Die Krapp Gruppe
Flexibel stabil bleibenWas 1897 als Goldschmiede begann, entwickelte sich rasch zu einem Handelsgeschäft. Anfangs auf Handwerker und Privatkunden fokussiert, wuchs Krapp im Laufe der Jahrzehnte zu einer dynamischen Unternehmensgruppe. Diese besteht heute aus einem vernetzten Verbund spezialisierter GmbHs, die eigenständig agieren, aber eng miteinander kooperieren. Rund 850 Mitarbeitende bieten Lösungen in verschiedensten technischen Fachbereichen an – vom Metall- und Stahlbau über den Anlagenbau bis zu umfassenden Serviceleistungen.
Mit Hauptsitz in Lohne und Dinklage (Niedersachsen) ist Krapp inzwischen an 29 Standorten vertreten. „Jede Niederlassung ist eine eigenständige GmbH mit eigener Oberprojektleitung und umfassender Handlungsvollmacht“, erklärt Dirk Steimels, Verkaufsleiter der Tor- und Türtechnik III GmbH in Braunschweig. „So können wir flexibel agieren, Projekte individuell und rechtssicher umsetzen und gezielt auf die Anforderungen unserer Kunden vor Ort eingehen.“ Das schafft Nähe, stärkt persönliche Beziehungen und sorgt für kurze Reaktionszeiten.
Spezialisten für Tore & Türen
Die Tochterfirma Tor- und Türtechnik III steht exemplarisch für den Weg des Unternehmens: vom klassischen Zulieferer hin zum ganzheitlichen Projektpartner. Wachstum, Wandel und eine stetige Erweiterung des Leistungsspektrums prägen diesen Weg. „Wir haben damals mit sechs Leuten in Braunschweig begonnen“, erinnert sich Dirk Steimels (Bild S. 40). „Aber wir haben schnell erkannt, dass es Bedarf an komplexeren Projektlösungen gibt und haben uns angepasst.“ Ein entscheidender Schritt war der Aufbau eines vielseitigen Kundenstamms. Die Akquise erfolgt überwiegend über Ausschreibungen und Losverfahren. Neben Generalunternehmern zählen mittlerweile auch große Metallbaubetriebe, öffentliche Auftraggeber und gewerbliche Bauherren zu den festen Partnern. „Feuerwehr- und Rettungswachen sind heute zu unserer Kernkompetenz geworden“, sagt Dirk Steimels. „Aber auch im gewerblichen und wohnwirtschaftlichen Bau haben wir eine klare Positionierung.“
Ein herausragendes Beispiel war ein Auftrag vor drei Jahren für einen namhaften großen Reiseanbieter: „Dort haben wir alle Aluminium-Brandschutztüren geliefert – Auftragsvolumen: 1,1 Millionen Euro über ein Jahr“, sagt Dirk Steimels. Solche Großprojekte sind für das mittelständische Unternehmen nicht nur finanziell attraktiv, sondern bestätigen auch die Gesamt-Firmenphilosophie, die Gesellschafter Roland Krapp klar definiert hat: „Unser Auftrag heißt Qualität.“ Auch eine besondere Haltung zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit prägt die komplette Unternehmenskultur nachhaltig: „Wir betrachten uns immer als Partner der Bauunternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten.“ Compliance-Regeln werden ernst genommen, der persönliche Kontakt gepflegt: „Unser Prinzip ist „One face to the customer“. Es gibt in unserer Branche viele Abhängigkeiten und vieles muss vor Ort geklärt werden. Wenn ein Juniorbauleiter etwas nicht weiß und Termindruck herrscht, bin ich eben da – persönlich. Ich bin so groß geworden.“
Auch intern lebt man die vertrauensvolle Kultur: „Ich konnte schon vor 20 Jahren von zu Hause aus arbeiten – das Vertrauen war immer da.“ Trotzdem sei diese Struktur bisweilen herausfordernd: „Als Führungskraft ist es nicht immer leicht, wenn man sich nur ein- bis zweimal pro Woche in der Firma begegnet, weil ein Teil der Mitarbeiter im Homeoffice ist und andere auf der Baustelle. Aber das ist die Zukunft. Wichtig ist, dass wir den persönlichen Austausch trotzdem bewusst pflegen – intern wie extern.“ Was das Unternehmen laut Dirk Steimels besonders macht, ist der ganzheitliche Ansatz: „Wir bieten alles aus einer Hand. Wir fahren zu einem potenziellen Kunden, legen den Grundriss auf den Tisch und erarbeiten gemeinsam ein Angebot.“ Anders als viele Wettbewerber braucht er dafür noch kein fertiges Leistungsverzeichnis. „Wir sind keine Planer. Aber wir beraten fachlich – und unsere Angebote sind so konkret, dass sie direkt beauftragt werden könnten.“
Die Kundennähe zeigt sich auch im Servicebereich bei Krapp. Eine eigene Service-GmbH mit Notruf-Hotline, Callcenter und Einsatzkräften sorgt für schnelle Hilfe – auch bei Bauteilen, die ursprünglich nicht vom Unternehmen verbaut wurden. „Wenn ein Kunde vor 20 Jahren eine Feuerwehr gebaut hat und die Tore veraltet sind, helfen wir natürlich trotzdem.“
Doch die Branche bringt auch Herausforderungen mit sich: Lieferengpässe, Fachkräftemangel und steigende technische Anforderungen erschweren bisweilen den Alltag. Hinzu kommen steigende Anforderungen an Wärmedämmung, Kompatibilität mit digitalen Steuerungen und zunehmend schwerere Bauteile. „Früher montierten zwei Leute ein Tor – heute braucht man oft vier.“ Fachkräfte zu finden und langfristig zu halten, ist daher essenziell. „Tor- und Türmonteur ist kein klassischer Ausbildungsberuf. Gefragt sind handwerkliches Geschick, Elektrokenntnisse und Reisebereitschaft.“ Um dem zu begegnen, setzt das Unternehmen auf gute Vorbereitung und ein attraktives Umfeld: professionell ausgestattete Baustellen, schnelle Bezahlung und ein Ruf, der sich herumspricht – bei Monteuren, Mitarbeitenden und Subunternehmern gleichermaßen.
