Hohe Verantwortung für Sicherheit

Vorsicht Brandschutzelemente

Brandschutzelemente sind ein wichtiger Bestandteil der Sicherheitsausstattung. Die Hersteller tragen dabei eine besondere Verantwortung für die ordnungsgemäße Funktion der Elemente. Was bei der Fertigung und der anschließenden Kontrolle zu beachten ist, wird am Beispiel des Herstellers Ruf Fassadentechnik im unterfränkischen Kleinheubach ersichtlich.

Die Notwendigkeit von Brandschutzelementen hat sich besonders deutlich bei der Feuerkatastrophe auf dem Düsseldorfer Flughafen 1996 gezeigt. Durch verschiedene Fehler und Nachlässigkeiten, unter anderem bedingt durch das Fehlen von Brandschutztüren, kamen dabei 17 Menschen ums Leben, 88 weitere wurden verletzt. Der Sachschaden belief sich auf eine Summe von rund einer Milliarde DM. Seitdem ist das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Brandschutzelementen deutlich gestiegen. Denn ohne angemessene Schutzausstattung kann sich das Feuer in Gebäuden rasend schnell ausbreiten.

Das Unternehmen Ruf Fassadentechnik fertigt am Standort Kleinheubach neben herkömmlichen Türen seit 1982 auch Brandschutztüren und Festverglasungen. Rund 37 Mitarbeiter sind in Verwaltung und Fertigung tätig, 13 weitere bei der Montage. Geschäftsführer Christian Ruf kann den erhöhten Bedarf an Brandschutzelementen bestätigen: „Seit der Brandkatastrophe in Düsseldorf ist die Nachfrage stetig angestiegen. Bei den Landräten und Architekten hat sich zunehmend ein Bewusstsein für das Thema Brandschutz entwickelt.“ Ein Großteil der bei Ruf Fassadentechnik gefertigten Türen ist für öffentliche Gebäude bestimmt. So finden sich die Brandschutztüren beispielsweise nicht nur in der lokalen Schule, sondern auch in zahlreichen Kindergärten in der Umgebung.

Die Verwendung von Brandschutzelementen ist in der Landesbauordnung der einzelnen Bundesländer geregelt. Die genauen Anforderungen an die einzelnen Elemente sind wiederum in der Norm DIN 4102-5 festgelegt (Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen; Feuerschutzabschlüsse, Abschlüsse in Fahrschachtwänden und gegen Feuer widerstandsfähige Verglasungen, Begriffe, Anforderungen und Prüfungen).

Ruf Fassadentechnik fertigt Türen vom Typ T30 und T90 sowie deren Seitenteile aus Aluminium. Die Bezeichnung gibt dabei sowohl an, um welchen Typ von Brandschutztüre es sich handelt, als auch wie lange die Tür den Flammen widerstehen kann. Feuerhemmende Türen (T30) können dem Feuer 30 Minuten lang widerstehen, feuerbeständige Türen (T90) halten den Flammen mindestens 90 Minuten stand. Eine angehängte Ziffer, eins oder zwei, gibt wiederum an, ob es sich um einoder zweiflüglige Türen handelt. Zusätzlich können die Türen auch noch rauchdicht nach der Norm DIN 18095 ausgeführt werden.

Kooperation mit Systempartner. Geht ein Auftrag bei Ruf Fassadentechnik ein, übernimmt ein Projektleiter zunächst die Planung. Die Profile des Systems „Firestop“ für die Fertigung der Türen bezieht das Unternehmen vom Systemanbieter Schüco. In der Arbeitsvorbereitung werden die Daten der Tür dann in SchüCal, eine Kalkulationssoftware des Bielefelder Unternehmens, übertragen. Das Programm gibt genau vor, welche Typen von Schlössern, Glashaltern, Gummierungen sowie welche weiteren Elemente in der jeweiligen Tür verbaut werden können. Zudem überprüft die Software nochmals die Einhaltung der zulässigen Maße. „Es ist sehr wichtig, die entsprechenden Vorgaben einzuhalten“, erläutert Sven Kluge, Metallbauer Fachrichtung Konstruktionstechnik. „Wenn wir davon abweichen, ist für die Türe eine Zustimmung im Einzelfall nötig, und das wird sehr kostspielig.“ Zusätzlich stehen in der Arbeitsvorbereitung umfangreiche Kataloge mit den Zulassungen, detaillierten Anleitungen und Einbauanweisungen zum Nachschlagen bereit.

