Anwenderbericht

Bartholomeus Metallbau

Maximal digitalisierter Workflow

Bartholomeus Metallbau in Bergen arbeitet schon einige Jahre vernetzt mit den Programmen LogiKal, Athena und ERPlus. Kürzlich hat der Betrieb das MES (Manufacturing Execution System) Tool von Orgadata für einen zentralen InfoServer installieren lassen. Dieser ist Basis für einen durchgängigen digitalen Workflow, bei dem auch die Fertigung mit dem Technischen Büro vernetzt ist.

Bartholomeus gehört deutschlandweit zu den ersten Betrieben, die angefangen von der Verwaltung über das technische Büro und die Fertigung bis hin zur Montage vernetzt mit dem MES-Tool arbeiten. Unternehmer Werner Bartholomeus schaut mit seiner Apple-Watch am Arm nach einem Fan der Digitalisierung aus. Er sagt: „Mit der Digitalisierung sichern wir unsere Qualität und erhalten uns im Vergleich zu Mitbewerbern einen Wissensvorsprung.“

Der Bauingenieur hat den Betrieb von seinem Vater übernommen. Dieser hatte sich erst im Alter von 47 Jahren – nach Insolvenz seines Arbeitgebers, selbständig gemacht. Werner Bartholomeus erinnert sich: „Damals – im Jahr 1988 – war ich Abiturient und habe mich nach dem Studium entschlossen, ins Familienunternehmen einzusteigen.“ In 30 Jahren hat der Betrieb rund 50 Mitarbeiter aufgebaut – das Organigramm auf der Firmenwebsite steht nicht nur für eine durchorganisierte Struktur, sondern Zuständigkeiten und Ansprechpartner werden an die Kunden kommuniziert.

Unternehmensprofil

Der Betrieb mit klassischem Portfolio übernimmt Aufträge vor allem in der Region Chiemgau und München. Auf seiner Referenzliste finden sich Landratsämter, Autohäuser, Banken und Bürogebäude. Viele Aufträge haben den Rahmen von 100.000 Euro bis 1.5 Mio. Euro, aber es gibt auch Objekte bis 3 Millionen Euro. Trotz Nähe zur österreichischen Grenze ist Bartholomeus an Aufträgen aus Österreich eher nicht interessiert. „Die Auflagen für ausländische Firmen sind in Österreich einfach zu hoch, da sind wir in der Vergangenheit unangenehm überrascht worden.“

Spezialisiert auf den Fenster- und Fassadenbau verarbeitet Bartholomeus vor allem Profilsysteme von Schüco, Wicona, Raico und Hueck. Die Kooperation mit mehreren Systemgebern war dann auch Grund, neben den Programmen einzelner Systempartner die herstellerübergreifende Kalkulationssoftware LogiKal einzuführen. „Auch, wenn die Daten der systemeigenen Programme wie beispielsweise SchüCal nachvollziehbar brandaktuell gepflegt sind“, sagt er.

Investition in Digitalisierung

Seine 50 Mitarbeiter in einen digitalen Workflow einzubinden, ist dem Unternehmer etwas wert, insgesamt hat er für die Installation für SchüCal, LogiKal, ERPlus und CAD-Plan in Verbindung mit AutoCAD rund 100.000 Euro investiert, seit dem Jahr 2015 summieren sich jährlich ca. 50.000 Euro für die Lizenzen der Programme hinzu sowie ca. 7.000 Euro für Software-Schulungen.

Der Unternehmer ist überzeugt, dass sich seine Investitionen in die verschiedenen Software-Lösungen lohnen. Digital lassen sich die vielen Vorschriften im Fassadenbau übersichtlicher in den Griff bekommen, beispielsweise zum Brandschutz. „Planungsaufgaben, die wir immer häufiger für Architekten übernehmen müssen, lassen sich exakter und zügiger erledigen.“ Bartholomeus moniert: „Die Unterlagen der Planer sind immer lückenhafter, Ausschreibungen, für die wir Angebote erstellen, sind immer häufiger defizitär.“ Dass sich dieser Trend wieder umkehren lässt, glaubt der Metallbauer nicht. Selbst wenn die Vergabeverordnung für öffentliche Aufträge dahingehend modifiziert würde, dass Fachgewerke beim Erstellen von Ausschreibungen professionell einbezogen würden, bleibt dieser Missstand für den Gewerbe- und Privatsektor bestehen. „Wenn ich in unserem Gewerk ordentliche Arbeit leisten möchte, kann ich mir nicht vorstellen, wie dies ohne Digitalisierung und Vernetzung gehen soll“, resümiert der Bauingenieur. „Wie sonst sollen wir immer häufiger Aufgaben von Architekten übernehmen, die zunehmende Verwaltung bewältigen und zugleich die Preise unserer Produkte kontinuierlich senken?“

