Martin Drexler von Schindler

„Holz verzeiht keine Fehler!“

Martin Drexler leitet die Bereiche Forschung & Entwicklung sowie Konstruktion beim Fassadenbauer Schindler in Roding. Er hat die neue HMEF 2020 mit entwickelt. metallbau sprach mit ihm über die Risiken bei der Montage einer Holz-fassade und die Vorteile der Hybrid-Elementfassade.

metallbau: Herr Drexler, Ihr Unternehmen hat bereits 2009 ein Patent für eine Hybrid-Elementfassade aus Holz und Aluminium angemeldet und 2020 auf den Markt gebracht; Sie bauen das Element aber selbst ein und lassen kein anderes Metallbauunternehmen die Montage übernehmen. Korrekt?

Martin Drexler: Schindler war ja ursprünglich eine Schreinerei – gegründet 1931 – und ja – wir sind Systemgeber und Fassadenbauer in einem. Wir entwickeln die Fassade und übernehmen Projekte, bei denen wir dann auch den Einbau und die Montage unserer Fassadenelemente verantworten. Wir sind der Meinung, dass man auch über entsprechendes Know-how verfügen muss, um Holzelemente zu verbauen.

metallbau: Im Vergleich zur Aluminiumfassade ist das Holz viel empfindlicher, kann ich mir vorstellen…

Drexler: Richtig. Holz verzeiht keine Fehler. Man muss verstehen, wie das Holz reagiert und man muss es speziell vor Feuchtigkeit auf der Baustelle schützen; nicht nur vor Regen, sondern auch vor abfließendem Wasser von Betondecken während der Montagephase. Aufpassen muss man auch mit Schmierstoffen, was ja in Metallbaubetrieben allgegenwärtig ist. Für Holz ist Schmierstoff der Tod der Oberfläche.

metallbau: Wie meinen Sie das genau?

Drexler: Kontakt mit Schmierstoffen kann eine Holzoberfläche schwer  beeinflussen; dann gelingt keine schöne Oberflächenbeschichtung mehr. Nur weil der Markt nach diesen Fassaden ruft und Holz gerade im Trend liegt, heißt es nicht, dass jeder Betrieb damit umgehen kann.

metallbau: Worin liegt der große Vorteil, dass Sie das Element in Ihrem Werk vorfertigen?

Drexler: Der große Vorteil ist, dass ich für die Montage kein Gerüst mehr brauche. Das ist ja bei vielen Bauprojekten ein großer Kostenfaktor. Daher eignet es sich gut für den Bau von Hochhäusern. Das Element wird nur noch mittels Kran am Rohbau befestigt. Wir müssen keine Dichtungen, Gläser oder Füllelemente mehr vor Ort einbauen.

metallbau: Wie groß und schwer ist das Element?

Drexler: Es kann eine Geschosshöhe von vier Metern haben und bis zu 2,70 Meter breit sein. Das ganze Element wiegt zwischen 500 Kilogramm und einer Tonne, ist also unheimlich schwer.

metallbau: Und wie groß ist der Zeitvorteil?

Drexler: Abhängig von den Gegebenheiten der Baustelle sowie den Hebezeugen können bei guten Bedingungen pro Tag durchschnittlich circa 12 bis 20 Elemente montiert werden.

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