Die Konjunktur in der Schweiz
US-Zölle treffen Schweiz stärker als EUTeile der Schweizer Exporte in die USA sind mit einem Importzoll von 39% belegt, während für die EU ein Satz von 15% gilt; für Exporte von reinem Metall, beispielsweise Bleche bzw. Stahlträger oder Alu- und Stahlcoils in die USA gilt derzeit sowohl für die Schweiz als auch für EU-Länder 50% (UK: 25%). Wegen dieser Situation prognostiziert der KOF-Bericht vom September 2025 für das zweite Halbjahr 2025 eine Verschlechterung der Schweizer Konjunktur und korrigiert das BIP für 2026 um 0,6 Prozentpunkte weniger, als im Sommer erwartet wurde.
Durch die allgemein verschlechterte Wettbewerbssituation geht das KOF Institut an der ETH Zürich davon aus, dass Bauinvestitionen ausgebremst werden. Es erwartet für dieses Jahr eine zögerliche Zunahme der realen Bauinvestitionen in der Schweiz und schreibt Ende September im KOF-Bericht: Die Investitionen dürften gegenüber dem Vorjahr um 1,4% steigen (Prognose Sommer 2025: 2,2%). Mit dieser Entwicklung wird die Lücke zum Niveau von 2022 nur knapp wieder geschlossen, insgesamt bewegen sich die Investitionen im Bausektor auf einem historisch tiefen Niveau. Im Vergleich zur Prognose im Sommer führen die schwächeren Entwicklungen in beiden Hauptkomponenten Wohnen und Wirtschaftsbauten zu einer Abwärtsrevision. Einerseits schreitet die Erholung im Wohnbau nur zaghaft voran (2025: 1,6%) und könnte unter der gegenwärtigen und weiteren Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt (weiter) gebremst werden. Andererseits dürften die Bauinvestitionen für wirtschaftliche Zwecke (Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen) sogar zurückgehen (2025: -2,6%). Der Zollstress seit Jahresbeginn schürt große Unsicherheiten bei den Industriefirmen, wodurch viele ihre Investitionsvorhaben insbesondere für Bauten erst mal aussetzen dürften.
EUROCONSTRUCT – ein Zusammenschluss von Wirtschaftsinstituten europäischer Länder – das die europäische Bauwirtschaft auslotet, bilanziert im Sommer 2025 für die Schweiz folgende Marktzahlen. Während die europäische Bauwirtschaft 2025 lediglich um 0,3 % wächst und erst ab 2026 wieder etwas an Fahrt aufnehmen dürfte, zeigt sich die Schweiz vergleichsweise robust. Die eidgenössische Baukonjunktur profitiert von steigenden Baubewilligungen und einer stabilen Nachfrage im Wohnungsbau.
Die Zahl der Fertigstellungen im Wohnungsbau steigt kontinuierlich von 44.300 Einheiten im Jahr 2023 auf 48.400 im Jahr 2027 – ein Zuwachs von gut 9% in vier Jahren. Mit einer Fertigstellungsquote von rund fünf Wohnungen je 1.000 Einwohner gehört die Schweiz europaweit zur Spitzengruppe, zusammen mit Irland und Polen. Dieses stabile Fundament verschafft dem Schweizer Wohnungsmarkt eine Sonderstellung, da in vielen großen europäischen Ländern wie Deutschland, Italien oder Spanien deutliche Einbrüche registriert werden.
Die Investitionsbereitschaft in Neubauten und Umbauten zeigt sich ebenso in den Baubewilligungen. Seit 2022 nehmen die Bewilligungen über nahezu alle Gebäudekategorien hinweg zu, was für eine anhaltend hohe Bautätigkeit in den kommenden Jahren spricht. Gleichzeitig steigen die Baukosten weiter an – je nach Gebäudetyp seit 2014 zwischen 55 und 80 %. Damit bleibt die Preisentwicklung ein Risikofaktor.
Ein genauerer Blick auf den Fenstermarkt zeigt strukturelle Verschiebungen. Kunststoff verliert seit Jahren an Bedeutung, sein Anteil sank im Neubau von 46 auf 37 %. Im Gegenzug gewinnen Holz/Metall- sowie Leichtmetall-Fenster Marktanteile und stehen mittlerweile für rund 40 beziehungsweise 18 % der verbauten Elemente.
Auch im Außenhandel mit Fenstern und Türen ist die Schweiz mit Nachbarländern eng verflochten. Deutschland bleibt mit Abstand wichtigster Lieferant, insbesondere bei Holzprodukten. Die Slowakei dominiert den Import von Kunststofffenstern, während bei Metalllösungen wiederum Deutschland führend ist.
Die Schweizer Bauwirtschaft trotzt dem schwachen europäischen Umfeld. Moderate Wachstumsraten, steigende Fertigstellungszahlen und die strukturelle Aufwertung im Fenstermarkt stützen die Konjunktur.