Zentrale Stelle Kalkulation

Dank umfassender digitaler Vernetzung von Unternehmensinformationen hat der Betrieb Kostenübersicht. „Für uns ist der Betrieb vollständig transparent,“ sagt Bartholomeus. „Ich kenne den Unterschied der faktischen Kosten und unserer Preise in den Angeboten. Wir Metallbauer sind prinzipiell viel zu günstig, lassen uns den tatsächlichen Arbeitsaufwand nicht bezahlen!“
Den Kalkulator hält der Bauingenieur für eine zentrale Position im Betrieb. Nach plötzlichem Ausscheiden seines altgedienten Mitarbeiters hat Bartholomeus vergebens nach Ersatz gesucht. „Neben betriebswirtschaftlichem Verständnis ist ein umfassendes technisches Wissen und einschlägige Branchenerfahrung notwendig — am besten über mehrere Jahrzehnte. Ein Kalkulator sollte losgelöst von konkreten Zahlen ein starkes Gefühl dafür haben, was eine Leistung kosten darf.“ Inzwischen sieht er keine andere Möglichkeit, als einen Mitarbeiter für die offene Stelle auszubilden.

In der Abteilung für Kalkulation ist Orgadata mit LogiKal gestartet, heute kann das Programm weit mehr als kalkulieren. Bartholomeus hat LogiKal eingeführt, als es für seine Mitarbeiter zu umständlich wurde, für verschiedene Profilsysteme jeweils ein anderes Kalkulationsprogramm einzusetzen.
Auf der Suche nach einem passenden Konstruktions- und Betriebsmanagementprogramm kam ihm dann das branchenspezifische Angebot der drei aufeinander abgestimmten Schnittstellen von LogiKal, Athena und ERPlus gerade recht. Für die mobile Nutzung lassen sich alle drei Programme via App aufrufen. Mit der ERP Software ist zudem eine digitale Zeiterfassung verknüpft — für die Mitarbeiter in der Werkstatt über zwei Terminals und für die Monteure via App.

Für LogiKal hat der Betrieb sechs Lizenzen, für ERPlus zwölf und für CAD-Plan vier erworben. „Um die Synergien der drei Programme zu nutzen und treffende Analyseinstrumente zu implementieren, muss natürlich zu Beginn denkerische Leistung und Engagement in das Projekt fließen“, sagt Bartholomeus.

Digitaler Anschluss der Fertigung

Orgadata hat das Tool Manufacturing Execution System (MES) entwickelt, damit sich die Fertigung eines Metallbaubetriebs digital abbilden lässt. Das Tool ist seit ca. drei Jahren auf dem Markt. Neben Software und Computer hat Bartholomeus acht Terminals angeschafft, die an den Arbeitsplätzen der Fertigungslinie in der Werkstatt installiert wurden.

Um die papierlose Fertigung zu implementieren, war Orgadata mit zwei Mitarbeitern drei Tage lang vor Ort im Betrieb in Bergen. Metallbautechniker Thomas Wünscher vom Technischen Büro hat die Arbeiten von Orgadata begleitet, er fungiert künftig als Systemadministrator.

