Wettbewerb

Beste Metallbauer 2022

Bundesleistungswettbewerb

Beim Bundesleistungswettbewerb, auch „PLW – Profis leisten was“ genannt, traten im November 2022 Deutschlands beste junge Metallbauer/-innen gegeneinander an. Die Redaktion metallbau hat mit den Siegern gesprochen.

1. Platz

Christian Hopf: Ausbildung bei Metallbau Hudlberger
im bayerischen Weidenbach/Heldenstein

Mit dem Handwerk groß geworden: Christian Hopfs Vater führt ein eigenes, kleines Metallbauunternehmen. Das wird der Sohn einmal übernehmen. In den nächsten zwei Jahren wird der 20-Jährige seinen Meister machen. Den Realschulabschluss und die Gesellenprüfung wuppte er mit einem Einser-Schnitt. Vorausschauend hat Christian in seiner Schulausbildung den betriebswirtschaftlichen Zweig gewählt. Das wird ihm helfen, wenn er später in die Fußstapfen seines Vaters treten wird und unternehmerisch tätig ist.

Für die Bundesmeisterschaft hat sich Christian kaum vorbereitet. Am Anfang wollte er sogar gar nicht teilnehmen – abgeschreckt hat ihn die lange Anfahrt; von Weidenbach bis Northeim sind es rund 600 Kilometer Autofahrt. „Mein Ausbildungsbetrieb und meine Familie waren stark dafür, dass ich mitmache. Zum Glück habe ich auf sie gehört“, gibt Christian zu. Fertigen mussten die jungen Handwerker in den sechs Stunden des Wettbewerbs einen Türanschlag mit federgelagertem Dämpfer. Das Bauteil, das gefertigt werden musste, war in etwa so groß wie eine Faust, 80 mm auf 80 mm mal 100 mm. Es mussten Löcher gebohrt, Gewinde geschnitten, Blech gekantet und gesägt und geschweißt sowie ein Langloch mit Radius gefeilt werden. Verlangt waren also Grundfertigkeiten, die angehende Metallbau-Facharbeiter in der Gesellenprüfung unter Beweis stellen müssen. „Vom Schwierigkeitsgrad her ging es eigentlich. Kompliziert war das Langloch“, erinnert sich Christian. Und obwohl er als Bester aus dem Wettbewerb hervorgegangen ist — ein Fehler war auch ihm unterlaufen: Zwei Löcher hatte er falsch gebohrt. Die hat er deshalb wieder zuschweißen und abfeilen müssen. Das hat ihn viel Zeit gekostet. So war er einer der Letzten, die fertig wurden. In breitestem Bayrisch und mit einem Lächeln im Gesicht sagt er: „Im ersten Moment hob i ma dengt, jetz is eh scho ume. Man hod ned gwusst ob se des zeitlich no ausgehd? Es hod oba alles no guad funktioniert.“ Neben dem Werkstück mussten die jungen Handwerker eine Schweißprobe machen. „Das war das Einzige, auf das ich vorbereitet war. In der Werkzeugliste, die man uns vorab gegeben hatte, hatte gestanden, dass wir Elektroden brauchen“, so der 20-Jährige. Außerdem mussten sich die Wettbewerbsteilnehmer in einem weiteren Prüfungsteil zwischen den Schwerpunkten Steuerungs- oder Schließtechnik entscheiden. Christian wählte die Theorieprüfung in der „Schließtechnik“, weil er das Thema aus der Schule kannte.

Sein Ausbildungsbetrieb, Metallbau Hudlberger, ist ein familiengeführtes Unternehmen mit 25 Mitarbeitenden – es liegt mitten auf dem Land; große Industriebetriebe im näheren Umkreis gibt es kaum, „aber wir sind unmittelbar an der Autobahn A94 gelegen. Die Aufträge führen uns bis über München hinaus. Und das ist knapp 70 Kilometer weg“, so der Firmenchef Anton Hudlberger.

Christian hätte die Lehre durchaus im familieneigenen Betrieb machen können – doch davon hielten weder er noch seine Eltern viel. „Jede Firma hat andere Abläufe, Vorgehensweisen, andere Maschinen. Mein Vater meinte: „Wenn i dahoam lerna dad, dann dad i wahrscheinlich imma ois Lehrbua gseng wern.“ Das Schönste am Beruf des Metallbauers der Fachrichtung Konstruktionstechnik ist seine Vielseitigkeit, findet Christian. Dass ihm die Arbeit leichtfällt, sagt nicht nur er selbst, sondern auch seine Chefin Irmi Hudlberger: „Christian hat wirklich alle Vorzüge eines perfekten Metallbauers. Er hat eine super Auffassungsgabe, Geschick, Talent, Schnelligkeit und Gründlichkeit – er war ein Auszubildender, wie man ihn sich nur wünschen kann.“ Und er ist einer, dem die Zukunft offensteht.

