Normen

Re-Use von Brandschutzelementen

Effizienter Umgang mit Ressourcen

Mauersteine, Dachziegel, Fenster, Holzbalken, Beschläge aus alten und zwischenzeitlich abgerissenen Bauten werden für neue und alte Gebäude wieder- und weiterverwendet. Diese Praxis entspricht sicher nicht nur einem Zeitgeist, sondern war in früheren Zeiten wahrscheinlich rein pragmatisch und ist heute z.B. im Bereich Denkmalschutz erforderlich. Interessant dabei ist, dass sich für diese Materialien ein regelrechter Markt entwickelt hat, bis hin zu Einkaufsmöglichkeiten ähnlich wie in einem Baumarkt. Der Beginn des kreislauffähigen Bauens!?

Bislang hauptsächlich bei privaten Baumaßnahmen gelebte Praxis, werden nun bereits mehrstöckige Häuser unter diesem Aspekt errichtet. Aktuell befindet sich in den Niederlanden in Rotterdam ein energieneutral konzipiertes 50 m hohes Wohngebäude mit 109 Wohnungen und Restaurants im Bau (Terrassenhaus „Sawa“). Dessen tragende Struktur, mit einem minimalen Anteil von Beton, besteht aus Holz. Die tragenden Brettsperrholzteile (CLT) sind ausschließlich mechanisch miteinander verbunden, können somit am Ende der Nutzungsdauer rückstandsfrei demontiert und wie das übrige verbaute Holz für neue Bauten genutzt werden.

Rechtsrahmen für zirkuläres Bauen fehlt

Nicht nur dieses als eines von mehreren Bauprojekten zeigt, dass zirkuläres Bauen plan- und umsetzbar ist. Dabei ist bemerkenswert, dass es zum Thema „zirkuläres Bauen“ zwar schon eine „Umgebung“ mit Leitfäden, Publikationen, Qualifizierungsprogrammen für Architekten, Grundlagen etc. gibt, jedoch keine umfänglichen, bindenden Vorgaben – ein rechtlicher Rahmen fehlt also.

Bei der bislang freiwilligen Umsetzung von Zielvorgaben sind „nur“ die bestehenden Regelungen, z.B. das Bundes-Klimaschutzgesetz und das Kreislaufwirtschaftsgesetz und bezogen auf Brandschutzelemente die BauPVO, zu berücksichtigen. Dennoch werden mittelfristig – ungeachtet der Komplexität des Themas – allein aufgrund der bisherigen und weiteren Veränderung des Klimas und der Verknappung und/oder Verteuerung von Energie und Rohstoffen weitere, konkretere Regelungen zum zirkulären Bauen zu erwarten sein. Wir müssen deshalb jetzt nicht komplett umdenken, sollten aber möglichst schnell weiterdenken.

Der bereits initiierte und deshalb bekannte Kreislauf für bestimmte Baustoffe wie z.B. Holz und für Bauteile wie Fenster unterstützt einen effizienten Umgang mit Ressourcen über den möglichen Verwendungszeitraum dieser Materialien. Dagegen hat sich aus einer gewandelten Betrachtung der Lebens-/Nutzungsdauer von Gebäuden (zumindest im gewerblichen Bereich) hin zu einem wirtschaftlich sinnvollen Nutzungszeitraum, ein eher sorgloser Umgang mit vorhanden Ressourcen entwickelt. Die vor einem Abriss des Gebäudes aus- und abbaubaren wertvollen Baustoffe und Bauteile (Urban Mining) werden heutzutage hauptsächlich und bestenfalls recycelt. Dabei wäre eine Einbringung dieser Stoffe und Teile in einen Kreislauf nicht kategorisch ausgeschlossen. Mit Sicherheit ist diese Praxis derzeit wirtschaftlich begründet, aber ebenso sicher tragen auch fehlende Anleitungen, Richtlinien, Regeln, Vorgaben zu dieser Verhaltensweise bei. Die Möglichkeit, solche Anleitungen auf Basis des bestehenden Systems zu erstellen – wenn auch nur zeitlich begrenzt, sozusagen als Zwischenschritt – besteht ohne Frage. Unter Berücksichtigung von bestehenden Anforderungen, der Einhaltung von vorhandenen Gesetzen und administrativen Prozessen könnten solche Anleitungen/Richtlinien zur Wiederverwendung von Baustoffen und Bauteilen mindestens Handlungssicherheit und Rechtssicherheit geben.

Nachfrage zu Re-Use steigt

Die seit einiger Zeit stetig steigende Nachfrage zum Umgang mit vorhanden Brandschutzelementen und zu Möglichkeiten der Wiederverwendung von Brandschutzelementen, einhergehend mit verschiedenen Diskussionen, unterstreicht die Wichtigkeit dieses Themas. Der Prozess für eine geregelte Wiederverwendung von Brandschutzelementen fordert nicht nur regulierende Behörden und Institutionen und bindet überwachende/überprüfende Institutionen ein, sondern bietet auch Herstellern zukunftsorientierte Chancen. Das betrifft nicht nur einen effizienteren Umgang mit Ressourcen hinsichtlich Rohstoffen und Energie, sondern auch eine Reduzierung von CO2-kompensierenden Maßnahmen bis hin zu Veränderungen oder Erweiterungen von vorhanden Vertriebskonzepten. Selbstverständlich ist dafür nicht nur die grundsätzliche Bereitschaft zur Veränderung, sondern auch Initiative und Investition und besonders ein „Weiterdenken“ wichtig und sinnvoll. Weitergedacht würde z.B. das aus verschiedenen Bereichen bekannte und bewährte Prinzip der Modularität viele neue Möglichkeiten zulassen. Aber nicht allein damit oder nur deshalb, sondern schon auf Basis vorhandener Regelungen und technischen Möglichkeiten ist bereits heute eine Wiederverwendung von Brandschutzelementen denkbar – nicht der erste, aber ein weiterer Schritt zu einem effizienteren Umgang mit Ressourcen.

Stefan Klausing ist Experte für Brandschutzbauteile und seit vielen Jahren im ift Rosenheim für die Bewertung von Bauelementen mit Anforderungen an den Feuerwiderstand und die Rauchdichtheit zuständig. Auf Basis von Prüfergebnissen und anderer Nachweise erstellt er projektbezogene gutachtliche Stellungnahmen, die als Grundlage für Verwendbarkeits- oder Anwendbarkeitsnachweise (Zulassung, Prüfzeugnis, vorhaben- bezogene Bauartgenehmigung (vBG) bzw. Zustimmung im Einzelfall (ZiE)) dienen.

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