Stahl bearbeiten
Tipps für die Auswahl der passenden ScheibenOb Schweißnähte an hochfestem S355, Anfasen von CrNi-Bauteilen oder das Reinigen von feuerverzinktem Stahl – die professionelle Bearbeitung von Stahl erfordert Präzision, Materialkenntnis und die richtigen Werkzeuge.
Die Lebensdauer und Aggressivität und somit Wirtschaftlichkeit einer Trenn- bzw. Schruppscheibe ergibt sich aus den eingesetzten Rohstoffen. Es hat große Auswirkungen auf den Bearbeitungsprozess, welches Schleifkorn, welches Phenolharzsystem und welche schleifaktiven Füllstoffe verarbeitet werden. Weitere wichtige Komponenten sind Leistung und Drehzahl des eingesetzten Winkelschleifers. Für schwächere Maschinen werden „weichere“ Scheiben empfohlen, da das stumpfe Schleifkorn früher ausbrechen kann und somit ein sogenanntes „Verglasen“ der Scheibe verhindert wird. Mit stärkeren Maschinen können „härtere“ Scheiben eingesetzt werden, wodurch sich die Standzeit der Scheibe erhöht und somit Werkzeugkosten gesenkt werden. Ein hochwertiges Schleifkorn sorgt für schnelleren Abtrag und reduziert somit die Bearbeitungszeit. Den Härtegrad einer Scheibe erkennt man an dem herstellerspezifischen Kennbuchstaben (nach DIN525) – je weiter der Buchstabe im Alphabet, desto „härter“ ist die Scheibe. Achtung: da herstellerbedingt, kann sich eine Scheibe der Härte „S“ von zwei verschiedenen Herstellern unterschiedlich verhalten.
Höherfeste Stähle wie S355 oder S460 zeichnen sich durch erhöhte Zugfestigkeit aus – das bringt aber auch eine gesteigerte Zähigkeit mit sich, die das Schleifen anspruchsvoller macht. Werkzeuge mit Hochleistungssinterkorund, sogenanntes Keramikkorn, wie etwa die RS580 Extended von Rhodius, bewältigen diese Herausforderung souverän: Sie bieten eine hohe Aggressivität bei gleichzeitig langer Standzeit. Wichtig ist, den Schleifdruck zu reduzieren, um Überhitzungen oder Schleifbrand – mit negativen Auswirkungen auf die feinkörnige Gefügestruktur – zu vermeiden.
Bei CrNi-Stählen kann die Überhitzung die Korrosionsbeständigkeit aufgrund Entchromung, die als Anlauffarben sichtbar ist, beeinträchtigen.
Feuerverzinkter Stahl erfordert Sensibilität: Die weiche Zinkschicht schmiert schnell und kann Schleifmittel zusetzen. Nur gezielter Materialabtrag – etwa zur Schweißnahtvorbereitung – ist sinnvoll. Danach sollte eine Nachverzinkung oder der Schutz mit Zinkstaubfarbe erfolgen. Wichtig: Zinkdämpfe sind giftig – Atemschutz und Absaugung sind Pflicht!
Lackierte Stähle hingegen reagieren auf Schleifwärme, die während des Trennprozesses entsteht, mit Schmieren oder Verbrennen der Lackschicht. Daher werden sehr dünne Trennscheiben empfohlen, sie verursachen weniger Reibung. Für das effektive Entfernen von alten Beschichtungen sind Fächerscheiben (spanabhebend und somit geometrieverändernd) mit grober Körnung ideal (Körnung P40–P80), Drahtbürstenaufsätze für Bohrmaschine oder Winkelschleifer (nicht zerspanend und somit die Oberfläche nicht verändernd) sind gut bei unebenen Flächen oder Ecken. Eine Alternative, die aber regelbare Winkelschleifer voraussetzt, sind Reinigungsvliesscheiben.
