365 Tipps von Axel Haitzer

Literatur zum Thema „Fachkräfte im Metallbau

Axel Haitzer, „Bewerbermagnet – 365 inspirierende Ideen, wie IHR Unternehmen Top-Bewerber magnetisch anzieht“, Verlag Quergeist, Neubeuern, 2011, ISBN 978-3-86308-000-6, 29,90 Euro

„Kreativität ist nichts anderes als die Fähigkeit, Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, zu kombinieren. Dazu gehört die Fähigkeit, Dinge völlig unvoreingenommen zu betrachten und sich vom Korsett herkömmlicher Denkstrukturen zu lösen.“ Die gute Nachricht, die in diesem Zitat auf Seite 27 des Bandes steckt: Kreativität lässt sich üben. Die zweite gute Nachricht: Kreatives Denken bringt Ideen hervor.
Und darum geht es Axel Haitzer in seinem Buch. „Jeder braucht Ideen. Auch Personaler. Genau deshalb gibt es dieses Buch“, schreibt er auf den ersten Seiten. Das Wort „Personaler“ lässt sich im Handwerksbetrieb mühelos durch „Chef“ oder „Inhaber“ ersetzen, der vor allem in kleineren und mittleren Unternehmen für Personalfragen und damit auch für Fachkräfte-Nachschub zuständig ist. Axel Haitzer hat Tipps rund um die unternehmerische Fragestellung gesammelt: „Was müssen wir tun, um effizient qualifizierte und motivierte Bewerber anzuziehen?“ 365 Ideen veröffentlicht er in seinem Buch, weitere 842 macht er Buchbesitzern auf seiner Homepage (www.Quergeist.de ) zugänglich. Er gibt den Lesern aber auch die eine oder andere Aufgabe mit. „Dieses Buch ist kein Ratgeber, keine Sammlung von Best-Practice-Beispielen, keine Quelle absoluter Weisheit“, sagt er. Vielmehr ist es ihm wichtig, dass das Buch als „Quelle der Inspiration“ verstanden wird – und als Arbeitsbuch. Ein Beispiel: Natürlich können Monteure mit einem rückenfreundlichen Bürostuhl nichts anfangen, mit einem guten Autositz aber schon. Oder das Bewerbungsgespräch, das in einer ganz besonderen Location stattfindet (siehe unten): in dem von der eigenen Firma realisierten Bauobjekt.
Wer sich und sein Unternehmen auf den ersten Blick über die knapp 300 Seiten nicht wiederfindet, kann das Buch dennoch nutzen: zum einen als „Rohstofflieferant“ für Ideen und Innovationen, zum anderen als gute Übung: sich den Ideen einfach mal öffnen und nicht gleich die Schublade „Das ist nichts für uns“ aufziehen. Ob man Gefahr läuft, derart als „Ideenkiller“ Kahlschlag zu betreiben, lässt sich übrigens ab Seite 272 überprüfen: „Verbale Keulen, um Ideen abzuwürgen!“ heißt das aufschlussreiche Kapitel.
Einige der 365 Tipps aus Haitzers Buch begleiten die siebenteilige Serie „Fachkräfte im Metallbau“, die das Fachmagazin metallbau in seinen Printausgaben ab Mai 2012 veröffentlicht. Weitere ausgewählte Beispiele stellen wir mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlages nachstehend vor – als Anreiz für alle, die sich näher mit dem Thema „Fachkräfte„ und den nützlichen Vorschlägen im Buch von Axel Haitzer beschäftigen möchten. -   20 Das Bewerbungsgespräch findet in einer ganz besonderen Location statt: auf einem Leuchtturm, der Zugspitze, dem Fernsehturm, der Dachterrasse des höchsten Gebäudes der Stadt.
-   28 Die Einladung zum Gespräch sieht ganz besonders aus und könnte ähnlich einer Einladung zu einer Feierlichkeit aufgemacht sein; die Einladung sollte nicht allzu förmlich wirken (je nach Position natürlich); der Bewerber wird je nach Lage abgeholt bzw. die Anreise wird für ihn komplett organisiert.
-   31 Die Firma beantwortet vor der Bewerbung meine Checkliste oder hat die Fragen bereits vorausschauend auf der Website (Bilder, Grafiken, Text, Video…) überzeugend beantwortet – hier einige Punkte meiner Checkliste:
·        Warum ist die Stelle frei?
·        Wo steht das Unternehmen heute und wo will es in drei Jahren stehen?
·        Welche Rolle spielt die zu besetzende Position bei der Strategieumsetzung?
