Trotz Krise – Soudal wächst

Rekordumsatz in D-A-CH-Region

Mit einem Gesamtumsatz vom 115 Mio. Euro hat Soudal in der D-A-CH-Region im letzten Jahr das beste Ergebnis der Firmengeschichte erzielt und sich gegenüber dem Jahr 2021 um 16 Prozent gesteigert. Im laufenden Geschäftsjahr erweist sich das Deutschlandgeschäft mit einem voraussichtlichen Wachstum beim Absatz von 5 Prozent als krisenstabil, hieß es bei der Fachpressetagung in Turnhout. Dort hat das Familienunternehmen, das mehr als 2.600 Mitarbeitende beschäftigt, seine Zentrale und den größten Produktionsstandort in Europa.

Deutschland ist mit ca. 100 Mio. Euro der umsatzstärkste Markt, produziert wird hierzulande jedoch nicht. In Leverkusen hat der belgische Zulieferer einen Vertriebs- und Lagerstandort mit 90 Mitarbeitenden. Die Aufstockung des Personalbestands um 20% seit 2019 sowie die Erhöhung der Lager- und Vertriebskapazitäten erforderten eine Erweiterung. Die neue Lagerhalle mit ca. 3.500 zusätzlichen Stellplätzen wurde im Sommer 2023 feierlich eingeweiht und ist bereits in Betrieb. Der Umbau des Büro und Verwaltungstraktes erfolgt im Laufe des Jahres 2024. Die Investition in den Ausbau des Standorts Leverkusen beträgt rund 6,5 Mio. Euro.

Nach Ansicht von Harald Lüdtke, Geschäftsführer Soudal Deutschland und Regional Director Central Europe, haben die Märkte in Österreich und der Schweiz ein hohes Wachstumspotenzial. „Der Markt sucht einfache und schnell zu verarbeitende Produkte, ausführende Betriebe sortieren ihre Lieferantenlisten neu. Die Quote an Neukunden ist hoch“, so Lüdtke. In Österreich hat Soudal bereits seit 20 Jahren eine Niederlassung und Lagerstätte und erzielte im letzten Jahr einen Umsatz von 12,5 Mio. Euro. In der Schweiz waren es ca. 2,5 Mio. Euro.

Der Schweizer Markt wurde bisher nur sporadisch von Deutschland aus betreut. Nun gründet das Unternehmen zum Ende des Jahres auch in der Schweiz eine eigene Niederlassung. Lüdtke: „Wir gehen damit jetzt in die direkte Bearbeitung des letzten noch verbliebenen Landes in Zentraleuropa, wo wir noch nicht mit einer Vertriebsorganisation aktiv waren. Das ist ein großer Schritt.“ Bis die Verwaltungs- und Logistikstrukturen in der Alpenrepublik aufgebaut sind, wird der Markt vom Standort Leverkusen aus gesteuert.

Zur Konjunktur

„Nachdem es in diesem Jahr erstmals keine Materialengpässe und damit verbundene Preissteigerungen mehr gab, konnten die Preise in einigen Materialgruppen bereits zurückgeführt werden“, berichtete Lüdtke. Die insgesamt krisenstabile Geschäftsentwicklung des Unternehmens führt er auf mehrere Faktoren zurück: „Natürlich sind wir wie alle anderen Baustoffproduzenten auch von Konjunktureinbrüchen betroffen. Aber mit dem breiten Spektrum und den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten unserer Produkte können wir flexibel auf alle Marktschwankungen reagieren und Einbrüche in einem Segment mit Zuwächsen in anderen Bereichen ausgleichen. Wenn wie derzeit die Nachfrage im Neubau zurückgeht, können wir z.B. mit unseren Produkten im Sanierungsmarkt punkten.“ Aus der Deutschlandzentrale in Leverkusen bedient der Vollsortimenter den Baustoff-Fachhandel für Profiverarbeiter, Do-it-yourself-Fachhandel sowie Großabnehmer im Bereich Industrie & Transport.

Geschäftsbereiche

Die größten prozentualen Wachstumsraten hat Soudal im letzten Jahr im Industriesegment erzielen können. Hier zeigt sich deutlich, wie das breite Produktspektrum mit einem Kundenmix aus den unterschiedlichsten Industriezweigen zur konstanten Geschäftsentwicklung beiträgt. Das Baumarktgeschäft stagniert 2023 nach den drei umsatzstarken Ausnahmejahren 2020 bis 2022 mit zweistelligen Wachstumsraten. So haben die Baumarktketten in den Monaten April bis Juni deutlich weniger Neubestellungen getätigt, um ihre Lagerbestände abzubauen. Ab dem dritten Quartal hat sich aber die Nachfrage insbesondere nach den Energiesparlösungen wieder deutlich erhöht, sodass im DIY-Segment mit einem Ergebnis leicht über Vorjahresniveau gerechnet werden kann. Lüdtke: „Unsere Produkte werden zur Reparatur und Erhaltung eingesetzt. Ähnlich verhält es sich mit dem Soudal-Energiesparkonzept: Auch hier kann man mit kleinen Maßnahmen schon einiges erreichen.“

