Meckel Metallbau - wenn der Junior ...

Wenn der Junior ...

Mit 16 Jahren wusste Niklas Meckel, was er wollte. Der Profisport war es nicht, den professionellen Basketball hat er wegen Knieproblemen an den Nagel gehängt. Die Ausbildung zum Metallbaumeister haben sowohl sein Großvater als auch sein Vater erfolgreich absolviert und es wird auch sein Ding. Inzwischen führt der 31-Jährige, mit Vater Andreas und Onkel Siegfried Gillert als Prokurist, in dritter Generation die Geschäfte.

Materialengpässe & Preissteigerung

Trotz Corona-Krise — die Auftragsbücher von Metallbau Meckel sind voll, die Vorlaufzeit beträgt oft Monate. Die allgemeinen Schwierigkeiten der Materialbeschaffung haben die Abwicklung der Aufträge im Stahlbau von früher 6-8 Wochen auf heute 12-14 Wochen verlängert.

Wegen der rasanten Preissteigerungen im vergangenen Jahr erstellen die Meckels nur noch Angebote mit Tages- oder Wochenpreisen. „Melden sich Kunden spät, sind sie häufig von den überholten Preisen überrascht“, erzählt Niklas Meckel. Der 31-Jährige führt seit 2017 mit seinem Vater die Geschäfte. Viele Kunden haben noch nicht realisiert, dass Angebote heute mit der früher üblichen Gültigkeitsdauer von vier Wochen nicht möglich sind.

„Im März 2020 mussten wir abrupt wegen der Pandemie Auftragseinbrüche hinnehmen, Teilbereiche waren in Kurzarbeit“, erzählt der Juniorchef. Personal wurde deswegen nicht entlassen, mit dem Abgang von acht Mitarbeitern und elf Neuanstellungen stellte allerdings das Jahr 2021 ganz eigene Herausforderungen. Insgesamt zählt die Belegschaft 25 Angestellte. Die Kunden kommen meist aus der Kölner Region, oft stammen sie aus dem Privatsegment.

Blechbearbeitung als zweites Standbein

Ein Viertel der Mitarbeiter generieren die Hälfte des Jahresumsatzes mit der Bearbeitung von Blechen. In der ca. 900 m² großen Produktionshalle sind an zwei Wänden Lagerregale vom Boden bis an die Decke eingezogen. Bis zu 130 verschiedene Blechsorten lagern dort: aus Aluminium oder Edelstahl, verzinkte Bleche, strukturierte Bleche in verschiedenen Legierungen, Lochbleche oder in RAL-Tönen lackierte Bleche. „Damit wir die vorbeschichteten Bleche bearbeiten können, ohne dass beim Kanten das Material reißt, muss die Halle eine Raumtemperatur von 16 Grad haben“, erklärt Senior Andreas Meckel. Da für dieses Standbein das Tagesgeschäft wichtig ist, wird eine große Auswahl an Blechen vorgehalten. Unter den Kunden sind viele Unternehmerkollegen.

In den 1980-er-Jahren haben die Betriebsgründer Georg & Gabriele Meckel die Blechbearbeitung aufgebaut. Während der Stahlbau sehr personalintensiv ist und vergleichsweise wenig Material im Lager vorgehalten wird, ist es im Bereich der Blechbearbeitung genau umgekehrt. Die Meckels finden, dass sich die gegenläufigen Anforderungen ihrer beiden Geschäftsbereiche gut ergänzen, und profitieren von den Synergien. So arbeitet die Abteilung zu etwa 25 Prozent dem Stahlbau zu.

Invest in elektrische Maschinen

Der Maschinenpark, eine hydraulische Tafelschere und Abkantpresse, wurden vor zwei Jahren mit einer großen Investition um ein elektrisches Maschinenpaar erweitert. Sowohl die neue Tafelschere als auch die Abkantpresse von Boschert arbeiten nicht nur deutlich leiser und etwas schneller als das hydraulische Pendant, sondern lassen sich zudem CNC steuern.

Zum Jahreswechsel wurde endlich das Internet auf Glasfaser umgestellt und Meckel Metallbau ist 2022 im Giganetz angekommen. „Ein nächster Schritt wird sein, die beiden Maschinen mit Daten aus der Arbeitsvorbereitung zu speisen“, sagt Niklas Meckel. Wenn Maße nur noch einmal eingegeben werden, ist eine wesentliche Fehlerquelle ausgeschaltet. Der Juniorchef treibt die Digitalisierung des Betriebs voran, für dieses Jahr hat er den Start eines Onlineshops geplant, über den dann Bleche bestellt werden können. „So können wir Arbeitsabläufe besser strukturieren.“

Digitalisierung im Stahlbau

Im Gros ist das Portfolio des Stahlbaus klassisch: Treppen, Tore, Geländer, Vordächer; aktuell ist in der Werkstatt ein Schwimmer in Arbeit, an dem im Rhein Boote festmachen können. Die Konstruktion ist ein typischer Auftrag, die benötigten Bleche ein Beispiel, wie sich die beiden Arbeitsbereiche ergänzen.