·        Wann wurde die letzte Mitarbeiterbefragung durchgeführt? (Was waren die positiven Ergebnisse und was die verbesserungswürdigen Themen hieraus?)
·        Was erwarten die unmittelbaren Vorgesetzten?
·        Wie wird im Unternehmen kommuniziert?
-   35 Potenzial schlägt Erfahrung, Noten und Abschlüsse. Mich motiviert, wenn sich die Firma erst in der zweiten Runde für Noten und Abschlüsse interessiert und sich erst mal nur mit meinem Potenzial beschäftigt; und besonders auch, ob mein Profil mit der Position im Einklang steht (…)
-   49 Social-Media-Bewerbung: Anstelle den Bewerber selbst zu googeln etc., fordert ihn der Arbeitgeber auf, seine Links zu Plattformen wie Facebook, XING etc. anzugeben. Der Bewerber spart sich damit den Aufwand, die Sachen nochmals zu schreiben, der Arbeitgeber Recherchen, und beide zeigen, dass sie mit neuen Medien zurechtkommen.
-   93 Kleinere und mittlere Unternehmen tun sich über den Berufsverband, die Innung oder Kammer zusammen, um Mitarbeitern Abwechslung zu bieten. Die Firmen tauschen regelmäßig einige Mitarbeiter aus, das hat für alle Vorteile: Die Bewerber müssen nicht bei großen und/oder internationalen Konzernen arbeiten, um Abwechslung bezüglich der Standorte/Bereiche zu erleben, die Firmen haben Mitarbeiter, die über den Tellerrand schauen – so kommt der Bäckerlehrling aus München z.B. nach Berlin oder Hamburg, zeigt denen, wie man bayrische Brezen macht, und lernt dafür andere Dinge – natürlich zieht das Bewerber an.
-   101 Bieten Sie den Mitarbeitern die Möglichkeit an, sich auf Firmenkosten Fachliteratur zu kaufen oder Messen, Veranstaltungen etc. zu besuchen. Geben Sie den Mitarbeitern die Chance zur Inspiration, Kreativitätssteigerung und Innovationsfähigkeit.
-   122 Konzentrieren Sie sich einzig und allein darauf, dafür zu sorgen, dass Ihre Mitarbeiter sich freuen, am Montag wieder zu arbeiten. Noch ein Tipp: Es geht nicht um Geld und Boni.
-   135 Wichtiger als man denkt: eine Spitzen-Kaffeemaschine. Jeden Tag trinken die Mitarbeiter literweise Kaffee. Jeden Tag sollen sie sich über den Kaffee freuen. Ein nicht zu verachtender informeller Faktor, der schon beim Bewerbungsgespräch Eindruck schinden kann.
-   152 Vermittler bei Problemen zwischen Kollegen bereitstellen.
-   161 Die anfallende Arbeit wird nicht nach Stellenbeschreibung zugewiesen, sondern nach persönlichen Stärken und Vorlieben aller Kollegen im Team verteilt. So macht jeder nicht nur die Dinge, die er perfekt kann, sondern auch nur die, die er gerne tut.
-   163 Es gibt im Unternehmen nachvollziehbare Kennzahlen und Kriterien als Erfolgsmaßstab, damit jeder seinen Leistungsstand beurteilen kann; mir ist sehr wichtig, dass ich jedes Jahr besser werde.
-   294 Mit fällt zum Thema ein Zitat von Gary Hamel, einem Managementberater und Bücherschreiber, ein, das ich mir gespeichert habe, weil ich es so treffend finde und aus eigener leidvoller Erfahrung bestätigen kann: „Wer schon mal länger in einem großen Unternehmen beschäftigt war, weiß, dass die Erwartung, solche Organisationen könnten strategisch flink und rastlos innovativ sein oder faszinierende Arbeitsplätze bereitstellen, der Hoffnung ähnelt, ein Hund könnte lernen, Tango zu tanzen.“ – Ich frage mich, warum es dann aber Heerscharen gerade zu den Konzernen hinzieht? Und darauf baut meine Idee auf: Mittelständler, wacht auf! Beweist den Leuten, wie innovativ und schnell ihr seid. Zeigt, dass ihr faszinierende und abwechslungsreiche Arbeitsplätze anbietet, die alles andere als langweilig sind! Ihr braucht also statt staubtrockener Einheitsblablaanzeigentexte nur mal eure zweifelsohne vorhandenen Vorteile deutlich, ansprechend und mitreißend rausstellen, und die Bewerber kommen in Strömen!

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