2. Platz

Jan-Ole Jähnig: Ausbildung bei Stahl- und Metallbau Jähnig im thüringischen Altenburg

Treppen, Geländer, Balkonanlagen fertigen sie in dem elterlichen Betrieb. Sechs Angestellte gibt es und einen Meister, Jan-Oles Vater. Der 21-jährige Sohn lacht und sagt: „Geduld ist nicht so seine Stärke. Schonfrist hab ich keine bekommen, es ging bei meiner Ausbildung gleich zur Sache!“

Weil in Thüringen der Landeswettbewerb gar nicht stattgefunden hatte, wurde der Landessieger anhand der Gesellenprüfung festgestellt. Für Jan-Ole als landesweit Bester kam die Einladung nach Northeim deshalb ein wenig überraschend. „Seit meiner Gesellenprüfung habe ich nie wieder eine Feile in der Hand gehabt“, gesteht der 21-Jährige, der momentan in Borsdorf bei Leipzig seinen Meister macht. Schön fand der junge Metallbauer die Atmosphäre während des Wettbewerbs. „Sie war überhaupt nicht angespannt. Wir haben uns während der Prüfung untereinander Werkzeuge geliehen und auch mal den ein oder anderen Tipp gegeben“, so seine Erinnerung.

Metallbau war anfangs nicht sein Traumberuf, gibt der junge Mann zu. „Aber ich habe den Job wirklich schätzen gelernt, weil er so viele Facetten hat.“ Wenn die Zeit gekommen ist, wird ihn sein Vater fragen, ob er den elterlichen Betrieb übernehmen wird. Jan-Ole ist sich sicher, dass er damit die richtige Entscheidung treffen wird. 

3. Platz

Tobias Uhlig: Ausbildung bei Jens Kober Schlosser- und Schmiedemeister in Chemnitz/Sachsen

Tüftler auf Reisen: Tobias Uhlig aus Adelsberg bei Chemnitz zieht es in die weite Welt. Momentan ist er, nun ja, wo? Vielleicht noch auf der Iberischen Halbinsel oder schon wieder ganz woanders? Als er im vergangenen Sommer erfuhr, wann genau der Bundesleistungswettbewerb stattfindet, befand sich der 22-Jährige gerade in Spanien. Zum Arbeiten und zum Weltentdecken, bis im Mai 2023 die Meisterschule anfängt. Anfang November, kurz vor dem Prüfungstag des Wettbewerbs, war Tobias 30 km nördlich von Porto unterwegs. Aufgrund der Flugreise war er ohne Werkzeugkoffer zum Wettbewerb gereist. Man hatte ihm zugesichert, dass er dort alles Nötige gestellt bekommen würde. In Northeim angekommen, musste er sich allerdings damit abfinden, dass dem nicht so war, und so suchte er sich während der Prüfung erst einmal Messinstrumente, Bohrer und Reißnadeln zusammen; ein Betreuer half ihm dabei. „Ich hatte Angst, dass mir die Zeit nicht reicht“, sagt Tobias. „Das war so nicht eingeplant, aber es ging doch noch alles gut. Ich habe einfach etwas schneller gearbeitet.“

Tobias ist seit Juni 2022 auf Reisen. „Das ist ein ultimatives Gefühl von Freiheit“, schwärmt er. Zwei Tage nach den Landesmeisterschaften ging es los. Zunächst war er in Rostock, arbeitete unter anderem als Maschinist und Erntehelfer sowie als Hausmeister in einer Kfz-Werkstatt. Spannend findet er, dass er auf seiner Reise so viele verschiedene interessante Menschen kennenlernt.

Dass Tobias Metallbauer geworden ist, kommt nicht von ungefähr: „Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden. Dort habe ich schon immer gern getüftelt und mit verschiedenen Materialien etwas gebaut“, schildert er. Mit Stolz ergänzt er: „Ich war der Erfinder bei uns, hab mir immer total verrückte Dinge ausgedacht. Das liegt mir einfach im Blut.“ Einmal baute er einen beheizbaren Whirlpool, einmal einen 80-Meter-Skilift. Den platzierte er auf dem Hügel hinter dem Haus seiner Familie. Für seine Konstruktion nahm er den Motor einer Rübenhacke und ein langes Stahlseil, das man normalerweise braucht, um Segelflugzeuge in die Luft zu ziehen. Außerdem fertigte er für das Umlenkrad an der „Talstation“ eine eigene Stahlkonstruktion. Mit seiner Erfindung kam Tobias sogar in die Lokalzeitung. Mal sehen, mit welcher Innovation er in Zukunft auf sich aufmerksam machen wird!

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