsegment Rettungswegtechnik bedienen können.

Mit der regelmäßigen Weiterbildung gemäß Vorschrift garantiert der Betrieb die Qualität seiner Leistungen und kann die Aufgaben normkonform und rechtssicher ausführen. Die bestandene Sachkundeprüfung, die am Ende des Seminartags ansteht, erlaubt die Inbetriebnahme und Wartung der elektrischen Verriegelungen. Der Nachweis kann vom Bauherren oder Architekten nachgefragt werden.

Von den 14 Teilnehmern in Fürth hat bereits etwa die Hälfte das Zertifikat für den Sachkundenachweis, besucht aber die Veranstaltung, weil die Inhalte zur Rettungswegtechnik im Fünf-Jahres-Turnus aufgefrischt werden müssen. Alle sind mit Mechatronik im Bereich Fenster und Türen, der Installation von Steuerungen oder der Vernetzung von Türen und Fenstern vertraut.

Der Referent, Holzingenieur Jochem Mülhausen, ist seit etwa 15 Jahren als Trainer tätig. Er weist seine Zuhörer auf die Bedeutung der Themen Feuerschutz und Rettungswege hin: „Nach einem Brand schließen nahezu die Hälfte der Betriebe, sie kommen einfach unternehmerisch nicht mehr auf die Beine.“

Fachkräfte mit Zertifikat sollten mit ihrem geschulten Auge Unternehmen auf unsachgemäßen Umgang mit Feuer- und Rauchschutzabschlüssen hinweisen — am besten schriftlich. „Typisches Beispiel sind Türen, die obwohl als Feuerschutztüren gekennzeichnet, mit einem eingespannten Keil offengehalten werden — und so die Funktion der selbstschließenden Anlage ausgehebelt wird.“

Relevante Normen

Für den Bereich der Rettungswegtechnik ist immer noch die EltVTR relevant – die Richtlinie über elektrische Verriegelungssysteme von Türen in Rettungswegen wurde über das DIBt veröffentlicht. Nach Angabe von Mülhausen findet diese auch häufig in der Schweiz und in Österreich Anwendung. Nach diesen Vorgaben aus dem Jahr 1997 darf die Inbetriebnahme und die jährliche Überprüfung nur von geschulten Fachkräften, sogenannten Sachkundigen, ausgeführt werden. Diese Regelung ist auch in der EN 13637 nachzulesen. Die harmonisierte Norm für „Schlösser und Baubeschläge — Elektrisch gesteuerte Fluchttüranlagen für Türen in Fluchtwegen — Anforderungen und Prüfverfahren“ soll die EltVTR ablösen, wurde jedoch noch nicht im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Vom Deutschen Institut für Normung bereits 2015 veröffentlicht sind die Inhalte Stand der Technik.

Darüber hinaus gelten die Arbeitsstättenrichtlinie (ASR) und die Vorgaben des DIBt für die Änderungen bei Feuerschutztüren (Fassung Juni 1995) sowie die Zulässigen Änderungen und Ergänzungen an Feuerschutztüren (Stand Dezember 2009).

Ob nun bei Feuerschutztüren die Regeln vom Juni 1995 anzuwenden sind oder die vom Dezember 2009 hängt vom Zulassungsdatum der Tür ab. Mülhausen hebt hervor: „Dieses Datum steht nicht auf dem Kennzeichnungsschild an der Türe, sondern muss in der bauaufsichtlichen Zulassung der Tür nachgeschlagen werden“. Dort sollten zudem Hinweise zu finden sein, welche Änderungen an der jeweiligen Feuerschutztür möglich sind. Für den Zweifelsfall empfiehlt Mühlhausen den Kontakt zum Hersteller. Der Referent warnt: „Führt ein Metallbauer eine Änderung an einer Feuerschutztüre durch, die nicht zulässig ist, wird das als Ordnungswidrigkeit geahndet, der ein Bußgeld folgen kann.“

Wenngleich an diesem einen Seminartag nicht die einzelnen Sonderregelungen vermittelt werden, sollte der Teilnehmer nach der Schulung wissen, dass es für Kindergärten und –tagesstätten oder auch für Verkaufsstätten spezielle Anforderungen an Rettungswege gibt. Hersteller bieten dafür meist maßgeschneiderte Lösungen an.

Not- oder Paniksituation

Wer Paniktürverschlüsse einbaut, muss sich unweigerlich mit den Unsicherheiten beschäftigen, die in Bezug auf die Gültigkeit der DIN EN 1125 (Paniktürverschluss) und DIN EN 179 (Notausgangtürverschluss) diskutiert werden. Mülhausen erläutert die Gründe für diese Debatten und stellt fest: „Der Markt verfügt inzwischen umfassend über Systeme, die mit dem CE-Kennzeichen versehen sind, nennenswerte Alternativen gibt es keine“. Bei Installation der Produkte mit CE-Kennzeichnung ist der Verarbeiter auf der sicheren Seite.