Nach einem schwierigen Jahr 2021 hat das Profigeschäft 2022 in den vier Kompetenzbereichen Dach, Fenster, Innenausbau und Fliesen deutlich zweistellige Wachstumsraten erzielt. Innerhalb der vier Kompetenzfelder im Profisegment ist der Bereich Bauelemente / Fenster prozentual am stärksten gewachsen. Vom Gesamtumsatz macht das Profigeschäft ca. 40 Prozent aus. Im aktuellen Geschäftsjahr bewegt sich das Geschäft trotz des massiven Konjunktureinbruchs im Wohnungsbau ebenfalls auf Vorjahresniveau. Hierzu trägt auch das Online-Geschäft bei, das in Zusammenarbeit mit Pure Playern auf der Handelsseite umgesetzt wird. Über diesen Kanal vertreibt Soudal das Profisortiment, während das Baumarktsortiment über die Online-Kanäle der großen Baumarktketten vermarktet wird. Die Entwicklung der letzten Jahre war so positiv, dass ein Key Account Manager aus den eigenen Reihen aufgebaut werden konnte, der das Online-Geschäft steuert.

Ressourcenschonung

Das Unternehmen verfolgt seit vielen Jahren eine nachhaltige Strategie in den drei Bereichen Energie, Verpackung und Material. Um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, betreibt es seine Werke teilweise durch Windkraft und Photovoltaik mit regenerativen Energien und setzt bei seinen Verpackungen auf recycelte Materialien wie Post-Consumer-Rezyklat (PCR). Das Sortiment wird sukzessive auf kreislauffähige Verpackungen umgestellt. Um zu einer höheren Recyclingquote beizutragen, bietet Soudal als Mitbegründer des Recyclingunternehmens PDR (Produkte durch Recycling) schon seit drei Jahrzehnten ein Rücknahmesystem für leere PU-Schaumdosen an. Darüber hinaus ist der Bauchemie-Hersteller seit 2022 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), einige Produkte sind bereits im DGNB-Navigator gelistet.

CO2-Fußabdruck senken

Soudal trägt zur Reduzierung von Plastikmüll bei, indem das Unternehmen bei den Kleb- und Dichtstoffen verstärkt auf Verpackungen aus Post-Consumer-Rezyklat (Abkürzung PCR) setzt. Das Prinzip: Verpackungen werden aus wiederaufbereiteten Kunststoffen hergestellt, die aus Haushalts- oder gewerblichen Abfällen stammen. Diese Verpackungen werden wiederum so oft wie möglich recycelt. Dieses Konzept trägt zur Kreislaufwirtschaft bei, verringert den Rohstoff- sowie Energieverbrauch und senkt CO2-Emissionen. Durch die Umstellung auf dünnere und damit leichtere Kartuschen hat Soudal den Kunststoffabfall bereits um rund 285 Tonnen pro Jahr reduziert.

In eine eigene Windkraftanlage am Hauptsitz in Turnhout wurden ca. 3 Mio. Euro investiert, in Folge reduziert sich der CO2-Fußabdruck in der Herstellung deutlich: Bei guten Windverhältnissen wird heute der gesamte Energiebedarf für die Produktion von PU-Schaum durch Windenergie gedeckt. Perspektivisch soll die gesamte Dichtstoff-Herstellung in Turnhout mit Windenergie betrieben werden. Weitere Werke sind mit Solaranlagen ausgestattet und nutzen so ebenfalls erneuerbare Energien.

Das neue Werk in Turnhout, Plant 5, für die Produktion von Klebestoffen wurde als Plus-Energie-Gebäude umgesetzt. In der 20.000 m² großen Halle mit sechs Abfüllanlagen wird schrittweise der Betrieb aufgenommen, die Eröffnung ist für nächstes Jahr geplant. „Wir haben mit dem Gebäude gezielt Überkapazitäten für weiteres Wachstum geschaffen.“

Ressourcenschonung spielt auch beim Thema Wasser eine Rolle. Um den Verbrauch im Produktionsprozess zu reduzieren, hat Soudal verschiedene Systeme zur Rückgewinnung von Regenwasser eingeführt.

In Sachen Produktentwicklung hat Soudal beispielsweise mit T-Rex Montage Recycled seine Nachhaltigkeit im DIY-Bereich konsequent ausgebaut. Der erste recycelte, lösemittelfreie und emissionsarme Montagekleber besteht zu 82 Prozent aus recycelten Rohstoffen, davon 35 Prozent biobasiert ­– und das in einer zu 80 Prozent recycelten Kartusche. Mit den gleichen Leistungsmerkmalen wie herkömmliche wasserbasierte, lösemittelfreie Montagekleber ist er eine ökologische Alternative. Immer nachhaltigere Rezepturen stehen im Fokus; sie werden im Forschungs- und Entwicklungszentrum in Turnhout vorangetrieben. Dieser Kurs bewährt sich auch bei möglichen Rohstoffengpässen, da Soudal verschiedene zuverlässige Alternativen anbieten kann.

Geske Houtrouw, Architektin und Nachhaltigkeitsmanagerin, forderte in ihrem Vortrag während der Fachpressetagung reversible Klebverbindungen zugunsten einer sortenreinen Demontage von Bauelementen bei Abrissarbeiten. „Um Bauabfälle zu reduzieren, braucht es Kleber, die sich beispielsweise mithilfe von thermischen Verfahren lösen lassen.“                          ◊ sm

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