Netz aus Nachunternehmern
Aktuell werden rund 30 bis 50 Prozent der Arbeiten mit Nachunternehmern umgesetzt – doch das Ziel ist klar: „Wir wollen den Anteil eigener Mitarbeiter erhöhen.“ Das Unternehmen agiert jedoch nicht nur als Auftraggeber für Nachunternehmer, sondern übernimmt selbst regelmäßig die Rolle des Subunternehmers – etwa für Generalunternehmer, Hallenbauer oder im Rahmen öffentlicher Bauprojekte. Die Grundlage dieser Zusammenarbeit: Vertrauen, Handschlagqualität, VOB-Verträge – und der gemeinsame Wille, für jedes Problem eine praxisnahe Lösung zu finden. „Wenn es darauf ankommt, können wir unsere Abläufe so flexibel umorganisieren, dass wir den Großteil der geplanten Leistungen dennoch zuverlässig erbringen.“
Diese Flexibilität erfordert jedoch präzise Koordination: „Wenn sich Termine verschieben – was in unserer Branche fast zum Alltag gehört –, prüfen wir genau, wie wir unsere Teams neu aufstellen können. Denn qualifizierte Fachkräfte stehen nicht einfach im Regal bereit.“ Doch auch in Zeiten hoher Krankenstände muss der Betrieb reibungslos weiterlaufen. Eine wichtige Unterstützung bietet dabei die fortschreitende Digitalisierung. Monteure arbeiten inzwischen mit Smartphones, Tages- und Wochenberichte werden digital erfasst, Bauprozesse effizient koordiniert. „Unsere Monteure haben heute mehr Technik in der Hand als früher – das ist eine Umstellung, bringt aber große Vorteile, weil alle relevanten Daten jederzeit transparent für alle Beteiligten verfügbar sind. Das erleichtert es uns, flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren.“ Auch bei der technischen Ausstattung setzt man auf Fortschritt: „Wir arbeiten nicht mehr mit Rollgerüsten, sondern mit Hubbühnen. Und beim Spannen von Torsionsfedern kommen spezielle Federspanngeräte zum Einsatz – das schont den Körper.“ All das sind Maßnahmen, die auch zur Mitarbeiterbindung beitragen. „Wir möchten, dass unsere Leute gern zur Arbeit kommen – nur so können wir unseren Qualitätsanspruch leben.“
Ausblick
Gleichzeitig prägt die wirtschaftliche Lage das tägliche Geschäft zunehmend. Steimels erläutert: „Wir beobachten sehr genau, wohin öffentliche Gelder durch politische Entscheidungen fließen – in Infrastruktur, Bildung oder Industrie. Für uns heißt das: Wir müssen flexibel bleiben und unsere Ausrichtung an den wirtschaftspolitischen Impulsen orientieren.“ Der Wohnungsbau stagniert derzeit, doch das Unternehmen bleibt handlungsfähig: „Wir bauen inzwischen verstärkt für Autohäuser oder Bildungseinrichtungen“, erzählt er.
Auch geografisch denkt man bei Krapp inzwischen weiter: „Wir stellen uns strategisch so auf, dass wir perspektivisch europäisch agieren können.“ Der erste Schritt führt – mit Bedacht – in die deutschsprachigen Nachbarländer. Und auch Wachstum via Übernahmen ist im gesamten Unternehmen ein Thema: „Wenn ein Betrieb keine Nachfolge findet, übernehmen wir auch mal.“
Das Erfolgsrezept des Unternehmens sieht Dirk Steimels insgesamt aber in den drei Eckpfeilern: Nähe zum Kunden, Spezialisierung und Flexibilität: „Wir segeln immer auf mehreren Schiffen zugleich. Und solange wir das tun, bleiben wir stabil – auch in stürmischen Zeiten.“