SWM Metall­bautechnik

Alles, was ein bisschen anders ist als der Standard

Schaufenster für Hermes und Chanel, rostige Fassaden für ­einen Scheich, Sicherheitstüren für einen Stararchitekten und das Bundeshaus in Bern – wenn es um Projekte geht, die nicht dem Standard entsprechen, ist die Expertise von SWM Metallbautechnik gefragt. Das ­Schweizer Unternehmen in Biglen feierte 2022 sein 25-jähriges Bestehen.

Wenn Architekten sich einen Entwurf in den Kopf gesetzt haben, der schwierig umzusetzen ist, kommen Planer auf SWM Metallbautechnik zu. Das Metallbauunternehmen mit Standort nahe Bern hat sich den Ruf erworben, auch für spezielle Designwünsche Lösungen zu finden. „Man kennt uns in der Schweiz als Firma für das Spezielle!“, sagt Firmeninhaber Christoph Wyler nicht ohne Stolz.

Die Erfolgsgeschichte von SWM Metallbautechnik ist eng mit seiner Persönlichkeit verknüpft. Als Vollblutunternehmer bezeichnet er sich und als jemanden, den es reizt, wenn ein Projekt risikobehaftet ist. „Viele wollen sich an solchen risikoreichen Projekten nicht die Finger verbrennen, aber ich war nie an Standardprojekten interessiert, bei denen wir Zehntausende Quadratmeter Fassade umsetzen könnten. Knifflige Aufgaben, die das Praktische mit dem Schönen verbinden – so etwas wollte ich immer machen“, betont Wyler. Seine Frau und Mitgründerin Beatrice Wyler unterstützt ihn dabei. Wyler fügt hinzu: „Wir hatten immer das Glück, dass wir an Aufträge kamen, die sich nicht nach den Regeln eines Fachbuchs umsetzen ließen, sondern etwas Neues verlangten, das es so noch nicht gab.“

Prominente Wegweiser

Begonnen hat eine Riege künstlerischer Projekte mit dem Auftrag für ein Lichtband für den Bundesplatz in Bern. Einer der wichtigsten Plätze der Eidgenossenschaft wurde komplett neu gestaltet. Die Einweihung war zum August 2004. Eine Fläche mit Steinplatten aus Valser Gneis wird von einem leicht geschwungenen Lichtband durchschnitten, das die Bewegung der Menschen Richtung Bundeshaus widerspiegeln soll. Wyler erinnert sich: „Die Anforderungen an das Lichtband aus Edelstahl und Glas waren hoch. Es musste nicht nur leuchten und der Witterung und dem zweimal wöchentlich stattfindenden Wochenmarkt standhalten. Auch ein Schützenpanzer sollte darüber rollen können.“

Beim nächsten „Kunstprojekt“ ging es dann hoch hinaus. Besucher des Zentrums Paul Klee in Bern sollten schon von der Autobahn aus mit Hilfe eines überdimensionalen Wegweisers leichter den Weg zum Museum finden. Der Wegweiser sollte nach einer Zeichnung des Malers gestaltet werden, so der Wunsch des italienischen Designers Renzo Piano. Das warf Probleme auf. Wyler erzählt: „Die Vorlage war ein Aquarell von Paul Klee von 1937 im Format von etwa 40 mal 20 Zentimeter. Die Konturen des darauf abgebildeten Pfeils sind unscharf und ausgefranst. Nun sollte er als 20 Meter hoher Turm aus Stahl umgesetzt werden. Man kann sich vorstellen, wie schwierig es war, die Menge an Daten so aufzubereiten, dass sie sich im 25 mm starken Stahlblech umsetzen ließen.“

Wegweisendes Projekt

Ein Großauftrag, der für die weitere Entwicklung des Metallbauers prägend war, kam 2006 mit einer Anfrage, Brandschutzelemente für das Westside in Bern zu liefern. Das Shoppingcenter, das 2008 eröffnet wurde, entstand nach Plänen des Stararchitekten Daniel Libeskind. „Sein Wunsch war es, dass auch die Brandschutztüren gut aussehen, und die Schiebetüren sollten ohne Rahmen auskommen“, erinnert sich Wyler.

Das Thema Brandschutz ist eine Kernkompetenz des Unternehmens, doch dies war eine besondere Herausforderung. „Ganz ohne Rahmen konnten wir die Türen nicht herstellen, aber wir haben sie weitestgehend minimiert; in Folge haben wir Brandschutzprodukte entwickelt, die nach wie vor einzigartig in Europa sind“, so der Geschäftsführer.

Mit diesem Projekt mit einem Auftragsvolumen über drei Millionen Schweizer Franken erfuhr die Erfolgsgeschichte der Firma aus dem Emmental einen gewaltigen Schub. Die kleine Metallbaufirma konnte Kapazitäten ausbauen und Mitarbeiter einstellen. Zwischen 2006 und 2008 wuchs die Firma auf 35 Mitarbeiter; heute zählt der Betrieb 52.