Korrodierten Stahl reinigt man je nach Rost-Typ: Flugrost lässt sich leicht mit Drahtbürsten oder Reinigungsvlies wie der SVS HD entfernen. Kleinere Flächen reinigt man schnell mit Handvliespads. Bei Tiefenrost empfehlen sich Schruppscheiben mit höherer Standzeit wie z.B. die Stahlschruppscheibe RS50 Longlife. Immer wichtig: Ziel ist ein blanker Untergrund – etwa für neue Beschichtungen oder Schweißarbeiten.
Beim Anfasen von Stahl – zur Vorbereitung auf V-Nähte oder Kehlnähte – kommen Schruppscheiben, Fächerschleifscheiben, oder Fiberscheiben mit hartem Tragteller zum Einsatz. Winkel zwischen 30–45° sind gängig. Bei CrNi-Stahl ist auf besonders saubere, gratfreie Kanten zu achten – sonst leidet der Korrosionsschutz. Bei größeren Platten zum Anfasen mit starken Maschinen ist auch die RS50 Longlife mit ihrer Kantenstabilität eine gute Wahl.
Bei der Bearbeitung von Wurzelnähten auf Schwarzstahl punkten Pipeline-Scheiben wie die Rhodius RS2 Pipeline. Die Hochleistungsscheibe mit Keramikkorn ist materialunabhängig eine gute Wahl beispielsweise die RS480 Pipeline. Ideal für das Kehlnahtschleifen ist die LSK FK Fächerschleifscheibe, da sie durch ihren 10-mm-Lamellenüberstand auch schwer zugängliche Stellen erreicht. Ihr robustes Gewebe, das selbstschärfende Keramikkorn und die hitzemindernde Top-Size-Beschichtung sorgen für eine hohe Abtragleistung, lange Standzeit und ein sauberes Schliffbild. Als Alternative mit längerer Standzeit bietet sich eine sehr weich gebundene Schruppscheibe mit feinerem Korn an.
Was ist eine gute Trennscheibe?
Normalkorund ist ideal für Schwarzstahl. Es ist hart und zäh genug, um durch unlegierten Stahl zu schneiden. Man sollte aber nicht für Edelstahl geeignete Scheiben verwenden, da diese oft zu weich für Schwarzstahl sind. Ein mittlerer bis harter Härtegrad der Scheibe ist optimal, da Schwarzstahl relativ weich ist und so mehr Schnitte pro Scheibe möglich sind. Eine feinere Körnung sorgt für einen sauberen Schnitt, während gröbere Körnungen schneller trennen, aber ein größerer Grat entsteht.
Für präzise Schnitte wird z.B. ein Scheibendurchmesser von 125 mm mit einer Dicke von 1,0–1,6 mm (z.B. bei dünnwandigen Profilen) empfohlen. Für die Scheibendurchmesser 180 mm und 230 mm wird eine Scheibendicke von 1,5 bzw. 1,9 mm empfohlen und eine gekröpfte Scheibe (Form 42 nach DIN525). Für robustere Anwendungen eine Dicke von 2,5–3,0 mm (z.B. bei Vollmaterial oder dickwandigen Rohren).
Für dünnwandige Profile oder Bleche sind die extradünnen Scheiben wie die XTK6 Exact (0,6 mm) geeignet. Diese garantieren einen kühlen, sauberen Schnitt mit minimalem Grat – auch auf Akku-Maschinen. Für dickere Querschnitte wie Rund- oder Vierkantstahl ist die robuste XT20 besonders geeignet.
Die XT200 Extended ist die Hochleistungs-Trennscheibe für Schwarzstahl, diese extradünne Trennscheibe mit keramischem Schleifkorn ist speziell für aggressive Schnitte bei hoher Lebensdauer entwickelt worden. Sie eignet sich hervorragend für hochfeste / hochlegierte Stähle, z.B. S355, Werkzeugstähle, gehärtete Stähle, Baustähle und Moniereisen.