Dienstleister für Metallbauer

Von externer Expertise profitieren

Ob individuell zugeschnittene Metallteile, Gitterroste nach Maß, Biegen von Rohren oder spezielle Softwarelösungen: Metall-, Stahl- und Fassadenbauer können auf ein umfangreiches Angebot an externen Dienstleistungen zugreifen und dabei von der Expertise der Anbieter profitieren.

Amazon für den Metallbau. Diese Vision hatte Thomas Kaysser, als er im Oktober 2010 ein vollautomatisches Onlineportal startete. Laserteile4you nannte er die neue Marke der seit 1947 bestehenden H. P. Kaysser GmbH und Co. KG. Das baden-württembergische Unternehmen mit mehr als 400 Mitarbeitern bietet auf 30.000 Quadratmetern alle Fertigungsaufgaben der Blechbearbeitung unter einem Dach an. Kunden können online über die Homepage des Portals Zeichnungen als DXF- oder STEP-Datei hochladen, danach individuell bearbeitete Blechteile kalkulieren und sofort bestellen. „Etwas Vergleichbares gab es zuvor noch nicht“, betont Lena Noa, zuständig für das Marketing des Unternehmens. Wurden zum Start des Online-shops lediglich einfache Laserzuschnitten angeboten, gehören heute auch Leistungen wie Stanz- und Rohrlaserbearbeitung, Biegen, Bohren, Abkanten, Entgraten und einiges mehr – bis hin zum 3D-Metalldruck  zum Angebot. Die Kunden kommen aus unterschiedlichen Branchen, darunter sind viele Handwerker wie Stahl- und Metallbauer, aber auch Auftraggeber aus der Industrie.

„Mittlerweile gibt es in unserem Onlineshop mehr als 20.000 Nutzerprofile“, berichtet Noa. Darunter viele Stammkunden, zum Beispiel Ofenbauer oder Schlosser. Einige mittelständische Metallbauer haben Aufgaben wie Laserschneiden oder Kanten komplett an Laserteile4you outgesourct. „Unser Maschinenpark wird ständig optimiert und ist technologisch immer auf einem aktuellen Stand. Die günstigen Konditionen, die wir für das Material im Einkauf erhalten, geben wir an unsere Kunden weiter“, begründet die Marketingfachfrau den anhaltenden Erfolg des Unternehmens. Für viele Metallfachbetriebe sei es keine Option, sich selbst die entsprechenden Maschinen zuzulegen. Zum einen schreite die technische Entwicklung immer schneller voran, zum anderen brauchen Maschinen neben Platz auch Personal, das die Technik bedienen kann. „Von den höheren Material-einkaufspreisen ganz abgesehen“, ergänzt Noa. Als großes Plus für die Kunden nennt sie neben der sekundenschnellen Online-kalkulation die Auswahl der Lieferzeiten. Sind Zeichnungen hochgeladen und Teile konfiguriert, können Auftraggeber aus unterschiedlichen Lieferzeiten wählen. Noa: „Eine Expresslieferung innerhalb von drei Tagen ist in der Regel dann preislich höher, als ein Auftrag, der vielleicht vier Wochen Zeit hat.“

Onlineshops werden gut angenommen

Gute Erfahrungen mit einem Onlineshop hat auch die K60-Gitterrostsysteme GmbH & Co.KG gemacht, die Gitterroste aus Stahl, Edelstahl und Aluminium herstellt. Mehr als 10.000 Lagerprodukte sind meist kurzfristig verfügbar, auf Wunsch wird nach Maß gefertigt. Mehr als die Hälfte der Kunden kommt aus der Metallbaubranche, weitere aus dem Garten- und Landschaftsbau oder dem Großhandel. Bestellten noch vor wenigen Jahren viele Metallbaubetriebe per Fax, ist der bevorzugte Kanal für Aufträge nun auch in dieser Kundengruppe die Onlinebestellung: „Im aktuellen Jahr sind die Bestellungen über unseren Onlineshop um fast 60 Prozent gewachsen“, sagt Moritz Bewermeier, Head of Sales. Klassische Schweißpress-Gitterroste sind nach wie vor das meistverkaufte Produkt. Eine leichte Tendenz zeichnet sich laut Verkaufsleiter ab zu neuen Produkten, zum Beispiel qualitativ hochwertigen Barfußrosten, die unter anderem im Balkonbau zum Einsatz kommen. Ebenfalls zum Portfolio gehören komplette Treppenanlagen, die einschließlich Stufen und Geländer individuell gefertigt werden. Bewermeier: „Speziell bei Spindeltreppen steigt die Nachfrage sukzessive. Weil wir in diesem Bereich auf einem feststehenden System aufbauen, konnten wir die Kosten für Statik und Konstruktion deutlich senken.“

