Sanierung

Künstlerhaus Nürnberg

Behutsame Modernisierung eines Baudenkmals

Auf Teilen der historischen Stadtmauer von Nürnberg entstand bis 1910 das Künstlerhaus. Während der südliche Teil infolge von Kriegsschäden bereits um das Jahr 2000 umfassend saniert und zeitgleich der Kopfbau errichtet wurde, blieb der unbeschädigte nördliche Teil noch bis vor wenigen Jahren seiner vielfältigen Nutzung treu. Der Generalsanierung dieses dritten Bauabschnitts nahm sich ab 2019 das Münchner Büro Florian Nagler Architekten an. Dessen subtile, fast unmerklichen Eingriffe führen das Haus nun in einen neuen Zeitabschnitt seiner bewegten Geschichte.

Das Künstlerhaus am Königstor ist ein Teil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Nürnberg. Es bietet Raum für Ausstellungen und Konzerte, für Tagungen, Kino, Werkstätten und Gastronomie. Gleichzeitig agiert die Institution als Rahmen für bürgerliche Initiativen, als Labor für die Kreativwirtschaft oder als Ort der Begegnung und des Diskurses.

Feinfühliger Umgang mit dem Bestand

Ab 2019 erfolgte im Auftrag des Nürnberger Hochbauamts die Modernisierung des denkmalgeschützten Bauwerks. Dabei galt es in erster Linie, das Gebäude technisch, baurechtlich und konstruktiv an heutige Standards anzupassen. Gleichzeitig konnte eine funktionale Aufwertung des Innenlebens erzielt werden, wodurch etwa Räume mit ähnlich lärmintensiver Nutzung gebündelt und das Raumprogramm neu sortiert wurden. Während die alten Schichten und Spuren teils bewusst sichtbar blieben, entstanden einige Bereiche neu. Dazu gehört beispielsweise die veränderte Eingangssituation, ein Turmanbau als vorgelagerter Giebel an der Nordfassade sowie Ergänzungen rund um den Werkhof. Durch behutsame Eingriffe in die Bausubstanz und sensibles Einfügen neuer Elemente bleibt der ursprüngliche Charakter des Gebäudes überall präsent. Zeitgleich stellen die technischen und funktionalen Verbesserungen einen wesentlichen Mehrwert für die zukünftige Nutzung dar.

Gestaltung im Einklang mit dem Denkmalschutz

Die Anforderungen an den baulichen Brandschutz bedingte den Einbau von Brand- und Rauchschutztüren im Bereich der Treppenhäuser, Flure und im Untergeschoss. Diese sollten sich möglichst unauffällig in die Bestandsstruktur integrieren, schlanke Profile aufweisen und so wenig Material wie möglich verbrauchen. Die Elemente aus beschichtetem Stahl und Glas sind außerdem gemäss den Vorgaben des Denkmalschutzes ausgeführt. Die anthrazitfarbenen Rohrrahmentüren folgen dabei den geometrischen Vorgaben aus dem Bestand und sind jeweils an die Form der Gewölbedecken oder die Raumhöhen individuell angepasst.

Raumspezifische Ausführungen der Brandschutzelemente

Insgesamt zehn projektspezifische Elemente auf Basis der Türenserie forster fuego light stellen den Brandschutz im sanierten Künstlerhaus Nürnberg sicher. So sind etwa zum repräsentativen Treppenhaus im Eingangsbereich zweiflügelige Türen eingebaut, die von besonderen Oberlichtern in Korbbogenform gekrönt werden. Den historischen Stil zeichnet unter anderem eine Brandschutztür mit Festverglasung in den symmetrischen Seitenteilen sowie mit markanten senkrechten Sprossen im Bogen nach. Weitere Ausführungen, beispielsweise mit Stich- oder Rundbögen, besonders hohen Deckenanschlüssen oder geraden Stürzen finden sich an den Übergängen zu Fluren, Treppenhäusern oder im Keller. Dabei reichen die Brandschutzanforderungen von feuerhemmenden Türen T30 RS bis zu feuerbeständigen Türen T90 RS. Durch die Überschreitung der Gesamthöhe, der Höhe der T90 Flügel, der zulässigen Grösse der Oberlichtfüllung und durch die besonderen Anschlüsse im Bestand waren in drei Fällen Zustimmungen im Einzelfall erforderlich. So sind Kastenprofile oberhalb der eigentlichen Elemente eingebaut, die den statischen Halt gewährleisten und den Übergang zur besonderen Bestandsarchitektur gekonnt inszenieren. Als Zeuge von über 100 Jahren bewegter Zeitgeschichte wurde die in die Jahre gekommene bauliche Struktur des nördlichen Gebäudeteils feinfühlig saniert um den heutigen Anforderungen wieder zu entsprechen.

Projektinformationen

Produkte:                     Brand- und Rauchschutztüren forster fuego light T30 und T90

Architektur:                  Florian Nagler Architekten, München

Metallbau:                    MAB Metall- und Anlagenbau, Wittenförden; Hüther Objekttüren, Hedemünden

Bauherr:                       Hochbauamt der Stadt Nürnberg

Fertigstellung:             2024

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