Vom Ferienjob zur Betriebsleitung

Thorsten Hahn steigert Umsatz um 289 %

Philippi Metallbau in Wiesbaden gehört zu den Top der Branche. Der Familienbetrieb schaut auf eine Tradition von fünf Generationen zurück. Mit Engagement für Personal und moderne Technik sorgt Unternehmer Thorsten Hahn Tag für Tag dafür, dass er mit seinem Team an der Spitze der Branche bleibt.

Mit einem Ferienjob im Betrieb von Dieter Hahn, seinerzeit Geschäftsführer des Unternehmens Philippi, hatte alles seinen Lauf genommen. Alexandra Hahn, die Tochter des Unternehmers, hat ihrem Freund Thorsten einen Job im Betrieb des Vaters organisiert. Das war 1991, dann entwickelte sich alles rasant: Der Freund wurde zum Ehemann und der Schwiegervater freute sich über seinen Nachfolger. Die Ausbildung an der Bundesfachschule für Metall in Northeim war eine gute Vorbereitung.

Gleich nach Abschluss der Meisterschule stieg Hahn 1993 als Betriebsleiter ein. Nur drei Jahre später hat er das Unternehmen übernommen, das heute 22 Mitarbeiter beschäftigt. Der 44–Jährige blickt bereits auf 27 Jahre Metallbau zurück.

Fragt man ihn nach den wesentlichen Änderungen in der Branche, weist er auf die ständig steigende Pflicht zur Dokumentation hin. „Der Aufwand für die Werkseigene Produktionskontrolle ist enorm, mittlerweile müssen bei jeder WPK die Rechnungskopien für Beschläge, Glas etc. angeheftet werden.“ Die Dokumentation für die DIN EN 1090 ist seiner Ansicht nach für Betriebe mit bis zu fünf Mitarbeitern gar nicht mehr machbar. Möchten sich diese Inhaber nicht aus dem Wettbewerb drängen lassen, sind sie mehr oder weniger gezwungen, den Betrieb auf eine rentable Größe zu erweitern.

Immer in Bewegung. 2006 der neue Firmensitz in Wiesbaden Bierstadt, zusätzliches Personal, Maßnahmen zur Weiterbildung der Metallbauer, Ausbau des Maschinenparks, neue Produkte, Hahn als Vorstandsmitglied der Metall-Innung Wiesbaden-Rheingau-Taunus usw.: Der Geschäftsführer hat einiges bewegt. Während einige jammern, Engagement für den Verband lohne sich, sagt er offen: „Meine aktive Mitgliedschaft seit etwa acht Jahren hat den Bekanntheitsgrad der Firma unterstützt und uns zahlreiche Neukunden beschert.“

Doch Thorsten Hahn lehnt sich nicht zurück und schaut auf seine Erfolge. Warum sollte er sich mit einer 100-%igen Steigerung des Umsatzes zufrieden geben, wenn weitaus mehr möglich ist. „Von 1998 bis 2013 haben wir den Umsatz um 289% steigern können“, berichtet er. Für das vergangene Jahr liegt die Umsatzerwartung bei 2,35 Millionen Euro.

Im Schwerpunkt stammen die Aufträge aus der Region im Umkreis von 300 Kilometern. „Für größere Objekte sind wir bundesweit tätig und strecken international unsere Fühler aus – vor allem in Richtung der europäischen Nachbarländer“, berichtet Hahn. Die Privatkunden sind handverlesen, meistens sind Architekten die Auftraggeber. Langfristige Kooperationen zahlen sich aus: „Wenn wir bereits in der Planung als Berater einbezogen werden, können wir uns frühzeitig auf den Auftrag einstellen, die eine oder andere Produktlösung empfehlen und Konstruktionsvorschläge einfließen lassen.“

Beispiel für eine solche Zusammenarbeit ist das neue Produktions- und Verwaltungsgebäude, das Hahn 2013 für die Firma Eckelmann in Wiesbaden errichtet hat. Bereits im Jahr 2012 haben Hahns Techniker zahlreiche Lösungen mit den Planern vom Büro christ christ architekten in Wiesbaden besprochen. „Werden diese dann so wie bei diesem Auftrag tatsächlich umgesetzt, ist das eine tolle Rückmeldung für uns“, sagt Hahn.

Philippi Metallbau war bei diesem Objekt mit hochwärmegedämmten Fenstern mit einer flächenbündigen Außenschale in Ganzglasoptik beauftragt. In der Doppelfassade zwischen Fensterfront und Ganzglasaußenhaut wurde der Sonnenschutz mit einer Raff-store-Anlage realisiert. Technisches Highlight sind zehn Klappflügel, die sich nach außen öffnen lassen und vollautomatisch als Rauchabzug installiert sind. Der neue Gebäudeteil wurde über eine Ganzglasbrücke mit dem bestehenden Gebäude verbunden. „Die Brücke bestehend aus einer  Stahlkonstruktion, SG-Verglasung und RWA-Lamellenfenstern stammt aus unserer Werkstatt“, so Hahn. Darüber hinaus gehörten Außen- und Innentüren mit Rauch- und Brandschutzanforderung zum Auftragsvolumen.