MES vernetzt maximal

Zwei der acht MES-Terminals stehen an den Profilsägeautomaten, zwei weitere an den Arbeitsplätzen für die Stabmontage, ein Terminal wurde am Montageplatz für den Flügelbeschlag platziert und drei Touchscreens an weiteren Montagearbeitsplätzen. Am Ende der Fertigungslinie ist für die Qualitätskontrolle ein weiteres Terminal vorhanden. Das gesamte Fertigungsteam sowie Werkstattleitung, Arbeitsvorbereitung und Technisches Büro können über die Terminals miteinander kommunizieren. Die Kommunikation wird dokumentiert und ist für das jeweilige Projekt abrufbar — ideal, um Schwierigkeiten bei der Produktion im Nachgang feststellen zu können.

Die Fertigung startet mit der Bearbeitung von Profilen auf der Doppelgehrungssäge von Elumatec und auf dem Profilbearbeitungszentrum von Emmegi. Auf den Touchscreens sind die anstehenden Projekte gelistet und die Arbeitsschritte für das jeweils laufende Projekt werden gezeigt. Dominic Mann von Orgadata betont: „Die Arbeit an der Säge ändert sich mit dem MES Tool nicht, praktisch bleibt alles wie zuvor  — beispielsweise die Möglichkeiten zur Schnitt-optimierung.“

Wird etwa wegen eines Kratzers am Profil die Produktion unterbrochen, setzt der Bediener eine Meldung zur Werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) ab. Dominic Mann macht darauf aufmerksam, dass bei vielfachen Schäden an Profilchargen auf Basis der Dokumentation eine Rücksprache mit dem Zulieferer Sinn machen kann.

Sollte die Produktion eine Nachbesserung der Werksplanung anfordern, sieht der Werkstattleiter in seiner Übersicht die Meldung des Facharbeiters mit dessen Lösung und kann entscheiden, ob er den Vorschlag umsetzen lässt oder eingreift. Welche Probleme dem Werkstattleiter gemeldet werden beziehungsweise welche Möglichkeiten er hat, lässt sich individuell anpassen.

Welche Projekte gefertigt werden und in welchem Umfang die Maschinen ausgelastet sind, hat der Werkstattmeister auf einem sogenannten Wallboard gelistet. Von seinem Arbeitsplatz aus ist er in der Lage, ein Projekt jederzeit vom aktiven Status in den inaktiven zu setzen.

Schulung der Mitarbeiter

Für die MES-Schulung der Mitarbeiter wurde ein halber Tag eingeplant. Orgadata-Referent Dominic Mann erläutert, wie die Maschinenbediener ihre nötigen Dokumente — beispielsweise Schnittpläne der Profile aus LogiKal abrufen können.

Mann hebt den Vorteil hervor, dass sich mit dem Export von Zeichnungen von einem Programm ins andere im Vergleich zum Ausdruck via Drucker erheblich Zeit sparen lässt. In der Übergangsphase von Print zu Digital können die bisher bekannten Fertigungsdokumente als PDF im MES-System von Orgadata weiterhin dargestellt werden. So fällt die Umstellung jedem Benutzer leicht. Mitarbeiter, die sich mit der Umstellung von Print auf Digital dennoch schwertun, haben bei Bartholomeus weiter die Möglichkeit, Pläne für die Werkstatt auszudrucken.

www.bartholomeus-metallbau.de

www.orgadata.com

Bayern Digitalbonus Plus

Ziel des Digitalbonus ist es, KMU zu unterstützen, ihre Produkte, Dienstleistungen und Prozesse digital zu transformieren und ihre IT-Sicherheit zu verbessern. Gefördert wird z.B. die Verbesserung von Prozessen durch IT-Anwendungen. Antragsberechtigt sind KMU der gewerblichen Wirtschaft mit einer Betriebsstätte im Freistaat Bayern. Die Zuwendung erfolgt als Anteilfinanzierung im Rahmen einer Projektförderung ab einer zuwendungsfähigen Ausgabe in Höhe von 4.000 Euro als Zuschuss oder als zinsverbilligtes Darlehen der LfA,.

Zuwendungsfähig sind die innerhalb des Bewilligungszeitraums anfallenden Ausgaben für Leistungen externer Anbieter einschließlich der zur Umsetzung der Maßnahme notwendigen Hard- und Software.

