Unternehmensporträt

Hörburger Metallbau

Juniorchefin kultiviert den Betrieb neu

Der Metallbau ist eine Männerdomäne, wenig nachhaltig und nicht gerade innovationsgetrieben – von wegen! Das beweist das Unternehmen Hörburger Metallbau aus Roppen in Tirol. Seit 2020 leitet Sabrina Brugger-Hörburger dieses gemeinsam mit ihrem Vater in vierter Generation.

Das Unternehmen mit 25 Mitarbeitenden weist ein umfangreiches, klassisches Portfolio auf. Vom Portalbau über Fenster, Türen und Fassaden bis hin zu speziellen Lösungen für den Denkmalschutz ist alles mit dabei. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich Brand- und Einbruchschutz. Dem Land Tirol verdankt Hörburger Metallbau neben gewerblichen und öffentlichen Gebäuden etliche touristische Bauten wie Hotels, Bergbahnen und Freizeitzentren. Zu den prestigeträchtigen Projekten gehören das Haus der Musik in Innsbruck, das Event- und Kongresscenter Gurgl Carat in Obergurgl oder die Silvretta Therme in Ischgl.

Einzigartig in der Metallbaubranche und ein Highlight im Produktportfolio sind  Waschstationen für Fahrräder und E-Bikes. Hier gibt es besonders in touristischen Regionen wie Tirol einen wachsenden Bedarf. Viele Lösungen werden vorwiegend im hochpreisigen Segment angeboten. Die bikewash-Stationen von Hörburger sind hingegen auch für Hotels und Sportgeschäfte erschwinglich. Sie sind Modular aufgebaut, können beliebig erweitert und an das Branding der Kunden angepasst werden.

Eine Schwäche für besondere Herausforderungen

Generell hat das Unternehmen ein Faible für Projekte, die maßgeschneiderte Lösungen erfordern. Beispielsweise wurden für die Disco Trofana Alm mitten in einem Ortskern eine 2 m x 6 m große Glasscheibe verbaut, die trotz ihrer beeindruckenden Größe eine hervorragende Schallisolierung von 50 db gewährleistet. „Bei diesen Projekten musste unser Team millimetergenau arbeiten, da sowohl das Gewicht als auch die Montagebedingungen außergewöhnlich waren“, erläutert Sabrina Brugger-Hörburger. Die rund 1,5 Tonnen schweren Scheiben mussten mit Kränen eingebaut werden, was eine präzise Planung und exakte Koordination erforderten.

Nachhaltiges Wicona-Projekt

Aktuell liegt ein besonderer Fokus auf Recycling und Nachhaltigkeit. Ein Beispiel hierfür ist ein aktuelles Projekt in Zusammenarbeit mit Hydro Wicona, bei dem Aluminiumfenster aus einem öffentlichen Gebäude ausgebaut, recycelt und wiederverwendet werden. Diese Projekte sollen künftig weiter ausgebaut werden. Brugger-Hörburger ist davon überzeugt, dass der Metallbau durchaus eine grüne Branche ist und in Sachen Nachhaltigkeit zu Unrecht unter seinem Wert geschlagen wird. Vergleiche man etwa ein morsches Holzgeländer mit einem Stahlgeländer so lägen ganz andere Zeitspannen dazwischen. „Natürlich, Holz wächst nach, aber die Hauptbestandteile des Metallbaus, Stahl Aluminium und Glas, lassen sich hervorragend recyclen oder wiederverwenden.“

Nach turbulenten Jahren wieder auf Kurs

Die Auftragslage ist laut der Geschäftsführung derzeit stabil, allerdings herausfordernd. Wirtschaftliche Unsicherheiten und steigende Kosten für Materialien und Energie erschweren die Planung. Dennoch sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt. „Wir sind stark im Ausschreibungsgeschäft tätig und haben gute Kontakte in der Region“, betont die Geschäftsführerin.

Ein einschneidendes Ereignis in der Firmengeschichte war das Jahr 2020, als das Unternehmen kurz nach Übernahme der jetzigen Prokuristin mit ihrem Vater ein Sanierungsverfahren einleiten musste. Damals setzten die beiden alles daran, den Betrieb zu stabilisieren. „Es war eine harte Zeit, aber heute sind wir wieder auf Kurs“, sagt sie rückblickend.

Fachkräftemangel trotz Azubis

Eine weitere Herausforderung stellt der Fachkräftemangel dar. „Ab Auftragsvolumen von 1,5 Millionen Euro wird es schwierig, nicht, weil wir solche Projekte nicht stemmen könnten, sondern weil uns dafür schlichtweg das Personal fehlt. Zwar bildet das Unternehmen aus, dennoch bleibt es schwierig, qualifiziertes Personal zu finden. Die Zeiten, in denen qualifizierte Mitarbeitende einfach so vorbeikommen, sind vorbei“, sagt die Geschäftsführerin. Umso wichtiger ist es, die Belegschaft langfristig zu binden und Perspektiven zu bieten. Dabei spielt der Teamgedanke eine zentrale Rolle.

Kultureller Wandel im Miteinander

Seit Übernahme des Betriebs durch Sabrina Brugger-Hörburger und ihrem Vater hat die neue Führung begonnen, Prozesse neu zu denken und Mitarbeitende stärker in Entscheidungsprozesse einzubinden. „Früher war es oft so, dass Entscheidungen von oben kamen. Jetzt versuchen wir, die Teams aktiv einzubinden und neue Ideen gemeinsam zu entwickeln“, erklärt sie. Es wird viel in Teams kommuniziert. „Unsere Mitarbeitenden setzen sich in gemeinsamen Meetings mit den bestehenden Prozessen und Abläufen auseinander und hinterfragen diese kritisch.

Viele sind seit ihrer Lehre bei uns und haben in keinem anderen Betrieb gearbeitet. Trotzdem wissen sie genau, dass man die Dinge auch anders machen könnte, um Projekte noch besser und effizienter abwickeln zu können – auch wenn das bedeutet, die Komfortzone verlassen zu müssen.“

Ausblick

Die Zukunft sieht die Geschäftsführung weiterhin im nachhaltigen Bauen und in innovativen Projekten, insbesondere mit Bezug zur Region. Für weitere spannende und außergewöhnliche Projekte hat Hörburger durchaus die entsprechende Expertise sowie ein Team mit einem Faible für die besonderen Herausforderungen, die ein solches Projekt mit sich bringt.

Auch die Digitalisierung soll künftig weiter vorangetrieben werden. Mit einem klaren Bekenntnis zu Qualität, Nachhaltigkeit und Teamorientierung möchte das Unternehmen in den nächsten Jahren weiter als verlässlicher Partner im Metallbau agieren – regional verwurzelt und doch immer offen für neue Ideen und Projekte mit speziellen Anforderungen.

www.hoerburger.com

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