Langfristige Kooperationen. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Architekten ist eine tragende Säule des Unternehmens, eine weitere sind stabile Geschäftspartnerschaften wie mit Würth, Klaiber, Schüco, Wicona, TKI, Forster und Stabalux. Jeder der fünf Systempartner für Profile bietet unterschiedliche Vorzüge: „Zu ca. 75 % verarbeiten wir Aluminiumprofile“, sagt Hahn, „dafür bieten Schüco und Wicona ein breites Segment und einen hohen Bekanntheitsgrad, während TKI mit einem sehr günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis aufwartet.“ Stahl-Glas-Konstruktionen im Premiumsegment lassen sich wiederum sehr gut mit den Profilen von Forster realisieren, die Stahlprofile von Stabalux eignen sich hingegen für große Spannweiten sehr gut.

Für neue Geschäftsideen aufgeschlossen, ist Hahn erstmals mit der Firma Krapf AG in der Schweiz eine Vertriebskooperation eingegangen. „Es handelt sich um ein exklusives Schiebetürsystem namens air-lux, welches wir vorerst alleine in Deutschland vertreiben.“ Auf der BAU 2013 in München hat er dieses gemeinsam mit den Schweizer Kollegen an einem Messestand präsentiert. Die Resonanz war gut, Hahn traut dem Produkt einiges an Marktpotenzial zu.

In der Verarbeitung von Aluminiumprofilen sieht der Unternehmer ebenfalls Potenzial: „In Wiesbaden haben wir derzeit eine Monopolstellung für die Fertigung von Aluminiumfenstern, -türen und Glasfassaden.“ Entwicklungschancen für zusätzlichen Absatz sieht er zudem in der Fertigung von Aluminiumelementen für den Weiterverkauf.

Investitionen steigern Motivation. Seit 2006 hat Thorsten Hahn sieben neue Mitarbeiter eingestellt. Die Motivation der Belegschaft liegt ihm am Herzen. „Mir ist wichtig, dass es meinen Mitarbeitern gut geht — deshalb bezahlen wir Tarif, zudem gibt es eine Sonderzahlung sowie fortlaufende Maßnahmen zur Weiterbildung.“ Über den Schweißfachmann nach EN 1090 etwa verfügen gleich zwei Mitarbeiter.

Mit einer Ausbildung zum Maschinenbauer und zum Betriebswirt ist der Unternehmer über den Metallbaumeister hinaus selbst mehrfach qualifiziert. Technisch immer auf dem Laufenden zu sein, ist seiner Ansicht nach unerlässlich, insbesondere wenn ein Betrieb Sonderlösungen entwickeln möchte. „Diese sind ein spezielles Angebot, mit dem sich gute Umsätze erzielen lassen.“ Um solche Anfragen zu bedienen, braucht es eine sehr gute Werk- und Montageplanung und hervorragende Metallbauer sowohl in der Fertigung als auch auf der Baustelle.

„Meine Metallbauer müssen in jedem Fall am Ball bleiben, was die technische Entwicklung betrifft“, so Hahn. Ein Signal für gute Stimmung im Betrieb setzt der Unternehmer deshalb mit kontinuierlichen Investitionen in Maschinen und Fahrzeuge. Sieht die Belegschaft, dass ihr Arbeitgeber ständig in Neuerungen investiert und allen Anforderungen an einen modernen Betrieb nachkommt, steigt die Bereitschaft, an Fortbildungen teilzunehmen und sich auf technische Neuerungen einzulassen.

Hahn erzählt: „Durch die Vorgaben der EnEV verarbeiten wir heute viel häufiger Dreifach-Verglasungen und haben deshalb verstärkt mit höheren Gewichten bei Glas und Rahmen zu tun.“ Also hat das Unternehmen eine Glassauganlage gekauft und sich neue Geschäftspartner für den sachgemäßen Transport der Elemente gesucht. Zur Sicherung der Qualität im Aluminiumbau wurde Ende 2012 ein automatisches Sägezentrum mit angeschlossenem Profil- und Bearbeitungszentrum angeschafft.

Wer sich in den Kernsegmenten nicht fortlaufend an die aktuellen Standards des Marktes anpasst, bleibt im Wettbewerb zurück. So ist der Einsatz von CNC-Maschinen im Handwerk längst selbstverständlich geworden. Der Umgang damit ist recht unterschiedlich. Mancher Unternehmer schafft CNC-Maschinen an und lastet den Maschinenpark dann mit Aufträgen aus dem Segment Lohnfertigung aus. Andere wiederum stützen sich auf das Zulieferangebot ihrer Unternehmerkollegen — so auch Hahn: „Unsere Maschinen verfügen nicht über weitere Kapazitäten, Bauteile wie Bleche und Drehteile beziehen wir regelmäßig aus der Lohnfertigung von Unternehmerkollegen.“

Fazit. Erstklassige Arbeit im täglichen Geschäft abzuliefern, ist für Metallbaumeister Hahn selbstverständlich. Entscheidend ist, dass er zugleich als Motor des Unternehmens agiert, der die Ausstattung aller Arbeitsbereiche fortlaufend modernisiert und auf die Stimmung und Motivation seines Teams achtet. ⇥ma ◊

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