Die damals entwickelte Brandschutztür namens „transparent“ ist in Schweizer Firmenzentralen, Banken und der Generalbank in Luxemburg eingebaut. Seither ist die Firma gefragt, wenn es um den Einbau von Sicherheitslösungen mit hohen Anforderungen an die Ästhetik geht. Das Bundeshaus in Bern beauftragte SWM, als der Besuchereingang neu gestaltet werden sollte. Wyler beschreibt die Anforderung: „Wenn Besucher das Regierungsgebäude betreten und durch diverse Sicherheitsschleusen in die Besucherlounge geleitet werden, sollten die eingebauten Elemente nicht nur funktional sein, sondern auch ästhetischen Ansprüchen genügen.“

Wenn die Ästhetik Vorrang hat

Schön und gleichzeitig funktional – diese Anforderungen haben auch die Kunden, deren Namen alleine für Luxus und Eleganz stehen: Chanel und Hermes. Die „vornehme“ Kundschaft hat ganz genaue Vorstellungen, wie ihre Fassaden und Schaufenster auszusehen haben. Für die Ladenfassaden von Hermes stammt das Konzept von einem Pariser Architekten. „Wie die schönen Elemente dann letztendlich realisiert werden, dafür interessiert sich eigentlich niemand“, konstatiert Wyler. So mussten für die Boutiquen in der Schweiz auch Vorgaben zur Wärmedämmung umgesetzt werden. „Wir bauten daher eine Isolierung ein, die die Ästhetik nicht beeinträchtigt.“ Für den Inhaber gehört die handwerkliche Umsetzung der Schaufensterfassaden für den Stammkunden Hermes zu den Herzensprojekten.

Auch für eine ganz besondere Treppe war das Können von SWM gefragt. Der Architekt hatte eine Treppe designt, die sich ganz frei nach oben schwingt und bei der jede Biegung einen anderen Radius hat. „Architekten machen sich keinen Kopf, wie sich das umsetzen lässt, was sie kreieren. Dazu sind wir da“, sagt Wyler. Die Treppe wurde vollständig in der Halle bei SWM aufgebaut, vermessen, demontiert, beschichtet, nach Zürich transportiert und in der Hermes-Boutique aufgebaut. „Bei der Montage hatten wir einen Spielraum von maximal zwei bis drei Millimeter, um die Kunststeinelemente auf die Tragwerkskonstruktion zu positionieren. Die Staketen – also die Geländerstäbe für die Treppen – mussten wir aus einem massiven Blech herausfräsen.“ Eine Auftragsarbeit ganz nach Wylers Geschmack, denn „je schwieriger die Geometrie, desto größer der Ansporn für SWM, dies technisch perfekt umzusetzen.“ Seine Mitarbeiter dürften diese Aufgabe dann übernehmen, erzählt Wyler mit einem Augenzwinkern. Dafür dass sie gut ausgebildet sind, trägt das Unternehmen selbst Sorge.

Die Freude am Metier weitergeben

Seit 1999 hat SWM Metallbautechnik insgesamt 52 Lehrlinge ausgebildet. Der erste Lehrling war bis 2022 im Betrieb beschäftigt, zuletzt als Meister. „Jetzt macht er sich selbstständig und wird zu unserem Mitbewerber“, erzählt Wyler. Den Inhabern ist es ein Anliegen, nicht nur die Besten zu fördern und weiterzubringen: „Wir haben auch immer Platz für diejenigen, die schulisch nicht ganz so stark sind, oder eine Beeinträchtigung haben.“ Die Digitalisierung hat den Beruf stark verändert. „Stand früher die Anwendung des Werkzeugs im Mittelpunkt, muss man heute in den Programmen fit sein. Auch die Art des Denkens muss eine andere sein“, resümiert Wyler. Für die planungsintensiven Projekte sieht sich das Schweizer Unternehmen gut aufgestellt. „Wir möchten die gesamte Wertschöpfung bei uns haben und unsere Mitarbeiter profitieren intern von kurzen Wegen.“ Für die Monteure, die vor Ort die Produkte aufbauen, sind die Wege manchmal etwas länger. Neben den europäischen Hochburgen der Luxusdesigner verschlägt es die Metallbauer aus Biglen auch mal nach Afrika, Brasilien oder auf die arabische Halbinsel.

Nur ein 10 x 10 cm großes Muster war die Vorlage für die Fassaden eines „Gartenhauses“ in Kuwait. Auftraggeber: ein Scheich.  Der Schweizer Metallbauer kam über verschlungene Pfade ins Spiel: „Ein Architekturbüro in London kannte ein Planungsbüro in Bern, das uns angesprochen hat. Es ging um Außen- und Innenfassaden mit riesigen Toren aus Cortenstahl. Die Oberfläche aus korrodiertem Stahl hat ein besonderes Aussehen. Dieser Auftrag war schon recht speziell“, erinnert sich Wyler.

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