Digitalbonus Standard: Der Digitalbonus Standard beträgt bis zu 50 % der zuwendungsfähigen Ausgaben bei kleinen Unternehmen und bis zu 30 % bei mittleren Unternehmen, höchstens 10.000 Euro. Der Zuschuss kann jedem Zuwendungsempfänger während der Laufzeit des Förderprogramms jeweils einmal je Förderbereich gemäß Nr. 2.1 und 2.2 gewährt werden.

Der Digitalbonus Plus kann für Maßnahmen mit besonderem Innovationsgehalt gewährt werden. Er beträgt bis zu 50 % der zuwendungsfähigen Ausgaben bei kleinen Unternehmen und bis zu 30 % bei mittleren Unternehmen, höchstens 50 000 Euro und kann während der Laufzeit des Förderprogramms insgesamt nur einmal gemäß Nr. 2.1 oder 2.2 gewährt werden. Eine Kombination mit dem Digitalbonus Standard ist nicht möglich.

Der Digitalbonus Kredit kann als zinsverbilligtes Darlehen für zuwendungsfähige Ausgaben ab 25 000 Euro und bis zu einer Höhe von 2 Mio. Euro gewährt werden. Der Digitalbonus Kredit kann anstelle des Digitalbonus Standard oder Digitalbonus Plus in Anspruch genommen werden oder ergänzend zur Finanzierung der zuwendungsfähigen Ausgaben, soweit sie nicht der Bemessung des anteiligen Zuschusses (50 % bzw. 30 %) zugrunde gelegt werden. Bei zuwendungsfähigen Ausgaben von mehr als 200.000 Euro beim Digitalbonus Standard bzw. bei zuwendungsfähigen Ausgaben von mehr als 1 Mio. Euro beim Digitalbonus Plus kann nur der Digitalbonus Kredit gewährt werden. Der Finanzierungsanteil des Darlehens kann bis zu 100 % der zuwendungsfähigen Ausgaben der Maßnahme betragen. Zinssatz, Laufzeit, Auszahlungskurs und Tilgung werden mit der Darlehenszusage festgelegt. Der Zinssatz für den Letztkreditnehmer ist abhängig von der Bonität des Darlehensnehmers und der Besicherung des Vorhabens sowie der Lage auf dem Kapitalmarkt. Die Darlehen sind nach bankmäßigen Grundsätzen abzusichern. Sie werden von den Hausbanken unter Übernahme der Eigenhaftung gewährt. Kann ein Darlehen nach bankmäßigen Grundsätzen nicht ausreichend abgesichert werden, kann eine Bürgschaft der Bürgschaftsbank Bayern GmbH oder der LfA beantragt werden. Abweichend davon können die Hausbanken auf Antrag durch eine Haftungsfreistellung teilweise von der Haftung freigestellt werden.

Neue Anträge können in Bayern ab 3. Juni 2019 gestellt werden. Mit der Maßnahme darf begonnen werden, wenn der Eingang des Förderantrags von der Bewilligungsstelle bestätigt wurde. Die Anträge müssen vor Projektstart im Betrieb bei den jeweiligen Bezirksregierungen gestellt werden.

www.digitalbonus.bayern

Bundesweite Förderprogramme

Baden-Württemberg: Hightech Digital: Zuschuss bis 20.000 Euro

Bayern: DigitalbonusPlus: Zuschuss bis zu 50.000 Euro

Brandenburg: BIG Digital: Zuschuss bis 550.000 Euro

Hessen: Digital-Zuschuss: bis 10.000 Euro

Mecklenburg Vorpommern: DigiTrans: Zuschuss bis 50.000 Euro

Niedersachsen: Innovationsförderung: Zuschuss bis zu 100.000 Euro

Nordrhein-Westfalen: Mittelstand Innovativ: Zuschuss bis 25.000 Euro

Rheinland-Pfalz: BITT-Technologieberatung: Zuschuss bis 6.000 Euro

Saarland: Digitaler Starter: Zuschuss bis 10.000 Euro

Sachsen: E-Business: Zuschuss bis 50.000 Euro

Sachsen-Anhalt: Digital Innovation: Zuschuss bis 70.000 Euro

Digital Creativity: Zuschuss bis 130.000 Euro

Thüringen: Digitalbonus Thüringen: Zuschuss bis 15.000 Euro

www.digitaleneuordnung.de

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