Interview

Sarah Osterholt von Hörmann

„Wir recyceln unsere Torlamellen.“

Seit 2019 gibt es bei Hörmann in Steinhagen eine Abteilung für Nachhaltigkeit, die von Sarah Osterholt geleitet wird. Ihre Aufgabe ist es, Potenziale zu erkennen und eine nachhaltige Entwicklung aller Standorte zu forcieren. Seit der BAU 2023 bietet der Tür- und Torexperte alle Produkte für den Wohnungsbau klimaneutral an, für den Objektbau ist dies optional gegen einen Aufpreis möglich.

metallbau: Kann jegliche Torlamelle recycelt werden oder ist dafür eine bestimmte Verbindung von Lamelle und Polyurethan nötig?

Sarah Osterholt: Theoretisch kann jede Torlamelle diesem Recyclingprozess zugeführt werden. Praktisch können wir alle Hörmann- Lamellen im Kreislaufprozess wiederverwenden. Aktuell befinden wir uns aber mit unseren Partnern in der Testphase, um auch die Wiederverwendung der PU-Reststoffe von unseren Marktbegleitern umzusetzen.

metallbau: Woher kommen die geschäumten Torlamellen? Sind das ausschließlich demontierte Tore von Hörmann-Servicetechnikern oder gibt es ein organisiertes Entsorgungssystem, das Hörmann-Fachpartner und andere Torbauer einschließt?

Osterholt: Bisher mussten unsere Händler für die Entsorgung der Lamellen häufig bezahlen. Bei uns können sie diese nun kostenfrei abgeben. Sie melden der jeweiligen Hörmann-Niederlassung einfach die zur Rückgabe vorgesehenen Lamellen und diese werden vorzugsweise bei der nächsten Belieferung des Händlers durch die Niederlassung auf dem Rückweg mitgenommen.

metallbau: Über welches Werk wird die Rückholung der Tor­lamellen von den Fachpartnern organisiert?

Osterholt: Unsere deutschen Niederlassungen nutzen seit Januar 2024 das Portal der Firma WEEE-Return (eine Tochtergesellschaft von Remondis), um eine Rückholung der Lamellen an das Werk Ichtershausen zu melden. Eine Optimierung, die den Rückgabeprozess seit Anfang dieses Jahres nochmals für alle Beteiligten vereinfacht.

metallbau: Hörmann hat sich um die Maschine, die Stahl und PU-Schaum der Lamellen trennt, selbst gekümmert. Ist diese Technologie patentiert und gibt es Überlegungen, diese Maschine für andere Interessenten zu bauen und zu verkaufen?

Osterholt: Zunächst haben wir geprüft, ob es bereits ein solches Verfahren gibt, da nicht nur Hörmann geschäumte Lamellen herstellt. Leider sind wir nicht fündig geworden. Daher haben wir selbst eine Maschine beauftragt. Anforderung war es, die Stoffgruppen Stahl, PU und Gummi so zu trennen, dass möglichst keine Reststoffe an den jeweils anderen Stoffgruppen verbleiben. Tatsächlich haben wir zwei unterschiedliche Maschinen entwickelt, die beide gut funktionieren.

metallbau: Wie unterscheiden sich diese Maschinen?

Osterholt: Während die eine etwas vereinfacht ausgedrückt „schält“, „schreddert“ die andere. Die Trennung funktioniert bei beiden Verfahren sehr gut. Patentiert ist diese Technologie nicht.

metallbau: Lassen sich diese beiden Maschinen auf dem Markt kaufen?

Osterholt: Die Maschinen wurden speziell für uns konzipiert und sind so nicht im Standardkatalog abrufbar. Aktuell haben wir keine Pläne, diese Maschinen für andere Interessenten herzustellen. Unser Fokus liegt als Nächstes darauf, Erfahrungen mit dem Rückholungspotenzial (Quantität, Qualität, etc.) im deutschen Markt zu sammeln und dann Möglichkeiten der Anbindung unserer Vertriebsgesellschaften in angrenzenden Ländern zu prüfen.

metallbau: In welcher Form wird der PU-Kern zurückgegeben?

Osterholt: Unserem Lieferanten geben wir den PU-Schaum in Brikett-Form zurück. Dies optimiert auch die Logistik, da es sich durch die komprimierte Form raumsparend transportieren lässt.

metallbau: Prozentual: Wie viel recyceltes Material wird im Neuprodukt eingesetzt?

Osterholt: Bis Ende des Jahres gehen wir durch die intensivierte Anbindung aller deutschen Hörmann Niederlassungen und durch das zunehmende Interesse bzw. Bewusstsein unserer Händler von 10% Recyclinganteil im Polyol aus. Prinzipiell sind aber bis zu 20% des Recycling-Polyols in unserem Prozess einsetzbar.

metallbau: Wird für Hörmann der Kauf von Polyol günstiger, dadurch dass von demontierten Toren der PU-Kern wieder an die Lieferanten zurückgeht?

Osterholt: Wir betrachten dies weniger unter dem Kosten- und mehr unter dem Kreislaufwirtschaftsaspekt. Der Artikel Polyol mit Recycling ist etwas günstiger als Polyol ohne Recyclinganteil, aber wie genau es bei Einrechnung der Logistik, Maschinenanschaffung und Betriebskosten aussehen würde, kann ich Ihnen tatsächlich gar nicht genau sagen.

metallbau: Wie viel können Sie den Hörmann CO2-Fußabdruck senken, indem Sie den PU-Schaum der Tore in den Kreislauf zurückführen?

Osterholt: Das kann ich leider erst Mitte 2024 beantworten. Die Datenerfassung für unsere Corporate Carbon Footprint-Berechnung ist Anfang Februar gestartet. Nach der Datenerfassung folgt also noch die Berechnung und Zertifizierung durch unseren Partner ClimatePartner. Das nimmt etwas Zeit in Anspruch, die wir uns aber gerne nehmen, damit alles genaustens betrachtet werden kann. Wir sehen dann erstmalig, wie viel Einsparung uns das Lamellenrecycling im Vergleich zum Vorjahr gebracht hat. In den kommenden Jahren erwarten wir durch deutlich höhere Rückführungsmengen an Lamellen entsprechend höhere Einsparungen als im ersten Jahr.

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