Wege in den Metallbau

Berufseinstieg und Fortbildung in Bayern

Für den Einstieg und die weitere Qualifikation im Bereich Metallbau gibt es in Bayern mehrere Wege. Die Ausbildung im Betrieb und an der Berufs­schule, die Qualifizierung an einer Technikerschule oder ein Hochschulstudium bereiten auf unterschiedliche Funktionen im Betrieb vor. Magnus Hilger stellt verschiedene bayerische Bildungseinrichtungen vor.

Die klassische Ausbildung führt über das duale System mit Betrieb und Berufsschule. Eine der Einrichtungen, die eine Ausbildung im Bereich Metallbau anbieten, ist die Staatliche Berufsschule I in Deggendorf mit den Fachrichtungen Schweißtechnik, Metall- und Stahlbau, Ausrüstungstechnik und Feinblechbautechnik. Jährlich bereiten sich dort rund 30 Metallbauer, Fachrichtung Konstruktionstechnik, und 60 Konstruktionsmechaniker auf den Berufseinstieg vor. Eine praxisnahe und umfassende Ausbildung ist das Ziel von Peter Wollinger, Studiendirektor im Fachbereich Metall/Metallbau: „Bei uns läuft die Ausbildung nicht nach der klassischen Fächerverteilung ab, sondern im handlungsorientierten Lernfeldkonzept anhand von Projekten.“ Im Lernfeld Treppenbau umfasst das Konzept beispielsweise die Stufen „Orientieren und Informieren“, „Planen“ und „Handeln“. Im ersten Schritt lernen die Schüler die unterschiedlichen Treppenbauarten, Gestaltungsmöglichkeiten, Bauwerksanschlüsse und Bauvorschriften kennen, gefolgt vom Aufmaß und der Treppenberechnung sowie der statischen Treppenvorbemessung. Im dritten Schritt erfolgen der Entwurf der Werkstattzeichnungen mit aktueller Software, die Auswahl der Zukaufteile und schließlich die Fertigung in der Werkstatt. „Wir verfügen über sehr gut ausgestattete Werkstätten mit modernen Schweißgeräten, CNC-Brennschneideanlagen oder neuen Maschinen zur Blechbearbeitung“, betont Wollinger.

Besonders kleinere Metallbaubetriebe sind häufig auf einen bestimmten Tätigkeitsbereich spezialisiert. Der Fokus an der Schule liegt daher darauf, alle Schüler umfassend auszubilden und zugleich die Schwerpunkte der Firmen zu ergänzen. Wollinger: „Zusätzlich zum Themenbereich Leichtmetallbau mit den Schwerpunkten Fenster, Fassaden und Glasanbauten unterrichten wir unsere Schüler beispielsweise auch verstärkt im Bereich der Sonnenschutztechnologie.“

Neben der fachlichen Ausbildung in Theorie und Praxis stehen noch weitere Schwerpunkte auf dem Lehrplan. Dazu zählt das Stärken des eigenverantwortlichen Lernens sowohl einzeln als auch im Team. Partner- und Gruppenarbeiten nehmen ebenfalls eine wichtige Stellung im Unterricht ein. Die Schüler übernehmen Projekte außerhalb der Schule. So fertigten sie beispielsweise eine Bühnenkonstruktion mit Treppenaufgängen und Sicherheitsvorrichtungen für die Landesgartenschau 2014 in Deggendorf. Auch für die Schule und weitere Auftraggeber entstehen Objekte wie etwa ein Fahrradständer, eine Treppenkonstruktion für einen Wintergarten oder kleinere Projekte wie Kleiderbügel oder Türheber.