Immer wichtiger werden Just-in-Time-Lieferungen, etwa auf Großbaustellen. Für den Versand arbeitet der Gitterrost-Hersteller mit mehreren Spediteuren zusammen und nutzt für Überläufe einen eigenen kleinen Fuhrpark aus Sprintern und kleinen Lkw. Die Lieferzeiten variieren, je nachdem, ob Roste mit Standardmaßen bestellt werden oder nach Maß gefertigt werden müssen. Bewermeier beobachtet, dass eine zügige Lieferung von Lagerware häufig an Millimetern scheitert: „Teils weichen Pläne nur um 50 Millimeter von Standardmaßen ab, was bedeutet, dass nach Maß gefertigt werden muss“. Hier würde sich der Vertriebsverantwortliche wünschen, dass Planer die gängigen Maße mehr berücksichtigen und den Dienstleister bei der statischen Optimierung des Belags mehr um Unterstützung bitten: „Das wäre nicht nur materialsparender, die Produkte wären für den Kunden auch schneller verfügbar und günstiger.“

Kein Auftragsabbruch bei Dienstleister
für Metall- und Biegetechnik

Im dreidimensionalen Biegen von Handläufen, Treppenwangen oder Treppen-Unterverkleidungen liegen die Stärken der Schleicher Metall- und Biegetechnik. „Etwa drei Viertel unserer Kunden kommen aus dem Metallbau, darunter sind viele Stammkunden“, sagt Geschäftsführer Thomas Schleicher. Häufig nachgefragt sind Dornbiegeteile für Geländer-Handläufe oder Walzarbeiten für verschiedene Profile. Die meisten Aufträge kommen per E-Mail. „Wir haben auch Maßblätter entwickelt, mit deren Hilfe Kunden direkt online bestellen können. Doch diese Form der Bestellung wird eher weniger genutzt“, erläutert der Inhaber.

In den vergangenen Jahren hat sich der Betrieb eine hohe Expertise im Biegen von Treppenteilen angeeignet. Unter Schleichers Auftraggebern sind inzwischen mehrere, die exklusive Treppen bauen: „Im Architekturbereich gibt es seit einiger Zeit den Trend, Treppen mit Blechwangen als Designobjekt oder Skulptur zu inszenieren. Dazu werden frei im Raum stehende Treppenaufgänge kunstvoll aus 2- und 3D-gebogenen Blechen geformt.“ Dass Metallbauer sich selbst Biegemaschinen anschaffen und zusätzlich für Unternehmerkollegen mitproduzieren, nimmt der Firmeninhaber zwar immer wieder einmal wahr. Doch einen Abbruch bei den Aufträgen könne er für sein Unternehmen nicht feststellen: „Ich habe eher den Eindruck, dass Dienstleistungen, wie wir sie anbieten, auch von kleinen und mittelständischen Metallbaubetrieben immer mehr in Anspruch genommen werden.“ Um wettbewerbsfähig zu bleiben, hat sich die Schleicher Metall- und Biegetechnik ständig weiterentwickelt, ihr Portfolio angepasst und sich spezialisiert. „Wir wissen, dass unsere Kunden nur dann bei uns bestellen, wenn sie daraus für sich einen Vorteil ziehen können“, betont der Geschäftsführer: „Dabei spielen Qualität, Service, Preis und Lieferzeit wie überall die entscheidende Rolle.“

