Anwenderbericht

Vom Richtrad zur Richtmaschine

Dreimal schneller als zuvor

Richträder für Staketen schauen wie eine Leihgabe aus dem Museum aus, werden aber in vielen Schlossereien noch zum Richten von Flachstahl gebraucht. Die neue Richtmaschine Crea-Wheel könnte das ändern. Die Schweizer Firma Metallraum hat ihr Richtrad bereits gegen die neue Richtmaschine von CreaMetal getauscht.

Warum ist so eine praktische Richtmaschine für Flachstahl erst vergangenes Jahr erfunden worden? „Das fragen wir uns tatsächlich auch“, stellt Betriebsleiter Matthias Zwyssig fest, „für die Crea-Wheel werden keine Technologien verwendet, die es nicht schon vor 20 Jahren gegeben hätte.“ Der Schweizer Betrieb aus Lütisburg Station hat sich mit 25 Mitarbeitern auf Treppen, Geländer und Balkone spezialisiert, das Richten von Flachstahl gehört zu seinem täglichen Geschäft.

Ja, warum erst jetzt? Diese Frage musste sich der Erfinder Mario Weber in den vergangenen Monaten öfters gefallen lassen. Schlussendlich kann es sich der Inhaber von CreaMetal aus Kappelen auch nicht erklären, warum sich niemand schon früher darum gekümmert hat. „Möglicherweise wurde dieser Bedarf für Schlossereien schlichtweg nicht ernst genommen oder einfach vergessen; große Richtmaschinen gibt es jedenfalls seit vielen Jahren“, sagt Weber.

Vier Jahre hat er für die Entwicklung der Maschine gebraucht. „Ein solcher Prozess beginnt mit einer Idee, die auf einen idealen Endzustand der Maschine zielt. Es folgen Machbarkeitsstudien, welche Funktionen man integrieren könnte, sollte oder müsste. Mit einem ersten Anforderungsprofil wird der Prototyp realisiert, der schrittweise auf die maximale Einfachheit reduziert wird.  Später folgt die Nullserie, die Patentanmeldung und abschließend geht die Maschine in Serienproduktion“, erzählt der Maschinenbauer. Entscheidende technische Finesse seiner Erfindung ist eine einfache und schnelle Einrichtung der Materialdicke, wofür keine komplizierte, manuelle Einstellung der einzelnen Walzen nötig ist.

Zwyssig hat die Crea-Wheel für rund 19.000 Euro im Dezember vergangenen Jahres angeschafft. Er geht davon aus, dass sich diese Investition in nur einem Jahr amortisieren wird. „Dank der ausgeklügelten Technologie können wir nun unsere Staketen dreimal schneller richten als mit dem Richtrad.“ Hinzu kommt, die eintönige Arbeit am Richtrad war unter den Mitarbeitern nicht beliebt. „Unsere Metallbauer wünschen sich zeitgemäße Arbeitsplätze“, sagt Zwyssig. Die neue Maschine auf Rädern wird parallel seitlich an den beiden Kaltenbachsägen positioniert, sodass die Staketen bereits während des Zuschnitts gerichtet werden können. Aufmerksam wurde er auf die Maschine, nachdem er unter Branchenkollegen eine Umfrage gestartet hatte, womit sie in ihren Flachstahl richten? „Als ich von der Crea-Wheel gehört habe, haben wir sie zwei Wochen später gekauft.“

Ein starkes Argument für die Richtmaschine von Weber im Vergleich zum Richtrad ist die bessere Qualität. Händisch lassen sich die Staketen am Richtrad nicht durchgängig in derselben Qualität herstellen. „Hatten wir Staketen für den Wohnungsbau in Arbeit, dann haben wir etwas mehr Aufwand für eine regelmäßige Qualität eingesetzt“, berichtet Zwyssig. Er freut sich über das Plus an Qualität, für das mit der Crea-Wheel seit Dezember kein Mehraufwand nötig ist.

Die mobile Richtmaschine wird von allen zehn Mitarbeitern in der Fertigung genutzt. Wegen der einfachen Bedienung können selbst Auszubildende die Arbeit übernehmen. „Im Schnitt nutzen wir sie ca. zwei Stunden täglich; bearbeitet wird Flachstahl mit den Maßen von 5 mm bis 60 mm x 12 mm und 3 m Länge“, berichtet er. Material in größeren Abmaßen wird bei Dienstleistern bestellt, die dieses bereits bearbeitet liefern.

Flach- und Rundstahl zugleich?

Weber ging es bei der Entwicklung der Crea-Wheel um vier Ziele. „Erstens wollten wir eine Maschine erfinden, die einfach und von jedermann bedient werden kann. Zweitens sollte der Verkaufspreis unter 20.000 Franken liegen. Drittens durfte sie nicht größer als eine halbe Europalette sein. Und schließlich sollte damit auch das Richten von Rundstahl möglich sein.“ Letzteres Ziel wurde schließlich zugunsten der ersten drei aufgegeben. Warum? „Rundeisen müsste man von zwei Seiten richten können. Mit dem Ausbau der Funktionalität hätten wir die priorisierten drei Ziele nicht erreicht.“ Er räumt ein: „Es gibt Maschinen, die das können. Aber: In solchen Fällen werden die Materialien gestreckt. Für unsere Kunden kommt dies nicht infrage.“


Richten als Feature in Sägeautomaten

Auch um eine in Zuschnittssägen integrierte Richtfunktion hat sich noch kein Maschinenbauer gekümmert. „Ich weiß nicht, warum es das noch nicht gibt. Manchmal habe ich das Gefühl, der Metallbau wird vom Maschinenbau vergessen, weil er nicht ganz so fancy ist wie andere Branchen“, meint Weber. Hinzu kommt, dass eine entsprechende Entwicklung im Metallbereich nicht ganz so einfach ist – das hätten ihm die vergangenen vier Jahre gezeigt. „Für die Blechbearbeitung gibt es tatsächlich eine Integration dieser Funktion, allerdings nur für Blankmaterial.“

Die fünf Mitarbeitenden von CreaMetal jedenfalls machen sich weiter Gedanken über Helfer für Metallbauer. „Wir würden die Zukunft verschlafen, wenn wir keine Ideen hätten, welche neuen Werkzeuge und Maschinen wir in einigen Jahren für unsere Branche auf den Markt bringen können."


www.creametal.de

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