Kooperation. Die an der Schule praktizierte Verknüpfung von Theorie und Praxis umfasst auch die Kooperation mit Betrieben, der Innung sowie der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer. Vertreter von Unternehmen sind durch Vorträge eingebunden und stellen beispielsweise den aktuellen Stand der Befestigungstechnik, der Schweißtechnik oder der Tür- und Torautomation vor. Die Schule selbst ist Mitglied bei wichtigen Branchenverbänden, die Lehrer nehmen regelmäßig an den Veranstaltungen der Verbände und der Innung teil. Und sie agieren selbst als Experten, beispielsweise bei Gesellen- und Meisterprüfungen. Fortbildungen spielen auch beim Lehrpersonal eine wichtige Rolle. „Unsere Lehrkräfte im Metallbaubereich sind bezüglich der vielfältigen Normenänderungen auf dem aktuellen Stand“, betont Wollinger, der nebenbei selbst als Autor beim Verlag Handwerk und Technik für den Bereich Metall- und Stahlbau tätig ist.

Neue Perspektiven. Schüler, die einen Hauptschulabschluss besitzen, können mit dem Abschluss der Berufsausbildung, entsprechende Noten vorausgesetzt, die Mittlere Reife erlangen. Statt dem direkten Berufseinstieg haben die Absolventen die Möglichkeit, durch den Besuch der Fachoberschule (FOS) die Hochschulzugangsberechtigung oder durch den Besuch der Berufsoberschule (BOS) die fachgebundene oder allgemeine Hochschulreife (Universität) zu erlangen.

Eine Alternative ist der Besuch einer Technikerschule. Eine solche Einrichtung für die Bereiche Fahrzeugtechnik und Elektromobilität ist in der Berufsschule Deggendorf integriert. Speziell für den Bereich Metallbau bietet sich die Technikerschule München an. Die Bildungseinrichtung wurde 1960 mit den Abteilungen Maschinenbau und Elektrotechnik gegründet. Den Bereich Metallbautechnik gibt es seit 1998. „Bundesweit handelt es sich um die von der Absolventenzahl her größte Technikerschule“, berichtet Studiendirektor Josef Moos, der sich auch über seine Lehrtätigkeit hinaus mit dem Bereich Metallbau beschäftigt und als Fachautor tätig ist.

Der Bereich Metalltechnik erfreut sich großer Beliebtheit, nur ungefähr die Hälfte der Bewerber kommt dabei zum Zug. Rund 30 Schüler absolvieren den alle zwei Jahre stattfindenden Kurs. Voraussetzung für den Besuch der Schule ist eine abgeschlossene Gesellen- oder Facharbeiterprüfung sowie mindestens ein Jahr einschlägige Berufserfahrung. Moos: „Die Fortbildung wird aber auch von Bewerbern mit Meisterprüfung nachgefragt, denn sie eröffnet ihnen durch die intensive Ausbildung in Statik und Konstruktion völlig neue Berufsperspektiven.“ Der Unterricht erfolgt in Vollzeit über einen Zeitraum von zwei Jahren. „Ziel ist es, die Absolventen für eine gehobene Tätigkeit in Metall- und Stahlbaubetrieben, aber auch bei Zulieferern, beispielsweise bei den Systemherstellern zu befähigen“, erläutert Moos.

Schwerpunkt Theorie. Die Ausbildung ist stark theorieorientiert und legt einen besonderen Schwerpunkt auf Statik und Konstruktion. Im ersten Schuljahr steht die Vertiefung der in der bisherigen Ausbildung vermittelten Grundlagen an, sowie die Fächer Deutsch, Mathematik, Bauphysik, Informatik und die gründliche Schulung in CAD-Programmen. Zudem legen die Schüler die Ausbildereignungsprüfung ab.

Im zweiten Schuljahr wählen die Schüler eine Spezialisierung, entweder Leichtmetallbau oder Stahlbau, sie entwerfen und planen größere Konstruktionen wie Hallen oder Fassaden. Gleichzeitig werden die anderen Fächer weiter vertieft. „Die Fortbildung ist stark technisch orientiert, wie es die Wirtschaft erwartet, da die Techniker primär mit ingenieurmäßigen Aufgaben betraut sind“, berichtet Moos.