Bestellungen mithilfe künstlicher Intelligenz

Lasergeschnittene Bleche und Rohre nach Maß liefert seit mehr als 15 Jahren 247TailorSteel an gewerbliche Kunden aus fünf europäischen Ländern. Rund um die Uhr können registrierte Nutzer 3D-Zeichnungen hochladen und online bestellen. Die Aufträge entgegen nimmt Sophia, so lautet der Name des Online-portals, der sich ableitet von „Sophisticated Intelligent Analyser“. Denn die digitale Assistentin besitzt eine künstliche Intelligenz, kann Produktion und Logistik ansteuern. So sorgt das System ohne menschliches Zutun für lasergeschnittene Metallbleche, Rohre und Kantteile. Ein wichtiger Schritt im Produktionsprozess ist eine Machbarkeitsprüfung: Wenn die Zeichnungen auf die Blechteile übertragen werden, kann es vorkommen, dass ein hochgeladener Entwurf in der Praxis nicht umsetzbar ist und Fehlermeldungen erzeugt. Der Kunde erhält dann eine entsprechende Rückmeldung mit Angeboten für mögliche Lösungen. Innerhalb des Bestellprozesses wird zudem automatisch der schnellstmögliche Liefertermin berechnet. Um Artikel nicht unnötig lange lagern zu müssen, können Besteller alternativ ein späteres Lieferdatum eingeben.

Die schnellstmögliche Lieferzeit liegt bei zwei Tagen. Seine fast 100-prozentige Lieferzuverlässigkeit kann das Unternehmen aufrechterhalten, indem es die Effizienz der Logistikprozesse immer weiterentwickelt. Beispielsweise durch einen eigenen Fuhrpark mit moderner Planungssoftware. Für den An- und Abtransport von Materialien sind fahrerlose Transportfahrzeuge und Roboter im Einsatz. Um Kapazitäten optimal zu nutzen, wird das Produktionsvolumen auf aktuell drei Fabrik-Standorte in Deutschland und den Niederlanden verteilt. Alle vier Jahre tauscht der Metallbearbeiter den Maschinenpark aus, um immer auf dem aktuellen Stand der Technik zu arbeiten.

Software-Dienstleistungen

Neben handwerklichen Dienstleistungen nutzen immer mehr Metall- oder Fassadenbaubetriebe auch externe IT-Dienstleistungen. Etwa das Angebot der CAD-Plan GmbH aus Frankfurt am Main; gegründet 1989 mit dem Anliegen, Konstrukteuren und Planern aus der Metall- und Fassadenbaubranche ein speziell zugeschnittenes CAD-System zur Verfügung zu stellen. Kernprodukt des Unternehmens ist das CAD Softwarepaket Athena. Produkt- und Marketingmanager Henning Wagner hat früher selbst in einem Metallbaubetrieb gearbeitet: „Unsere Kunden mieten Athena bei uns und können damit einen Leistungsumfang abdecken, für den sonst viele verschiedene Metallbau-Programme notwendig sind.“

Die Anwendung ist speziell auf die Konstruktionsanforderungen von Anwendern aus dem Metall- und Fassadenbau programmiert. Nutzer können mit dem Programm leichter planerische Aufgaben erledigen, wie 2D- oder 3D-Konstruktionen, Statik- und Bauphysik-Berechnungen oder die Blechbearbeitung. Die auf dem Autodesk Programm AutoCAD basierende Softwarelösung hat sich erfolgreich in der Branche etabliert, wurde mittlerweile in zehn Sprachen übersetzt und in mehr als 70 Ländern installiert. Vom Ein-Mann-Unternehmen bis zum Großunternehmen reicht die Kundenstruktur. Im Laufe der Jahre hat das Dienstleistungsunternehmen sein Portfolio erweitert und bietet neben einem Installationsservice auch Schulungen an sowie einen Fachsupport.

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