Sind sich Planer und Metallbauer nicht einig, wie eine Fluchttüre genutzt wird, ob im Ernstfall die Situation vor der Türe als Not- oder als Paniksituation einzuschätzen ist, rät Mülhausen den Paniktürverschluss. „Im Zweifelsfall sollte immer dieser Vorrang haben.“ Ob die Entscheidung nun auf einen Paniktürverschluss oder Notausgangstürverschluss fällt, Schloss und Beschlag müssen in jedem Fall als System geprüft sein. „Auf dem Markt werden diese geforderten Systeme zahlreich angeboten.“

Komponenten für Rettungswegtechnik

Rettungswegtechnik zielt darauf ab, den Missbrauch von Notausgängen zu verhindern, beispielsweise unerlaubtes Hereinlassen oder Flucht. Die Technik wird vor allem in Möbelhäusern, Hotels, Supermärkten, Flughäfen, Krankenhäusern und Kindergärten eingesetzt. In diesem Zusammenhang erläutert Mülhausen die Funktionen einer Drückerüberwachung, einer Türüberwachung und einer elektrischen Verriegelung. Wie beim Paniktürverschluss gilt auch bei der elektrischen Verriegelung: Die Komponenten wie Steuerungen oder Terminals und die Verriegelungselemente müssen als System geprüft worden sein.

Als Verriegelungselemente für Rettungswegtechnik stellt Mülhausen drei Varianten vor: Haftmagnete, Fluchttüröffner und Aufbaulösungen. Alle drei Varianten müssen gemäß der EltVTR folgende Voraussetzungen erfüllen: Die Türen müssen stromlos offen sein (Ruhestromprinzip), die Zuhaltekraft mindestens 2.000 N betragen und die Vorlastfähigkeit mindestens 90 % der Zuhaltekraft, also maximal 3.000 N. Die geprüften und zugelassenen Verriegelungselemente werden unabhängig vom Hauptschloss montiert.

Bei der Montage von Haftmagneten gibt es folgende Punkte zu beachten. An FH-Bestandstüren können nur Haftmagnete nachgerüstet werden, wenn diese FH-Türen vor dem 01.01.2010 zugelassen wurden. Die lichte Türhöhe muss laut ASR mindestens 1,95 m betragen, und der Haftmagnet benötigt einen separaten Türkontakt. Im Vergleich zum Haftmagnet ist ein Fluchttüröffner optisch unauffälliger. Soll eine Bestandstüre mit einem Fluchttüröffner nachgerüstet werden, muss die Tür möglicherweise für den Einbau eines zusätzlichen Fallenschlosses aufwändig gefräst werden. Diese nachträgliche Veränderung darf an einer FH-Türe nur vorgenommen werden, wenn die dafür notwendigen Fräsungen bereits vorhanden sind und die Nachrüstbarkeit in der Zulassung der Türe vermerkt ist. „Also Vorsicht“, betont Mülhausen.

Für die Freigabe der Verriegelung der Türen mit Fluchttüröffner oder Haftmagneten gibt es zwei Möglichkeiten: ein Steuerterminal oder ein Türterminal. Während das Steuerterminal kompakt Anschlüsse und Steuerung integriert, sieht das Türterminal eine separate Steuerung mit vielen weiteren Anschlussmöglichkeiten vor. Das zugeordnete Terminal besteht dann nur aus Nottaster, Schlüsselschalter, Sirene und Anzeige-LEDs. Von der Optik her unterscheiden sich die beiden Bedienvarianten nicht. Zur Vernetzung der elektrischen Verriegelungen lassen sich BUS-Systeme einsetzen. Wie viele Türen sich über ein BUS-System ansteuern lassen, variiert. Der BUS-Controller 970-TSBC von Assa Abloy ist für maximal 110 Türen geeignet.

Fazit

Der Prüfungsbogen für die Sachkunde umfasst 25 Fragen. Um das Seminar erfolgreich abzuschließen, muss der Prüfling 25 von 34 Punkten erreichen. Die Fragen drehen sich um die Vorschriften rund um den Aufbau und die Inbetriebnahme des Rettungswegs. Das Skript, ein A4-Ordner, steht für die Bearbeitung der Prüfungsfragen als Hilfsmittel zur Verfügung. „Entscheidend ist, dass ihr wisst, wo was zu finden ist“, erklärt Mülhausen.  Viele Monteure haben heute ihren Aktenschrank mobil im digitalen Format bei sich.

www.assaabloy.de

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