„Aber wir können mehr als konstruktiven Metallbau, wir sind auch eine kreative Werkstatt“, betont der Junior und zeigt auf einen Brunnen aus Cortenstahl, bepflanzte Wände aus Cortenstahl, die sich als Trennwände für Großraumbüros eignen, kleine, lustige Hühner und andere Stahlskulpturen für den Garten. Zurzeit stellt er die Werkstücke und Zierfiguren im Firmenfoyer aus. Im Laufe dieses Jahres möchte er dieses Angebot in einen Onlineshop einstellen und den Kundenkreis erweitern. „Mit der Reichweite über das Internet generieren wir neues Vertriebspotenzial.“

Jedoch auch ohne Onlineshop ist der Stahlbau seit Niklas‘ Einstieg digitaler geworden. „Vor zwei Jahren haben wir ERPlus als Betriebssoftware mit acht Lizenzen implementiert“, berichtet der Junior. „Für die Software von T.A. Project plus Schulungen haben wir ca. 25.000 Euro in die Hand genommen“, ergänzt Andreas Meckel. Der Betriebsserver wurde mit der neuen Anwendersoftware auf WTS umgestellt. „Im vergangenen Jahr haben wir dann für das Technische Büro einen Arbeitsplatz mit SolidWorks eingerichtet und seither die Möglichkeit in 3D zu zeichnen.“

Für die Umstellung von 2D- auf 3D-Zeichnungen hat Niklas Meckel ca. sechs Wochen gebraucht. Damit die Vorteile der Konstruktionen im 3D-Format in der Fertigung ankommen, sind zwischen Planer und Metallbauer sehr viele Absprachen über Maße und Bezugslinien nötig. „Die Prozessabläufe reifen mit der Zeit, die Übernahme der Maße aus der Arbeitsvorbereitung ist ein großes Plus, weil Fehlerquellen so deutlich reduziert werden“, so die Meckels. Sie sind von der Anschaffung überzeugt: Zum einen können sich Kunden anhand von 3D-Zeichnungen die Produkte besser vorstellen als bei 2D-Vorlagen, zum anderen fertigt nun der Betrieb Geländer und Treppen in Geometrien, die sich mit einem 2D-Programm gar nicht realisieren ließen. Im nächsten Schritt nimmt der Digitalisierungsplan die papierlose Fertigung ins Visier. Dafür möchte Niklas Meckel an den Arbeitsplätzen in der Werkstatt Displays installieren, sodass jeder Handwerker einen Überblick über die laufenden Aufträge hat und die Werksplanung digital kommuniziert wird.

 

Der Junior im Profil

Nachfolge versteht Niklas Meckel als fortlaufenden Prozess. Jede neue Generation bringt frischen Wind ins Betriebsmanagement; routinierte Abläufe werden überprüft und auf den aktuellen technischen Standard gebracht. Niklas ist mit nur 27 Jahren  in die Geschäftsführung eingestiegen. Seine Großmutter Gabriele Meckel war bereits 2014 aus der Geschäftsführung ausgeschieden. Sie hatte mit ihrem Mann Georg 1978 den Betrieb gegründet, inzwischen hält Sohn Andreas die Geschäftsanteile, weitere 20 Jahre später rückte Enkel Niklas in die Geschäftsführung nach. „So eine Übergabe ist ein langer Prozess und selbst nach fünf Jahren nicht abgeschlossen“, sagt Niklas. Derzeit leitet er zusammen mit seinem Vater das technische Büro, optimiert die digitalen Prozesse und führt Mitarbeiter in Projektleitungen ein. Ein ziemlicher Sprung, wenn er sich an die Zeit erinnert, als er mit 14 Jahren sein Taschengeld bei Opa und Oma in der Werkstatt verdient hat.

Lange Jahre hat er beobachten können, wie eine Frau als Geschäftsführerin eines Metallbaubetriebs ankommt. Er stellt fünf Pluspunkten ein dickes Minus gegenüber: „Die Akzeptanz einer Frau im Handwerk ist und bleibt schwierig!“ Auf der Seite der Vorteile nennt der Juniorchef Fachkompentenz, Sorgfalt, Warmherzigkeit, Lösungsorientierung und ein offenes Ohr für alle.“

Der Juniorchef traut Frauen die Arbeit in der Werkstatt und auf der Baustelle zu. „Frauen können sich mit Genauigkeit, Sorgfalt, Pflichtbewusstsein und selbständigem Auftreten in dieser Männerdomäne durchsetzen.“

Heute gehören fünf Frauen zur Belegschaft Betriebswirtin Daniela Meckel, zuständig für Rechnungswesen und Personal, Jeannine Becker, geb. Meckel, zuständig für die Buchhaltung und Personal, Heike Meckel, zuständig für das Tagesgeschäft und das Rechnungswesen; Rebecca Schöller (siehe Interview S. 25), die seit August 2021 eine Ausbildung zur Metallbaugesellin Fachrichtung Konstruktionstechnik absolviert und Isabelle Jung als Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement. Die ehemalige Mitgründerin der Firma Gabriele Meckel ist immer Hintergrund und steht weiterhin mit Rat und Tat zur Seite.

Fazit

„Nicht stehen bleiben“ ist das Motto von Niklas Meckel. „Immer in Bewegung“, das nimmt er sich nicht nur als Skifahrer, Tennis- oder Basketballspieler und Reiter zu Herzen, sondern auch als Jungunternehmer; ob das die Anschaffung von Maschinen, Geräten, Software oder die Weiterbildung der Mitarbeiter betrifft.

Als waschechter Kölner frönt er wie der Großvater dem Karneval, mag es gesellig und schätzt das Arbeiten in der Großfamilie mit einem vielseitigen Team. „Ich finde unsere bunte, multikulturelle Belegschaft klasse, wir haben mit Migranten sehr gute Erfahrungen gemacht – fachlich wie menschlich“, stellt er fest und bedauert, dass die Corona-Krise viele persönliche Kontakte ins Netz verlegt hat. Das Zwischenmenschliche bleibt seit zwei Jahren auf der Strecke. „Das ist sehr schade.“

www.meckel-metallbau.de

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