„Als Besonderheit sehen wir auch die Vorbereitung auf einen europäischen Arbeitsmarkt, deswegen ist technisches Englisch ein Pflichtfach“, betont Moos. So vermittelt die Schule zunehmend Kurzzeitaufenthalte im Ausland. Auch die Entwicklung der Persönlichkeit sowie der rege Austausch mit der Wirtschaft und der Besuch von Fachmessen zählen zu den zentralen Inhalten. Im Rahmen der Ausbildung erfolgt eine enge Kooperation mit der Industrie, u.a. mit dem Systemhersteller Wicona oder dem Bauforum Stahl. Dazu finden sowohl Schulungen vor Ort als auch Vorträge von Referenten der Unternehmen sowie Messebesuche statt.

Zum Abschluss legen die Schüler die Prüfung zum Technischen Fachwirt bei der Handwerkskammer ab, diese entspricht dem Teil III der Meisterprüfung. Durch die Anrechnungsverordnung des Handwerks können die Absolventen damit einen Handwerksbetrieb eröffnen. „Nur ein Teil der Schüler wählt diesen Weg“, weiß Moos. „Der größere Teil geht in die einschlägigen Unternehmen des Metall- und Stahlbaus und ist dort vor allem als Projektleiter tätig.“ Mit dem Abschluss können die Schüler zudem ein Studium an einer Technischen Universität, beispielsweise an der TU München aufnehmen. Eine Möglichkeit, die zunehmend genutzt wird. Das Studium an einer Fachhochschule ist wegen der Gleichwertigkeit mit dem bereits erlangten Abschluss dagegen uninteressant, betont Moos.

Meister werden.Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung besteht für Gesellen und Facharbeiter die Möglichkeit, sich durch die Meisterausbildung weiter zu qualifizieren. In Bayern bieten die Handwerkskammern Kurse zur Weiterbildung an, oft sowohl in Voll- als auch in Teilzeit. Die Unterrichtsinhalte setzen sich aus vier Bereichen zusammen, der Fachpraxis I), der Fachtheorie (II), der Wirtschafts- und Rechtskunde (III) und der Berufs- und Arbeitspädagogik (IV). Die ersten beiden Teile dienen der Erweiterung des Fachwissens, im dritten Teil erlernen die angehenden Meister die Grundlagen der Betriebsführung und im vierten erwerben sie das  Wissen zur Planung und Durchführung der Ausbildung im Betrieb.

Die Handwerkskammer Mittelfranken bietet die Teile I und II einmal jährlich in Vollzeit oder alle zwei Jahre in Teilzeit und die Teile III und IV mehrmals jährlich in Voll- und Teilzeit an. Die Ausbildung für die Teile I und II dauert in Vollzeit 6,5 Monate in Teilzeit 18 Monate und für die Teile III und IV in Vollzeit 2 Monate und in Teilzeit 6 Monate. „In den letzten Jahren ist die Nachfrage wieder angestiegen und die Lehrgangsplätze sind frühzeitig ausgebucht, berichtet Benedikt Schuhmann von der Handwerkskammer Mittelfranken. Eine Besonderheit stellt die gemeinsame Beschulung der Metallbauer und Feinwerkmechaniker in vielen Bereichen dar. Insgesamt werden im Vollzeitkurs 21 Plätze und im Teilzeitkurs 20 Plätze angeboten, zwölf davon für Metallbau. Im Rahmen der Meisterausbildung im Metallbauerhandwerk ist zudem der Sachkundenachweis Befestigungstechnik, ein WIG-Schweißlehrgang, ein Edelstahllehrgang, eine Schweißprüfung nach DIN EN 287-1 und der Schweißfachmann Teil 1 und 2 enthalten. Ein weiterer Schwerpunkt im Unterricht liegt auf einem hohen EDV-Anteil (Auftragsabwicklung/Betriebsführung und CAD 3D) und in der Integration von Praxistagen und Projektwochen.