SchüCal übermittelt die Daten nach der Berechnung direkt an die Säge in der Fertigungshalle. Der Mitarbeiter dort weiß somit genau, auf welche Länge er die einzelnen Profile zuschneiden muss. Ein in die Maschine integrierter Drucker gibt gleichzeitig einen Barcode aus, der auf das bearbeitete Element aufgeklebt wird. Über die Codierung lässt sich ermitteln, zu welchem Auftrag das Bauteil gehört, und welche weiteren Bearbeitungsschritte auszuführen sind. An der nächsten Station, dem Bearbeitungszentrum, scannt ein Mitarbeiter diesen Code ein. Die Anlage passt dann die Halterungen dem zu bearbeitenden Bauteil an, und der Mitarbeiter kann das Profil einlegen. Die weiteren Schritte wie Fräsen und Bohren übernimmt die Maschine vollautomatisch. Auch die notwendigen Werkzeugwechsel führt die Anlage autonom aus. Anschließend übernehmen die Fachkräfte die Montage der Profile und den Einbau der einzelnen Elemente wie Gummierungen, Schlösser, Glashalter und Sicherungsbolzen in Handarbeit. Eine einflüglige Tür kann innerhalb eines Arbeitstags fertiggestellt werden. „Da wir die Firestop-Profile von Schüco beziehen, haben wir bereits einen hohen Vorfertigungsgrad“, berichtet Christian Ruf. „Gleichzeitig ermöglicht uns das hohe Individualität bei der Fertigung und eine genaue Einschätzung der Fertigungszeiten.“

Risiko und Kontrolle. Die abschließende Überprüfung vor Auslieferung und Montage der Brandschutzelemente ist von besonderer Bedeutung. Denn der Betrieb und der ausführende Mitarbeiter sind für ihr Produkt und dessen einwandfreie Funktion verantwortlich. „Brandschutztüren erfüllen eine sehr weitreichende Funktion für das Bauwerk selbst“, erklärt Rechtsanwalt Dr. Till Fischer, Spezialist für die Bereiche Bau- und Immobilienrecht sowie Brandschutz- und Sicherheitsrecht. „Der Hersteller haftet für von ihm verschuldete Fehler bei übernommenen Planungs- und Beratungsleistungen in Zusammenhang mit der Lieferung und Montage, aber auch für die Fertigung.“ Fehler könnten im Schadensfall zu weitreichenden Schadensersatzansprüchen führen oder erlangten im Fall von fahrlässiger Körperverletzung oder fahrlässiger Tötung sogar strafrechtliche Relevanz. „Bei Fehlern in den Planungsleistungen oder der Montage kann sogar, ohne dass ein Schadensfall eintritt, der Tatbestand der Baugefährdung erfüllt sein“, so Fischer weiter.

Bei Ruf Fassadentechnik ist man sich der Risiken und der damit verbundenen Verantwortung wohl bewusst. Die verantwortliche Fachkraft überprüft jedes einzelne Bauelement sowie sämtliche verwendeten Komponenten und füllt den Überwachungsbericht aus. „Es ist wichtig, genau nach Vorschrift zu arbeiten und abschließend alles genau zu überprüfen“, berichtet Sven Kluge. „Im Zweifelsfall besteht auch die Möglichkeit, bei Schüco nachzufragen.“ Der Hersteller hat für solche Auskünfte eine jederzeit erreichbare Hotline eingerichtet, um eventuelle Unklarheiten schnell aufzuklären. Zudem bietet das Unternehmen Mitarbeiterschulungen mit den Schwerpunkten „Aufbau der Türen“, „Einsatzgebiete“ und „Richtlinien“ an. Kluge sowie der für die Fertigung zuständige Meister haben teilgenommen und werden auch zukünftig bei Bedarf weitere Schulungen besuchen.

Werkseigene Produktionskontrolle. Der abschließend auszufüllende Überwachungsbericht ist ein wesentlicher Bestandteil der werkseigenen Produktionskontrolle (WPK), die Ruf mit Unterstützung und unter Aufsicht der Überwachungsgemeinschaft für Feuerschutz-, Rauchschutz- und Schutzraumabschlüsse Bayern e.V. eingerichtet hat. Für die Erstzulassung war eine Mitarbeiterin der Überwachungsgemeinschaft vor Ort. Die Organisation geht dabei sehr genau vor. „Erst zum Jahresbeginn mussten wir eine neue Erstzulassung beantragen“, erinnert sich Kluge. Grund dafür war die Ausgliederung der Firma Ruf Fassadentechnik aus der Ruf Bautechnik. Inhaltlich eine eher betriebsorganisatorische Angelegenheit.

Jede der gefertigten Brandschutztüren ist zudem im Vorfeld bei der Überwachungsgemeinschaft anzumelden, in der Regel per Fax. Das Unternehmen erhält dann geprägte Brandschutzschilder aus Edelstahl, die an die Türen zu montieren sind. Dadurch lassen sich im Brandfall der Hersteller und die Türart eindeutig identifizieren. Die Belege dafür sowie die Belege aller anderen verbauten Komponenten werden dem Überwachungsbericht beigefügt.

Rund zweimal im Jahr findet eine erneute Überprüfung der werkseigenen Produktionskontrolle statt. „Wenn alles einwandfrei läuft, erfolgen diese Kontrollen seltener“, sagt Kluge. Bei Schwierigkeiten verkürzen sich hingegen die Fristen. „Wir setzen konsequent die werkseigene Produktionskontrolle um. Die Überwachungsberichte archivieren wir und sind damit in der Lage, jederzeit einen Nachweis für jede von uns gefertigte Tür zu erbringen“, erläutert Ruf. „Beim Brandschutz gibt es für uns keine Kompromisse.“

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