Während normalerweise für die Meisterausbildung mehrere tausend Euro als Kursgebühren erhoben werden, entfallen diese bei den Münchner Meisterschulen am Ostbahnhof. Die Einrichtung wird gemeinsam von einem Zweckverband getragen. Die HWK München und Oberbayern fungiert als Sachmittelträger, die Landeshauptstadt München stellt das Lehrpersonal. Die Schüler müssen nur die Verbrauchsstoffgelder in Höhe von 550 Euro zahlen. Der Unterricht erfolgt in Vollzeit über die Dauer eines Schuljahres. „Wir bieten jedes Jahr maximal 24 Weiterbildungsplätze an“, berichtet Lisa Schlegl, Fachbetreuerin an den Meisterschulen. „Die jährliche Nachfrage liegt bei rund 50 Personen.“ Kriterien für die Aufnahme sind die Leistung bei der Gesellenprüfung, Auszeichnungen, berufsbezogene Fortbildungskurse, Berufsjahre und Härtefälle. Als Ergänzung zum praktischen und theoretischen Unterricht in den schulischen Räumlichkeiten und Werkstätten stehen auch Aktivitäten wie Firmenbesichtigungen und Museumsbesuche auf dem Programm. Als Zusatzqualifikation bietet die Schule die Ausbildung zur Elektrofachkraft und einen Teil der Schweißfachmannausbildung an.

Akademischer Weg. Als einen akademischen Einstieg in den Metallbau oder auch als weitere Qualifizierung für Interessenten mit Berufserfahrung bietet die Hochschule München das Verbundstudium Stahl-Metall-Glas und den Studiengang Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Stahlbau an. Das duale Studium Stahl-Metall-Glas findet ausschließlich in Zusammenarbeit mit Unternehmen statt, der Student absolviert parallel dazu eine Lehre in einem Betrieb (s. metallbau 11/2013).

Im Bachelorstudiengang Bauingenieurwesen, Dauer sieben Semester, besteht für die Studenten die Möglichkeit, zu Beginn des sechsten Semesters den Schwerpunkt Stahlbau zu wählen. Voraussetzung für das Studium ist eine in Bayern anerkannte Hochschulzugangsberechtigung. Diese kann entweder über einen entsprechenden Schulabschluss, eine erfolgreiche Meisterprüfung oder eine Berufsausbildung, verbunden mit dreijähriger Berufspraxis in einem fachlich verwandten Bereich erworben werden. „Von den Studenten erwarten wir zudem Kreativität, handwerkliche und analytische Fähigkeiten und gute Kenntnisse in Mathematik und Physik“, erläutert Prof. Christian Schuler, Spezialist für Fassadenbau und Zustimmung im Einzelfall bei Glaskonstruktionen. „Und die Studenten müssen teamfähig und in der Lage sein, wirtschaftlich zu denken.“

Im Schwerpunktfach Stahlbau erlernen die Studenten unter anderem die rechnerische und konstruktive Beherrschung von komplexen Stabilitätsfällen und erwerben vertiefte Kenntnisse des Werkstoffs Stahl, besonders im Hinblick auf das Schweißen. Parallel zum Studium besteht die Möglichkeit, eine Ausbildung zum Schweißfachingenieur zu durchlaufen. Für praktische Übungen steht auf dem Campus das Labor für Stahl- und Leichtmetallbau zur Verfügung. Ergänzend zum Bachelorstudium besteht nach dem erfolgreichen Abschluss die Möglichkeit, auch den Masterstudiengang Allgemeiner Ingenieurbau mit Schwerpunkt „Stahlbau und Gestaltungstechnik“ zu absolvieren. Der Masterabschluss ermöglicht auch die Zulassung zur Promotion und den Einstieg in den höheren öffentlichen Dienst. „Wir gehen davon aus, dass die beruflichen Aussichten der zukünftigen Stahlbauer sehr gut sein werden“, berichtet Schuler. „Bei der derzeitigen Wirtschaftslage können die zur Verfügung stehenden Stahlbau-Absolventen den Bedarf an Arbeitskräften mit dieser Qualifikation nicht decken.“

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